Originaltitel: Mr. Mercedes
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt
© 2014 by Stephen King
© der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München
eBook
ISBN: 978-3-641-14293-3
€ 18,99
COVER:
Ein Mercedes S 600 – »zwei Tonnen deutsche Ingenieurskunst« – rast in eine Menschenmenge. Es gibt viele Todesopfer, der Fahrer entkommt. Der Wagen wird später gefunden. Auf dem Beifahrersitz liegt eine Clownsmaske, das Lenkrad ziert ein grinsender Smiley. Monate später meldet sich der Massenmörder und droht ein Inferno mit Tausenden Opfern an. Stephen King, der Meister des Schreckens, verschafft uns in Mr. Mercedes beunruhigende Einblicke in den Geist eines besessenen Mörders bar jeglichen Gewissens.
Eine wirtschaftlich geplagte Großstadt im Mittleren Westen der USA. In den frühen Morgenstunden haben sich auf dem Parkplatz vor der Stadthalle Hunderte verzweifelte Arbeitsuchende eingefunden. Jeder will der Erste sein, wenn die Jobbörse ihre Tore öffnet. Im Morgendunst blendet ein Autofahrer auf. Ohne Vorwarnung pflügt er mit einem gestohlenen Mercedes durch die wartende Menge, setzt zurück und nimmt erneut Anlauf. Es gibt viele Tote und Verletzte. Der Mörder entkommt. Noch Monate später quält den inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges, dass er den Fall des Mercedes-Killers nicht aufklären konnte. Auf einmal bekommt er Post von jemand, der sich selbst der Tat bezichtigt und ein noch diabolischeres Verbrechen ankündigt. Hodges erwacht aus seiner Rentnerlethargie. Im Verein mit ein paar merkwürdigen Verbündeten setzt er alles daran, den geisteskranken Killer zu stoppen. Aber der ist seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus.
REZENSION:
Viele sehen in Stephen King interessanterweise immer noch den „King des Horrors“ und wirken dann enttäuscht, wenn er sich in einem neuen Roman aus einem anderen Genre bedient.
Dies ist aber ein wenig zu kurz gesprungen, da dieser Titel bereits zu seinen Anfangszeiten – wohl durch Marketingmaßnahmen – generiert worden ist, Stephen King aber bereits sehr oft deutlich gezeigt hat, dass er sich nicht auf dieses eine Genre begrenzen lässt.
Nun veröffentlichte er mit Mr. Mercedes einen reinrassigen Psycho-Krimi, der so gänzlich ohne irgendwelche Horrorelemente auskommt.
Was jedoch gleich geblieben ist: Er holt das „Grauen“ bzw. das Unglück in ganz normale Alltagssituationen und exakt so verfährt auch in diesem Buch, bevor er sich der Tätersuche widmet.
Anfangs lernen wir kurzzeitig einige Personen kennen, die sich frühmorgens in einer Schlange zur Findung einer Arbeitsstelle einfinden und dort auf Öffnung der Behörde warten. Einige Seiten lang lässt uns der Autor an den Gedanken und kurzen Erlebnissen einiger dieser Wartenden teilhaben, bevor urplötzlich ein schwarzer Mercedes ungebremst in diese Menge rast und dabei für eine nicht unerhebliche Zahl an Toten und Verletzten sorgt.
Ab diesem Augenblick zeichnet King insbesondere zwei Personen auf seine sehr detaillierte Art und Weise aus – zum Einen den psychopathischen Mörder und zum Anderen einen bereits im Ruhestand befindlichen und seinen eigenen Todesgedanken anhängenden Ermittler, der es während seiner Amtszeit nicht geschafft hatte, diesen Fall zu lösen.
Somit begleiten wir als Leser zwei Hauptprotagonisten, die grundsätzlich genug mit sich selbst zu kämpfen haben. Nichts desto trotz nimmt Bill Hodges die Herausforderung des sich selbst als genialen Mörder feiernden Killers an und nimmt die Jagd auf ihn an.
Die Geschichte ist sehr eingängig, detailliert und flüssig geschrieben, wobei trotz der ruhigen Grundstimmung genügend geschieht, um den Leser zum Umblättern zu zwingen.
Prinzipiell bin ich kein großer Freund von Krimis, da diese sehr oft nach „Schema F“ abgewickelt werden – hierbei hat mich aber Mr. Mercedes eines Besseren belehrt und ich hatte innerhalb kürzester Zeit das unvermeidliche Ende dieses neuen Wurfs von Stephen King erreicht.
Erneut wohl ein Werk dieses Autors, welches ich abermals lesen werde.
So ganz kann sich Stephen King jedoch seiner grundsätzlichen Liebe (siehe sein Fachbuch „Danse Macabre“) nicht entziehen, denn so ab der Mitte bekam ich das Gefühl, dass der Killer eine dezente Hommage an das allseits bekannte Muttersöhnchen Norman Bates darstellt und hierbei sehr viele Parallelen aufweist.
Alles in allem ein wahrhaft gelungener Krimi eines Autoren, der es nun schon schafft, mich seit etwa dreißig Jahren zu unterhalten.
Jürgen Seibold/14.10.2014
Antworten