Originaltitel: Blaze
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger
“Erinnerung” aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner
c 2007 Stephen King
c 2007 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München
ca. 383 Seiten / € 19,95
COVER:
Die Kindheit des jungen Blaze ist schrecklich: Die Mutter ist gestorben, und sein Vater, ein Trinker, verprügelt ihn ständig und wirft ihn so oft die Treppe hinunter, bis das Kind einen bleibenden Schaden davonträgt. Der leicht behinderte Junge kommt in ein Kinderheim, wo sich die kommenden Jahre jedoch erst recht qualvoll gestalten. Als Jugendlicher begeht er mit seinem Kumpel George harmlose Straftaten, bis dieser bei einer Stecherei umkommt. Aber George meldet sich aus dem Totenreich und flüstert Blaze ein, einen größeren Coup zu starten. Um an wirklich viel Geld zu kommen, entführt Blaze schließlich das Baby einer reichen Familie. Allein mit dem kleinen Bündel Leben, erwacht in ihm eine ungeahnte Fürsorge. Die Flucht vor dem gigantischen Polizeiaufgebot führt in eine Katastrophe …
REZENSION:
Nachdem es sich bei „Qual“ um ein Buch handelt, das meiner Meinung nach sehr stark nach Stephen King klingt, werde ich in meiner weiteren Rezension nicht auf sein bereits gestorbenes Pseudonym eingehen – viel zu stark scheint in dieser Schubladengeschichte von 1973 der Einfluss des Hr. King ein zu fließen.
„Qual“ handelt kurz gesagt von einem geistig etwas zurückgebliebenen Kleinverbrecher, der den großen Coup wagt und das Baby einer sehr reichen Familie kidnappt. Dies alles führt er gemeinsam mit seinem Kumpel George durch, der jedoch bereits seit einem Jahr gestorben ist und Blaze nur noch in dessen Gedanken antwortet.
Es entwickelt sich hier eine sehr anrührende und dramatische Geschichte, deren Hauptprotagonisten man als Leser tränenreich ins Herz schließt.
Stephen King switcht regelmäßig in die Vergangenheit von Blaze, um die Hintergründe darzulegen und zu beleuchten. Dadurch erhält Blaze unwahrscheinlich viel Tiefe und man kann jede seiner Tat ohne Einwände nachvollziehen.
Blaze kann einem eigentlich nur Leid tun und dies ist auch gleichzeitig die Stärke des vorliegenden Romans. Nach diversen anderen Werken King’s, in denen er mit hauptsächlich einer Person spielt, lässt sich sehr gut feststellen, dass es eine absolute Stärke des Autors ist, in die jeweilige Psyche seines Protagonisten einzutauchen. Man ist als Leser durch diese Detailtiefe und Dramatik schier geplättet und mitgenommen. Ich denke, dies macht einen guten Roman aus und lässt auch sicherlich keinen einzigen Leser – sei er noch so abgebrütet – kalt.
Somit ist Blaze in meinen Augen erneut ein absoluter Blockbuster im King’schen Imperium – der Hinweis auf Richard Bachman hat ja laut seinem Nachwort eher historische Bewandtnis, da Stephen King diesen Roman während der frühen Schaffenszeit dieses Pseudonyms geschaffen hat – nun jedoch sehr stark überarbeitete.
Erwähnt sein soll noch, dass sich am Ende des Buches noch eine Stephen King Kurzgeschichte mit dem Titel „Erinnerung“ befindet, die alleine schon beinahe den Kauf dieses Buches wert ist. Soll sich jedoch selber davon überzeugen.
Als letzten Punkt möchte ich jedoch noch eine Kleinigkeit anmerken: Mir ist nicht ganz klar, warum dieses Buch „Qual“ heißt. Mir ist wohl klar, dass die King-Bücher in Deutschland sehr gerne kurze, prägnante Titel tragen – mag eine Marketingentscheidung sein, und ist im Prinzip auch ganz okay. Man sollte jedoch schon ein wenig auf Sinn und Zweck eines Titels achten – des weiteren bin ich mir absolut sicher, dass sich ein King-Buch auch mit dem hier ebenfalls sehr prägnanten Originaltitel „BLAZE“ in Deutschland ohne Probleme verkaufen lässt.
Wäre mal ganz interessant, näheres über die Gründe des Titels zu erfahren.
Nimmt aber natürlich nichts von der Qualität der Geschichte.
Jürgen Seibold / 08.09.2009
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