c 2008 Baumhaus Verlag, Frankfurt am Main
ca. 400 Seiten / € 14,90
COVER:
Leonies Vater ist Schriftsteller. Rätselhafte Ereignisse aus dem Mittelalter sind eigentlich sein Thema. Umso überraschter ist Leonie, als sie eines Nachts belauscht, wie er sich in seiner Bibliothek mit einem geheimnisvollen Gast unterhält: Dorian Grave, dem Sänger der Gothic-Band Dead Art. Leonies Idol und das ihrer Freunde. Am nächsten Tag macht eine schreckliche Nachricht die Runde.
Dorian Grave ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Zufall – oder mehr? Leonies Vater wird vom Staatsschutz verhaftet und Dorians Leichnam verschwindet aus der Gerichtsmedizin und das verschollene letzte Album des Gothic-Stars taucht auf – sowie eine rätselhafte Landkarte aus dem MIttelalter. Fieberhaft forschen Leonie und ihre Freunde nach den Zusammenhängen. Bald wird ihnen klar, dass sie für Dorian Graves Geheimnis womöglich einen sehr hohen Preis zahlen müssen. Ihr Leben?
REZENSION:
Magister Stephan M. Rother ist mir als Autor des historischen Romans „Der Weg nach Altamura“ ein Begriff geworden. In diesem Werk hat man sehr stark die Affinität des Autors zu mittelalterlichen Begebenheiten kennenlernen können – nun erreicht mich ein komisch anmutendes (Jugend-)Buch mit dem Titel „Das Geheimnis des Dorian Grave“.
Man nehme es mir nicht übel: Anfangs dachte ich schlichtweg an einen Abklatsch zu „Dorian Gray“ – sozusagen Literatur für Jugendliche.
Nachdem ich jedoch sowohl der Gothic-Szene als auch dem Mittelalter zugeneigt bin – und nebenbei mich noch ganz gut an den Genuss bei „Der Weg nach Altamura“ erinnern kann – öffnete ich dieses Werk und begann zu lesen…
Wie sich zeigen sollte, sollte es nicht mein Schaden sein – Stephan M. Rother führt uns ganz simpel in die Gegenwart zu einer Gruppe von jugendlichen Freunden, die zufälligerweise alle auf die gleiche Gothic-Rock-Band namens Dead-Art stehen.
By the way: Dies ist der einzige Punkt, mit dem ich ein wenig Probleme hatte: Immerhin scheinen nicht alle Freunde „Gothics“ zu sein – und wenn ich an meine Überzeugungsarbeit während meiner Jugend denke, so ist es zumeist schlichtweg unmöglich, Leute vom Mainstream zur anderen Seite der Musik zu bringen. Aber das soll hier nicht Thema sein, war nur für mich etwas „unglaubwürdig“ (im freundlichen Sinne)
Seine Protagonisten finden sich nach dem vermeintlichen Tod des Sängers auf einer mysteriösen Schnitzeljagd wieder, welche sozusagen zum Heiligen Gral des Lebens führt. Diese verwirrend klingende Vermengung von Mystik, Fantasy und einem ganz normalen Jugendroman der Gegenwart gelingt Rother nahezu perfekt und durchweg glaubwürdig. Einzig die Darstellung der Jugendlichen ist mir ein wenig zu plakativ jugendhaft – vielleicht findet sich die eigentliche Zielgruppe damit aber recht gut zurecht – bin selbst doch schon einige Zeit aus dem pubertierenden Thema heraus.
Nichts desto trotz habe ich dieses Jugendbuch nahezu verschlungen, da es durchweg Spaß gemacht hat und die Atmosphäre als auch die Spannungsbögen absolut zu überzeugen wussten.
Stephan M. Rother findet mehr und mehr Routine im schriftstellerischen Bereich – lediglich die manchmal vorkommende Blässe seiner Hauptdarsteller könnte noch etwas vermindert werden – diesen Vorwurf möchte ich aber bei dem vorliegenden Buch etwas relativieren, da bei einem Buch ab dreizehn Jahren der Anspruch sicherlich ein anderer ist.
Als Fazit sei nur noch zu sagen: Man erkennt erneut seine Affinität zum Mittelalter – nun auch noch zur Gothicszene – und es ist ein Werk entstanden, das als Jugendbuch durchweg überzeugen kann und somit höchst empfehlenswert ist.
Nebenbei erwähnt scheint Dorian Grave ein Gesamtkonzept zu sein, da man auf Youtube doch tatsächlich auch noch genialen Output der wohl nun nicht mehr fiktiven Band namens Dead Art finden kann. Hiervor kann ich mich nur verneigen…
Jürgen Seibold/30.05.09
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