Terry Pratchett: Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Originaltitel: Science of Discworld 3: Darwin’s Watch

Übersetzung: Andreas Brandhorst und Erik Simon

c 2005 Terry und Lynn Pratchett, Joat Enterprises, Jack Cohen

c der deutschsprachigen Ausgabe: 2006 Piper Verlag GmbH, München

ca. 423 Seiten / €9,95

COVER:

Für den Zauberer Rincewind gibt es keinen Zweifel: Etwas ist faul auf der Rundwelt. Dort droht eine Eiszeit, doch die Menschen machen keine Anstalten, den Planeten zu verlassen. Der Fehler ist rasch entdeckt: Die Realitäten im Universum haben sich verschoben, und nun hat Charles Darwin eine Untersuchung verfasst, die die Evolution nicht als naturwissenschaftliches Phänomen, sondern als Werk Gottes begreift. Die Evolutionstheorie ist dahin, und die Welten geraten aus den Fugen. Rincewind und seine Mitstreiter setzen alles daran, die Realität zu korrigieren. Doch eine unbekannte Macht legt ihnen immer mehr Steine in den Weg. Und bald stehen die Zauberer nicht nur den leibhaftigen Naturgesetzen, sondern auch dem Gott der Evolution persönlich gegenüber…

Mit “Darwin und die Götter der Scheibenwelt” setzt das Team um Terry Pratchett den Erfolg der furiosen Bestseller “Die Gelehrten der Scheibenwelt” und “Die Philosophen der Rundwelt” fort.

Terry Pratchett, geboren 1948 in Beaconsfield, England, war Lokalredakteur und Sprecher der zentralen Elektrizitätserzeugungsbehörde. In den achtziger Jahren erfand er eine ungemein flache Welt, die auf dem Rücken von vier Elefanten und einer Riesenschildkröte ruht. Die “Scheibenwelt”-Romane sind allesamt Bestseller.

Ian Stewart ist Mathematikprofessor und verfasst regelmäßig Kolumnen in “Scientific American” und “Spektrum der Wissenschaft”. Bekannt wurde er als Autor des populärwissenschaftlichen Bestsellers “Spielt Gott Roulette?”.

Jack Cohen ist Genetiker und schrieb gemeinsam mit Ian Stewart zahlreiche Bücher über Evolution und Chaos.

REZENSION:

Darwin und die Götter der Scheibenwelt ist sicherlich für viele ein sehr zwiespältiges Buch.

Einerseits befinden sich hierin neue Erlebnisse der abgedrehten Zauberer der Scheibenwelt und andererseits handelt es sich um eine wissenschaftliche Abhandlung im besonderen Sinne.

Nachdem die von Terry Pratchett erzählten Kapitel eher Verbindungsglieder zu den jeweiligen Themen der beiden Wissenschaftler Ian Stewart und Jack Cohen sind, stellt sich die Frage, ob dieses Buch seine Klientel zu finden vermag.

Das Problem dabei ist, daß die Scheibenwelt-Freaks zu wenig Scheibenwelt vorfinden und die naturwissenschaftlich Interessierten schon allein anhand des Einbandes und der Zurodnung zur Fantasy so ein Buch nicht unbedingt beachten.

Diese Problematik wird diesem Buch aber bei weitem nicht gerecht, offenbart sich doch ein Inhalt, wie es definitiv üblicherweise nicht üblich ist: Wo sonst verschwimmen die Grenzen zwischen nicht allzu ernst zu nehmender Phantasie und einem genial erzählten Trip in die Welt der Quantenphysik, Kosmologie und Evolution auf unserer “Rundwelt”?

Lässt man sich also fallen, eröffnet sich dem Leser ein Kosmos mit schier unendlichen Ausmaßen. Man geniest auf einmal die Gedanken und Theorien zweier Wissenschaftler, die auf eine wahnsinnig geniale Art und Weise einen typischer weise knochentrockenen Stoff ähnlich eines Sturzbaches erzählen.

Am Ende schließt man ein sehr untypisches Buch – aber man kann guten Gewissens behaupten, ein Sachbuch gelesen zu haben und nicht wie sonst nur abgedrehte Fantasy!

Somit ein durch und durch interessantes Werk, voller skuriler und doch realer Ideen und Theorien, durch das beim Leser sicherlich das ein oder andere neue hinzugewonnene Wissen übrig bleibt.

Vielleicht sollten sich auch mal die nur trockenen Stoff kennenden Naturwissenschaftler – Inhalt unserer Universitäten; vom Studenten zum Prof – in die Fantasy-Abteilungen der örtlichen Buchhandlung verirren.

Jürgen Seibold/01.10.2006

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