Stephen King: Revival

Originaltitel: Revival

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt

© 2014 by Stephen King

© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by: Wilhelm Heyne Verlag, München

ISBN 978-3-453-26963-7

COVER:

Der kleine Jamie spielt vor dem Haus mit seinen Plastiksoldaten, da schiebt sich ein dunkler Schatten über ihn, ein Schatten, den er sein Leben lang nicht loswerden wird. Er blickt auf und sieht Charles Jacobs über sich, den jungen Methodistenprediger, der in der neuenglischen Gemeinde gerade sein Amt antritt. Im Nu gewinnt der charismatische Jacobs die Herzen der gottesfürchtigen Einwohner. Den Kindern haben es vor allem die elektrischen Spielereien angetan, mit denen er Bibelgeschichten veranschaulicht. Das alles endet, als ihn ein entsetzlicher Unfall vom Glauben abfallen lässt und er eine letzte Predigt hält, die in einer rasenden Gottverfluchung gipfelt. Von der Gemeinde verstoßen, tingelt er fortan über die Jahrmärkte, wo er elektrische Experimente vorführt, die zunehmend spektakulärer werden. Und immer schrecklichere Folgen nach sich ziehen. Über die Jahre trifft Jamie, inzwischen drogenabhängiger Musiker, wiederholt auf Jacobs, der ihn jedes Mal tiefer in seine dämonische Welt zieht. Als Jamie sich dessen klar wird, gibt es kein Zurück mehr. Das finale Experiment steht bevor.

REZENSION:

Jeder, der meine Präferenzen kennt, weiß, dass Stephen King mich nicht nur seit ich bewusst Romane lese begleitet, sondern auch zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehört.

Als ich dann hörte, dass sein neuestes Werk REVIVAL auch noch eine Hommage an Lovecraft und Shelley ist, war es schier um mich geschehen, denn diese Vereinigung spricht absolut dafür, dass sich hier vor meinen Augen ein rundum glücklich machendes Werk ausbreiten würde. Schlussendlich konnte ich mancher Kritik entnehmen – und auch den Worten des Autors -, dass er die Horrorkiste öffnet und den Inhalt ungebremst auf den Leser loslässt.

Dementsprechend euphorisch widmete ich mich diesem Buch und war sogleich sichtlich angetan, als sich der Schatten des Priesters über Jamie schiebt.

Im Gegensatz zu meinem Wunschgedanken lässt uns der Autor beinahe nur am Leben Jamies teilhaben – dessen Weg sich immer wieder mit dem Priester kreuzt. Trotzdem scheint aber nichts zu passieren, obwohl die Anleihen ganz dezent durchzusickern versuchen. Was hätte man nicht alles machen können aus den elektronischen Spielereien des irren Charles Jacobs – aber: Wir begleiten lediglich Jamie auf seinem Weg in die Welt des Rock and Roll und den unvermeidlichen Drogen.

Sicher, ein ganz interessantes Leben – aber eben nicht, was ich erwartet hatte. REVIVAL bleibt ruhig und selbst die vom King kongenial verwendete Erzählkunst fehlt mir hier ein wenig. In anderen Werken hätte ich absolut kein Problem gehabt, wenn King lang und breit irgendein Leben eines Protagonisten ausbreitet – wurde man dort doch zumindest dann relativ schnell mit der unvermeidlichen Keule getroffen.

In REVIVAL bleibt diese vorenthalten und somit entstehen Längen, die nett zu lesen sind, aber einfach ihre Wirkung verfehlen.

Sicherlich holt uns King ein klein wenig ab und öffnet am Ende (!) des Buches vorsichtig besagte Horrorkiste – leider ist es dort aber bereits zu spät und wäre es nicht Stephen King hätte ich das Buch bestimmt schon weit vorher unbeendet auf die Seite gelegt.

Schade, dass hier trotz des Versuches einer Hommage nichts atemberaubendes entstanden ist.

Selbstverständlich wird sich auch dieses Buch wie geschnitten Brot verkaufen – als Fan kommt man nicht daran vorbei und da gibt es ja genug. Einem Einsteiger würde ich dieses Buch jedenfalls nicht empfehlen – da gibt es weitaus bessere – und auch bei mir wird es wohl nicht zu den King-Büchern gehören, die ich mehrmals öffne und erneut genieße.

Schade.

Jürgen Seibold/19.04.2015

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