Ursula Niehaus: Das Heiligenspiel

c 2008 Knaur Verlag

ca. 570 Seiten

COVER:

Die junge Anna entspricht nicht gerade dem Schönheitsideal ihrer Zeit, aber mit Klugheit und Witz schlägt sie sich tapfer durchs Leben. Als sie das Opfer einer Intrige wird, wird sie aus ihrer geliebten Heimatstadt verjagt. Erst bei Oda, einem alten Kräuterweib, das mitten im Wald lebt, findet Anna Aufnahme und lernt bei ihr alles über die heilende Kraft der Natur. Nur Oda ist es auch zu verdanken, dass Anna schließlich nach Augsburg zurückkehren darf. Doch bald droht neues Unheil, denn durch einen unglücklichen Zufall kommt das Gerücht auf, Anna sei eine Hungerheilige. Mehrfach versucht Anna den Irrtum richtigzustellen, doch der Glaube ihrer Mitbürger, die ihre klugen Ratschläge und ihre Heilkunst zu schätzen wissen, ist stärker. Bald pilgern die Menschen von weit her zu ihr, von der sie sich Genesung und Trost erhoffen. Doch Anna weckt bei den Menschen auch noch andere Gefühle als Verehrung und Anbetung: Als sie den reichen Kaufmann Anton Welser kennenlernt, ist er nicht nur von Annas ungewöhnlicher Klugheit fasziniert – und das Verhängnis nimmt seinen Lauf…

Ursula Niehaus verwandelt in diesem Roman die in der Geschichtsschreibung umstrittene Figur der Anna Laminit in eine faszinierende Frauengestalt.

Ursula Niehaus wurde 1965 geboren. Ihre Leidenschaft für Stoffe führte dazu, dass sie sich nach dem Studium mit einem Stoffgeschäft selbständig machte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem kleinen historischen Winzerstädtchen am Rhein.

Das Heiligenspiel ist nach Die Seidenweberin ihr zweiter Roman.

REZENSION:

Ursula Niehaus legt nach ihrem fulminanten Debut “Die Seidenweberin” mit “Das Heiligenspiel” erneut einen umfangreichen historischen Roman vor, der sich diesmal um die in der Geschichtsschreibung recht umstrittene Figur der Anna Laminit handelt.

Man erkennt abermals sehr deutlich die Affinität der Autorin zum ausgehenden Mittelalter. Dies zeigt sich insbesondere durch die sehr detailreiche Darstellung der damaligen Zeit und brilliert durch einen Faktenreichtum, den man in vielen historischen Romanen vergeblich suchen muss. Man merkt einfach, dass ein Roman nicht nur durch die Nennung seiner Zeit zu Leben erwacht, sondern dies viel stärker von statten geht, wenn sich der Autor – wie in diesem Frau Ursula Niehaus – mit den Begebenheiten und Darstellungen der betreffenden Epoche befasst und diese auch detailverliebt vor des Lesers Augen darlegt.

Man erkennt förmlich den Aufwand der Autorin während des Recherche-Prozesses zu diesem Werk – dementsprechend gut ist auch das Leben in dieser interessanten Epoche dargestellt.

Im Gegensatz zu ihrem Erstlingswerk kommt man aber nicht sanft gleitend in die Geschichte hinein, da man trotz der lebendigen Darstellung und Erzählweise nicht so schnell Zugang zu ihrer Hauptdarstellerin findet. Dies sorgte leider dafür, dass meiner Meinung nach “Die Seidenweberin” weiterhin unangefochten auf dem ersten Platz der Autorin stehen bleibt – “Das Heiligenspiel” aber nicht allzu weit davon entfernt ist und zeigt, dass nicht nur die Quantität der deutschen Autoren im historischen Genre steigt, sondern auch die Qualität, was die Auswahl des Lesers  nicht gerade einfacher macht.

Kurz gesagt: Ein sehr interessanter, stimmiger, fundierter und lebendiger Schmöker für jeden Fan dieses Genres.

Jürgen Seibold / 05.09.2009

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*