© Timo Leibig
1. Auflage, November 2014
COVER:
»Sie würden also alles für Romina tun?« Dr. Richters Stimme bebte ein wenig.
»Alles«, sagte ich entschieden.
Er strich mit Daumen und Zeigefinger den überschüssigen Speichel vom Rand seiner Unterlippe. Dann fragte er: »Auch einen Mord?«
»Ja«, sagte ich nach kurzem Zögern. »Auch einen Mord.«
Niklas trauert seiner Jugendliebe Romy nach – seit zwölf Jahren. Er kann nicht ertragen, dass sie sich von ihm trennte, und sucht nach professioneller Hilfe.
In der Therapie treffen der emotionale Niklas und der rationale Dr. Richter aufeinander – und es beginnt ein Spiel um die Frage: Wie weit geht Niklas für seine große Liebe?
Diese Frage muss er beantworten, als Romy von einem Unbekannten bedroht wird. Und Niklas erkennt, dass die Liebe zwar das Schönste für ihn ist, aber auch das Schlimmste aus ihm hervorlockt.
REZENSION:
Timo Leibig konnte bereits mit seinem Thriller „Blut und Harz“ eine sehr hochwertige, rasante und spannende Geschichte vorlegen, die geschickt Elemente aus verschiedenen Genreabgrenzungen zu verweben wusste.
Nun legt er mit „Herznote“ erneut einen Thriller vor – ohne jedoch seinen Blick in angrenzende Randbereiche unterschiedlicher Genres schweifen zu lassen. „Herznote“ ist vielmehr ein Psychogramm eines abgrundtief verliebten Jungen, der sich durch die – nach kurzer Erfüllung während seiner Jugendtage – Nicht-Erlangung seiner Liebsten in Behandlung bei einem nicht minder interessanten Psychologen befindet.
Die Geschichte wechselt dabei geschickt zwischen den Erlebnissen von Niklas und Romy und den später stattfindenden Gesprächen zwischen Niklas und seinem ihn therapierenden Dr. Richter.
Allein durch eine ganz bestimmte Frage Dr. Richters wird einem als Leser klar, dass sich nach und nach etwas unausweichliches anbahnt und somit gelangt man immer mehr in den Sog eines irgendwie unüberlegt aber nachvollziehbar handelnden, verliebten Mann, der absolut alles für seine Jugendliebe zu tun bereit ist.
Im Gegenzug zu „Blut und Harz“ ist „Herznote“ nicht gespickt mit rasanter Action – nichts desto trotz zieht die Geschichte einen in den Bann und sobald man sich dieser interessant und eingängig erzählten Story hingibt, kann man auch nur noch schwer von ihr loslassen. Sicher, manch erzählte Handlung beziehungsweise Tat des Niklas lässt einen nur schwer daran glauben, dass man allein durch einen nichterfüllte Liebe auch in späteren Jahren so handeln könnte – aber: was wäre, wenn dem doch so ist?
Somit entsteht ein sehr interessanter Weg in Richtung Niedergang und man bleibt mit wechselhaften Gefühlen beim Schließen des Werkes zurück.
Erneut ein hochwertiger Thriller – mal ganz ohne mystischen Einwürfen – und abermals durchweg empfehlenswert. Ich denke, diesen Autor sollte man mindestens ein klein wenig im Auge behalten – hier wird man nach jetzigem Eindruck nur schwer enttäuscht werden.
Jürgen Seibold/26.12.2014
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