(c) 2008 periplaneta.com
(c) der 1. Auflage: 2006 bei Thomas Manegold
ISBN 978-3-940767-05-9
COVER:
Thomas Manegold nimmt Dich mit auf einen Trip durch die Hölle des Normalen aus der Sicht eines Freaks. Dabei tritt er zuweilen wütend auf das gaspedal. Er streift den Glauben, kollidiert mit der Religion, stößt mit der Wiedervereinigung zusammen und beleuchtet die Jugendszenarien unserer Zeit. Egal ob sorgende Mutter, rebellierender Teenager oder sinnsuchender Endzwanziger, hier kommt jeder auf seine Kosten und hier bekommt jeder seinen Denkzettel:
„Unsere Kinder haben keine Selbstachtung mehr und keine Tradition, sie beginnen kurz nachdem sie im Auto vorn sitzen dürfen, verzweifelt herumzuvögeln und suchen, bis sie selbst Eltern werden, nach irgendeinem Kick, der weder christlich noch zivilisiert ist. Sie suchen in den importierten Popkulturen mit digitalen Daumenkinos vergeblich nach irgendeiner Identität. Und sie greifen nach jedem noch so dünnen Strohhalm, egal ob das ein Rapper, eine Tittenmaus, ein Prediger oder eine neue Droge ist. ihr treibt sie dorthin. Ihr seid der Feind! Nicht irgendein Rockmusiker, kein Ballerspiel und auch kein Horrorfilm und schon gar nicht irgendein gehörnter Gott. Ihr seid der Feind!“
REZENSION:
Bei Thomas Manegold’s <em>ICH WAR EIN GRUFTI</em> handelt es sich keineswegs um einen Insider-Roman über eine vermeintlich „böse“ Szene, in die sich alle verwirrten Gestalten verirren, um todessehnsüchtig das aktuelle Leben zu bedauern und das Ende der Welt herbei zu sehnen.
Bevor nun alle „Gruftis“ – und ja, damals durfte man das noch sagen – nun aufschreien: Ich darf alles nun folgende sagen, war ich doch selbst Teil dieser Szene und versuche es noch immer zu sein, da ich vom ehrlichen Grundgedanken immer noch überzeugt bin und nebenbei auch bis dato trotz meines fortgeschrittenen Alters noch immer von den musikalischen Inhalten dieser Szene uneingeschränkt überzeugt bin und lautstark genieße.
Die Szene hat sich jedoch natürlich auch in den letzten 20 Jahren sehr verändert – hat doch der Mainstream im Laufe dieser Zeit auch diesen kleinen aber feinen Lebensbereich entdeckt, und versucht diesen nun durch diverse Aktivitäten auszuschlachten. Ich persönlich finde es schade, möchte aber nun in keinster Weise ein weiteres Pamphlet beginnen, da wir uns ja um das vorliegende von Thomas Manegold kümmern möchten.
<em>ICH WAR EIN GRUFTI</em> ist ein kleines Buch von gerade mal 124 Seiten in dem sich ein Bürger in leider lediglich 76 Seiten über die Gesellschaft im Allgemeinen echauffiert. Dieser Bürger – Thomas Manegold – bewegte sich erst in der Metal-, dann in der Gothicszene, womit der Zusammenhang zum Titel hergestellt wäre. Sein Pamphlet möchte aber nicht auf diese Szene reduziert werden – Thomas Manegold erstellt vielmehr eine Abrechnung mit dem Spießertum und dem Mainstream als auch der Vermarktung der heutigen Zeit. Wie kleine Kinder folgen wir dem Rattenfänger blind, da er ja nur unser Bestes möchte – überwiegend handelt es sich dabei um den schnöden Mammon – nichts desto trotz werden wir vom Rattenfänger dezent geimpft, um Personen, die dem entfliehen möchten und damit eigene Szenen erschaffen, diesen Halt zu nehmen versuchen.
Es gibt in diesem Werk sicherlich einige Themen, mit denen nicht jeder Leser konform gehen kann – aber einige Sachen sind auch absolut nachvollziehbar und regen zum Denken an. Andere sind in ihrer Einfachheit plausibel und gültig; als Beispiel sei nur der Verweis auf die Bibel genannt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst – jedoch: wie soll man den Nächsten lieben können, wenn man mit sich selbst nicht im Reinen ist (von Liebe gar nicht zu sprechen).
Diese Gedanken tragen im Fazit überwiegend nur einen Wunsch: Seit euch selbst treu!
Somit bleibt der Titel weiterhin irreführend, da hierbei überwiegend Gruftis zugreifen, um etwas über sich selbst zu lernen(?) – Vielmehr ist im Gegenteil dazu dieses kurz gehaltene Pamphlet jedoch für absolut jedem des Lesens Mächtigen geeignet, der ein klein wenig über den Tellerrand schauen möchte und nicht nur als Lemming über die Klippe springen möchte – auf der Jagd nach etwas, was er nie auf diesem Weg finden wird.
Durch diverse, eingestreute Bandinformationen und einem sehr ehrlichen Nachruf an den verstorbenen Sänger Layne Staley erhält <em>ICH WAR EIN GRUFTIE</em> natürlich doch noch etwas mehr Nähe an die benannte Szene – nichts desto trotz ist der Inhalt allgemein betrachtet für jeden Leser dieses Landes (dieser Welt?) geeignet und vielleicht gar notwendig. Die Gedanken würden zumindest angeregt werden. Ob es demjenigen hilft, steht auf einem anderen Blatt.
Jürgen Seibold/07.08.2011
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