Wolfheinrich von der Mülbe: Die Zauberlaterne

Ungekürzte Taschenbuchausgabe Piper Verlag GmbH, München

August 2005

c 2003 Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main, Wien und Zürich

ca. 440 Seiten

COVER:

Echte Ritter ziehen in die Schlacht, töten Drachen und heiraten liebreizende Prinzessinnen. Kunibert tut nichts dergleichen, und Frau Schute hat es satt, daß ihr Sohn faul auf Burg Scharfenstein herumsitzt. “Du bist ein Waschlappen!” ruft sie und schickt ihn bei Wind und Wetter vor die Tür. Ein echter Ritter, so weiß Kunibert, macht sich erst einmal auf die Suche nach einer Gemahlin. Und da er ein Sonntagskind ist, findet er bald die geeignete Prinzessin. Doch wie es sich gehört, hat der Held vor der Hochzeit drei Aufgaben zu erfüllen. In seinem Fall gilt es, das verwunschene Rasierzeug des zukünftigen Schwiegervaters wiederzufinden..

Kenntnisreich und ironisch spielt der Autor in diesem zauberhaften Roman mit Zitaten aus Märchen und phantastischer Literatur, immer mit einem Augenzwinkern und einem sehr liebevollen Blick auf seine Figuren.

Wolfheinrich von der Mülbe (1879 – 1965) war Übersetzer und Privatdozent für Kunstgeschichte. Neben seinem legendären Roman “Die Zauberlaterne” (1937), zu dem ihn die Werke von Erich Kästner und Kurt Tucholsky inspirierten, schrieb er Gedichte und zwei Kriminalromane. Nach längeren Aufenthalten im Ausland, unter anderem in Paris, Florenz und Kopenhagen, lebte er in München.

REZENSION:

Mit seinem 1937 veröffentlichten Roman “Die Zauberlaterne” zeigte Wolfheinrich von der Mülbe, daß er eigentlich seiner Zeit erheblich voraus war.

In “Die Zauberlaterne” spielt von der Mülbe mit so ziemlich allem, was man in der Märchen- und Fantasy-Ecke ergreifen kann.

Er befriedigt die klassischen Märchenklischees – der Ritter muss drei Prüfungen bestehen, um die Hand der Prinzessin zu erhalten – genauso, wie die gängigen Inhalte phantastischer Literatur. Dies alles unwahrscheinlich ironisch verpackt und eingängig erzählt.

Man denkt Anfangs, es handelt sich schlicht und einfach um Quatsch: Wo sonst muss ein Ritter ein verwunschenes RASIERZEUG(!) suchen?

Seine Erzählweise ist und bleibt aber von Anfang an erfrischend und voller Anspielungen auf die damals bekannte Fantasyliteratur und den, doch jedem bekannten, Erzählungen des Märchengenres.

Man merkt sehr deutlich, daß es eine nicht zu verachtende Zeit vor Harry Potter gab und aus diesem Grund werde ich dieses Buch auch im Kinderzimmer deponieren und meiner Tochter – noch kann sie nicht lesen – lange vor Harry Potter empfehlen.

Kurz gesagt: witzig, ironisch, spannend, erfrischend und ein wenig übertrieben – also alles was ein Märchen braucht und somit nur zu empfehlen…

Jürgen Seibold/02.10.05

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