Zygmunt Miloszewski: Domofon

Originaltitel: Domofon

Deutsch von Jan und Katarzyna Opielka

Deutsche Erstausgabe Januar 2008

c 2005 Wydawnictwo W.A.B., Warschau

c 2008 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. Kg, München

ca. 380 Seiten / 14,00 €

COVER:

Agnieszka und Robert sind frisch verheiratet und ziehen nach Warschau, in einen Wohnblock im Stadtviertel Brodno. Sie haben das Haus kaum betreten, da finden sie im Aufzug die Leiche eines jungen Mannes mit abgetrenntem Kopf. Kein guter Anfang für das langersehnte Stadt- und Eheleben. Und es kommt noch schlimmer: Robert wird von wahnhaften Afällen gebeutelt, Agnieszka hat schreckliche Alpträume – womit sie nicht allein ist. Der große Wohnblock steht halb leer, doch so gut wie alle der übrig gebliebenen Bewohner werden von Alpträumen geplagt, so furchtbar, dass sie um keinen Preis jemals das Ende des Traums erleben wollen. Und eines Tages schließt sich das Haus. Keiner der Bewohner kann es mehr verlassen, Telefone und Computer funktionieren nicht…

REZENSION:

Miloszewskis DOMOFON beginnt mit einem Zitat aus Stephen Kings Blockbuster “Shining”. Dadurch ist die Richtung der Geschichte bereits vorgegeben: Ein Haus und seine Geister dreht durch….

Ganz so einfach macht es uns Zygmunt Miloszewski jedoch nicht: Er zitiert zwar ein sehr hochwertiges und gutes Buch – versucht aber glücklicherweise nicht, diese intensive Geschichte zu kopieren. Dadurch kann er glaubhaft bleiben und sich in seinem eigenen Buch austoben.

Nichts desto trotz ist die Verwandtschaft zu Kings Shining nicht zu verleugnen – immerhin handelt es sich ebenfalls um eine Geschichte in einem Haus, dass nicht nur die Einwohner mehr und mehr um den Verstand bringt.

Miloszewskis Haus ist ein Hochhaus mitten in Warschau, welches plötzlich beginnt, seine Mieter einzusperren und mit sämtlichen Horrorzutaten zu bedrängen. Dadurch ist eine gut gezeichnete, blutige Horrorgeschichte entstanden, auf die ich schon länger gewartet habe. Immerhin gab es schon lange keinen echten “klassischen” Horrorroman mehr. Wer somit nichts gegen die üblichen – beinahe Klischeehaften –  Zutaten hat und sich einfach mal wieder schön gruseln möchte, der ist bei Domofon an der absolut richtigen Adresse.

Ebenso wie im zitierten “Shining” schafft es Zygmunt Miloszewski geschickt, den Leser zu fesseln und durch die ins unermessliche steigende Spannung an die Blätter des Buches zu fesseln. Sehr interessant legt er auch die unterschiedlichsten Charaktere eines Mietshauses vor, die Anfangs insbesondere durch ihre vermeintliche Anonymität glänzen, was sehr an die Gegebenheiten der realen Welt erinnert: Wieviele Hochhäuser gibt es, deren Mieter nicht einmal den eigenen Nachbarn kennen?

Wer also mal wieder eine echte und schonungslose, klassische Horrorgeschichte lesen möchte – und nicht auf die üblichen Orte in den USA festgelegt ist – dem sei dieses Buch ans Herz gelegt – es wird den Leser sicherlich nicht enttäuschen.

Eine kleine Anmerkung hätte ich jedoch noch:

Ich liebe solche Romane – sofern sie gut geschrieben sind und zu fesseln wissen. Dies kann der vorliegende Roman auch perfekt einhalten. Leider hat das Buch eine sehr untypische Aufmachung und ich wäre beim Stöbern in einem Buchladen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an diesem Werk vorbeigegangen. Es müsste wirklich etwas geschickter verpackt werden – auch wenn manche (wie ich ebenso) der Meinung sind, dass allein der Inhalt zählt – aber man will so ein Buch ja auch verkaufen und dafür sollte es den Genreleser auch anhand des Covers und der Coverbeschreibung zu überzeugen wissen.

In diesem Sinne: Lest dieses Buch!

Jürgen Seibold/05.02.2008

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*