Will Hofmann: Götter

© 2016 b Will Hofmann

Fabulus Verlag

ISBN 978-3-944788-34-0

ca. 400 Seiten

COVER:

Mitten in Deutschland: Selbst ernannte Götter halten Menschen als Sklaven.

In Deutschland gibt es vier geheime Reservate, in denen, nach Geschlechtern getrennt, Männer und Frauen wie Sklaven gehalten und körperlich sowie sexuell durch sogenannte Götter ausgebeutet werden. Diese gebärden sich zu ihrem eigenen Vorteil als Herren über Leben und Tod und führen über ihre Untertanen ein strenges Regiment bis hin zur Todesstrafe. Diesem Terrorregime entfliehen unabhängig voneinander Agnes und Günter. Sie treffen sich zufällig in der Freiheit, tun sich zusammen und müssen das zivilisierte Leben von Grund auf neu lernen. Mithilfe von Freunden gelingt ihnen dieser Prozess erstaunlich schnell. Zugleich entsteht bei ihnen der Wunsch, die vermeintlichen Götter zu entmachten. Werden sie diesen Kampf erfolgreich bestehen?

REZENSION:

Bei Will Hofmanns Roman GÖTTER handelt es sich eine durchweg interessante Idee, die ihre Thematik natürlich ein wenig Plakativ darstellt, man sich aber trotzdem die ganze Zeit fragt, ob so etwas in unserem Umfeld prinzipiell möglich sein könnte. Gleichzeitig ist es eine schöne Parabel über die Abhängigkeiten, die in abgeschlossenen Sekten entstehen können.

GÖTTER handelt hauptsächlich von Agnes und Günter, die beide jeweils in einem von insgesamt vier geheimen Reservaten aufgewachsen und aufgezogen worden sind. Diese Reservate leben beinahe autark – lediglich besucht von ihren Göttern, die ab und an vorbeikommen, gebastelten Tand einsammeln und auch manchen Einwohner als etwas Besonderes auswählen und diesen mitnehmen. Einige Zeit wird die Bewohnerin oder der Bewohner wieder zurück gebracht – interessanterweise wächst dabei sehr oft etwas im Bauch der weiblichen Auserwählten heran. Kurz vorm Niedergang werden diese Frauen wieder geholt und einige Zeit ohne Bauch wieder zurückgebracht. Darüber hinaus gibt es etwas später einen kleinen neuen Mitbewohner, der von den Göttern gebracht wird.

Sehr schnell findet man heraus, dass es sich hierbei um eine moderne Sklaverei handelt und die Götter nichts weiter als Ausbeuter der Reservatsbewohner sind.

Unabhängig voneinander flüchten Agnes und Günter aus ihrem Reservat. Einige Zeit später treffen sie sich auch im relativ naheliegenden Wald und kommen sich näher.

Beim anfänglichen Überlebenskampf und dem Kennenlernen von ganz normalen Gegenständen oder gar Tieren macht die Geschichte am meisten Freude zum Lesen. Ein wenig fühlt man sich an vergangene Zeiten erinnert, als es in den 80ern ein kleiner Film zum Blockbuster gebracht hat: Die blaue Lagune. Mal davon abgesehen, dass dies gleichzeitig für viele Jugendliche beinahe ein Aufklärungsfilm war, erlebte man auch hier die Problematiken des Unbekannten. Der Vergleich hinkt natürlich gewaltig, nichts desto trotz gab es bei mir diesen kurzen Erinnerungsfetzen, da Agnes und Günter sehr ähnlich auch ihre ersten Gehversuche in Sachen Sex durchführen.

Die Idee der vier Reservate ist wirklich außerordentlich interessant. Die Geschichte eingängig erzählt und für ein Debüt wirklich nicht schlecht. Ein wenig störend waren die unterschiedlichen Zeitebenen, die man erst einmal verstehen musste – zum Glück fügte der Autor alles an der richtigen Stelle wieder zusammen.

Auf dem Weg zur Auflösung wirkte alles ein wenig konstruiert und schnell abgehandelt. Gleichzeitig aber mit historischen Aufklärungen, wieso es ein autarkes Gebiet in Deutschland gibt, einigermaßen plausibel dargestellt.

Alles in allem ein recht gelungener Roman, der mich sehr gut zu unterhalten wusste, dessen hektisches Ende jedoch noch etwas mehr Tiefe vertragen könnte.

Jürgen Seibold/31.03.2016

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