Originalausgabe März 2014
© 2014 Knaur Taschenbuch
ISBN 978-3-426-51349-1
ca. 541 Seiten / € 14,99
COVER:
Der Straßenillusionist Lukas Faust hat ein Problem: Auf der Suche nach seiner betrügerischen Exfreundin ist er im Faustzimmer in Staufen gelandet, wo angeblich sein Ahn Doktor Faust zur Hölle gefahren sein soll. Prompt wird er dort von einem böswilligen Zauberer angegriffen. Erst als Lukas im Handgemenge aus einem Zauberbuch einen alten Edelstein herausbricht, naht Hilfe – in Gestalt des schwarzen Pudels Mephistopheles, der sich als Teufel persönlich vorstellt. Mephisto schlägt den Angreifer in die Flucht und erklärt Lukas, dass in der Hölle ein Machtkampf zwischen gefallenen Engeln und Dämonen ausgebrochen ist. Nur Lukas kann das Unheil noch abwenden. Denn wer die drei sogenannten Teufelstränen besitzt, von denen der Edelstein aus dem Buch eine ist, beherrscht die Hölle. Lukas ist mitten in den Kampf um den Höllenthron hineingeraten – und muss nun schnellstens aus der Stadt verschwinden. Denn der Froschregen, der gerade auf sie herniedergeht, ist nur das erste von vielen Hindernissen, die die Verfolger ihm und Mephisto auf der Jagd nach den Tränen des Teufels in den Weg legen.
REZENSION:
Nach dem uneingeschränkten Genuss eines Buches namens „Weisser Schrecken“ war ich sichtlich froh, als mich ein erneutes Buch von Thomas Finn erreichte.
Durch die Coverbeschreibung inspiriert erwartete ich ein fulminantes Werk vollgepackt mit höllischen Elementen und dezent integriertem Witz – zumindest suggeriert dies die benannte Beschreibung.
Sichtlich erfreut und doch erwartungsvoll, ob SCHWARZE TRÄNEN den Krampus-Reisser toppen kann, widmete ich mich vorliegendem Werk.
Sehr rasant lässt uns Thomas Finn am Leben Lukas Faust teilhaben, der durch höllische Machtkämpfe mehr und mehr in einen Sog gerät, den man sich eigentlich nicht wirklich wünschen sollte.
Thomas Finn holt in seinem neuesten Werk sehr weit aus, lässt nicht nur Frösche niederregnen, sondern nach und nach sämtliche Sagen- und Horrorgestalten, die man so üblicherweise kennt. Dadurch trifft man nicht nur auf besagten Doktor Faust oder Mephistopheles, sonder ebenso auf König Barbarossa inklusive seinem Herr, Dämonen, Zauberern, einer Death Metal Band und noch weit mehr Gestalten aus allen möglichen historischen Begebenheiten oder Sagen.
Ab und an wirkt das ein wenig überladen – andererseits ist das exakt die Stärke dieses Buches, da man mit allem möglichen zu rechnen hat und dies zumeist dann auch noch ums Eck kommt. Somit führt mich SCHWARZE TRÄNEN zu einer gewissen Zwiespaltigkeit: Einerseits ist der Krampus-Thriller WEISSER SCHRECKEN erheblich spannender und nutzt ebenso manche Anleihe aus der Sagen- und Legendenwelt, andererseits ist SCHWARZE TRÄNEN rasant erzählt, voll interessanten Protagonisten und einem wahren Trip durch die Hölle.
Schlussendlich hat mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht, gleichzeitig liess dies jedoch in Richtung Ende ein klein wenig nach – erfreulicherweise nicht so weit, dass nicht doch der Drang zum Beenden des Buches vorherrschte. Dabei stellte sich recht schnell raus, dass das Ende überzeugt und ich doch froh war, dieses Buch gelesen zu haben.
Sicherlich wird dieses Buch nicht für jeden etwas sein – gerade durch die Integration aller möglichen sagenhaften Begebenheiten oder Persönlichkeiten kann Thomas Finn sicherlich manch anspruchsvollen (oder fantasielosen?) Leser verlieren – nichts desto trotz strotzt dieses Buch vor Ideenreichtum und interessanten Vorgängen, die den geneigten, offenen Fantasyleser problemlos zu überzeugen wissen.
Alles in allem hat mir persönlich WEISSER SCHRECKEN erheblich besser gefallen – SCHWARZE TRÄNEN ist aber eine erfrischende Geschichte mit teuflischen Inhalten, die eventuell durch ein wenig mehr Spannungselemente wirksamer sein könnte. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass dies nicht die Intention des Autors war, da in SCHWARZE TRÄNEN vielmehr ein dezenter und gelungener Witz vorherrscht, der den Leser bei der Stange zu halten weiss und manch fehlende Spannungspunkte dadurch ad absurdum führt.
Spaß macht SCHWARZE TRÄNEN allemal und die Integration umfangreicher Legenden und Sagen sorgt nebenbei dafür, dass auch dieser etwas lebendiger werden und man das Gefühl bekommt, dass diese alle irgendwie zusammen hängen.
Jürgen Seibold/30.03.2014
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