vollständige Taschenbuchausgabe 2005
c 2005: Thomas Pfanner
c 2005 der deutschsprachigen Ausgabe: Eldur Verlag, Aachen
ca. 235 Seiten / 8,95 €
COVER:
Am heißesten Tag des Jahres marschiert ein Mann im Regenmantel in den Kölner Dom und ermordet eiskalt den Weihbischof und einen Fonds-Manager im Beichtstuhl. Was zuerst wie ein spektakulärer, aber rasch zu lösender Fall von Rache an einem korrupten Manager aussieht, entpuppt sich zusehends als unglaubliches Sammelsurium krimineller Machenschaften. Der Manager verantwortete einen Immobilien-Fonds, der seine Anleger betrügt, und wollte gerade aussteigen, als ihn die Kugel traf. Offensichtlich war das ergaunerte Geld für einen sehr konkreten Zweck gebunkert worden. Und was für eine Rolle spielt ein steinreicher junger Mann, der an diesem Fonds beteiligt ist, aber jeden Grund hat, die Betreiber zu hassen?
Die Spuren führen aus allen Richtungen zu einem sehr einflussreichen Kardinal, dessen Chancen bei der anstehenden Papstwahl stündlich steigen. Und zu einem Mann, der mit diesem Kardinal noch eine Rechnung zu begleichen hat…
Dieser Kriminalroman ist von der Dimension der Verschwörung her in der Tradition amerikanischer Thriller, dabei schön regional und schrullig-deutsch. Das Richtige für Leser, denen die fetten Ami-Schinken zu pompös sind, sich aber gleichzeitig nicht mit kleinen, regionalen Abrechnungen abgeben möchten. Zielgruppe: Geschädigte von Immo-Fonds, Gläubige, die der Kirche misstrauen, Leser, die ein paar Schlagzeilen der Vergangenheit lustvoll wiedererkennen möchten.
Zum Autor:
Thomas Pfanner wurde 1956 geboren auf der Flucht als Sohn einer ungarischen Dissidentin. Nach Jahren in den Bergen Montanas Studium in vier verschiedenen Richtungen in Braunschweig. Anschließend lange Jahre in wechselnden Positionen in Altenheimen tätig. Daneben Karriere als Hacker, bis heute ohne Vorstrafe. Vielfacher Alimente-Zahler, trotz IQ von 136. Führt seit Jahren bei Flugschauen in den USA Kriegsflugzeuge des deutschen Reichs vor. Beschäftigt sich zur Zeit mit dem Wiederaufbau einer Focke-Wulf 190D.
REZENSION:
Wie man meinen bisherigen Kritiken über Bücher des Eldur-Verlages entnehmen kann, hat sich dieser kleine Buchverlag durch die qualitativ hochwertigen Inhalte seiner Bücher ein Eckchen in meinem Herzen gesichert.
Nichts desto trotz bleibe ich bei weiteren Büchern erstmal skeptisch.
Nun erhielt ich einen Roman, mit dem der Eldur-Verlag ein neues Verlagsgenre eröffnet: dem Thriller.
Es soll sich dabei um eine “rasante, actiongeladene Mischung aus Detektivgeschichte, Verschwörungsthriller und Kirchenkritik (…) mit einer Prise Erotik und sehr viel schwarzem Humor” handeln, in dem bereits am Anfang ein Immobilien-Manager und dessen Beichtvater im Beichtstuhl des Kölner Domes erschossen werden.
Die beiden ungleichen und doch zusammen passenden Ermittler Daniel Joya und Katja Preuß machen sich auf Spurensuche und versuchen die Hintergründe dieses kuriosen Mordfalls zu aufzudecken.
Klingt ja alles nach einer netten aber klassischen Krimistory und man ertappt sich kurz dabei, eher an Eldur-Krimi denn an Eldur-Thriller zu denken.
Weit gefehlt!
Bei der weiteren Lektüre taucht man im Gegensatz zu den üblichen “Polizisten-suchen-Mörder”-Geschichten immer weiter in einen extrem vielfältigen und verzweigten Sumpf ein, der ohne Probleme Stoff für ein tausendseitiges Epos bieten könnte.
Thomas Pfanner packt dies alles in die unglaublich geringe Zahl von 233 Seiten – und dementsprechend rasant geht es auch zu.
Neben der genannten Mischung aus Detektivgeschichte, Verschwörungsthriller und Kirchenkritik erweitert er seine Story spielerisch um die Bereiche Terrorismus und Wirtschaftsthriller – ohne die Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Er behält dabei virtuos seine Fäden in der Hand und jagt den Leser gleich einer Achterbahnfahrt über die Seiten und durch seine Geschichte.
Gleichzeitig kann er den Leser immer wieder überraschen, da wohl etwas ähnliches sehr selten erzählt worden ist und daher seine Story größtenteils recht unvorhersehbar bleibt.
Man wundert sich zwar manchmal über die dienstlichen Tätigkeiten seiner Protagonisten (Sex? – im Swingerclub? – zu Gunsten der Fallauflösung? – kein Thema!), aber wenn man darüber hinwegsieht ist der auf der Rückseite genannte “Schwarze Humor” genauso vertreten, wie die “Prise Erotik”, die zwar wirklich nur eine Prise ist, dafür aber teilweise Hardcore-Elemente in sich trägt.
Alles in allem eine Geschichte, deren Inhalt und Themen für ganze Serien an Büchern gereicht hätte. Außerdem das erste Buch, dessen Rückumschlagstext nicht lügt.
Für jeden Thrillerfan zu empfehlen und ein sehr schöner Beginn eines neuen Eldur-Genres.
Bin ja mal gespannt, ob Thomas Pfanner noch mehr Ideen dieser Art zu bieten hat…
Jürgen Seibold/13.03.2007
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