Sobo Swobodnik: Balla Balla

Originalausgabe März 2008

c 2008 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

ca. 236 Seiten / 8,95 €

COVER:

”Wir haben gewonnen!” Als Agnes den Brief auf den Tresen vom “Froh und Munter” legt, schwant Paul Plotek nichts Gutes. Und richtig, seine Freundin hat beim Preisausschreiben ein Wochenende in Hamburg gewonnen. Plotek will nicht nach Hamburg. Und er will auch keinen Kurzurlaub. Viel lieber will er in seiner Stammkneipe sitzen, Weißbier trinken, Fußball schauen und Schweinebraten essen. Es hilft ihm jedoch alles nichts, er muss mit. Trost spendet ihm da allein die Aussicht, sich heimlich ein Spiel des Zweitligisten SpVg Altona-Nord anzusehen, während Agnes beim Sightseeing ist. Doch wie es der Zufall so will, trifft Plotek der Ball, den einer der Superstürmer statt ins Tor mitten in die Zuschauer donnert. Bewusstlos wird Plotek in die Klinik eingeliefert, wo er sich ein Zimmer mit einem beim selben Spiel verletzten Fußballer teilt. Am nächsten Tag ist der Mittelstürmer plötzlich tot. Und Plotek steckt unfreiwillig mittendrin in seinem nächsten Kriminalfall…

REZENSION:

Bei Sobo Swobodnik hat man das Gefühl, er hat sich zu oft die einschlägigen Serien im Bayerischen Rundfunk angesehen, denn genau so wie in den Blockbustern aus Bayern wie, z.B. Monaco Franze, Das bayerische Amtsgericht und ähnliches, erzählt er seine Geschichte um den Protagonisten Paul Plotek: Voller hintergründigem Witz, einem Hauptdarsteller, den man normalerweise nicht mögen würde, aber dennoch im Laufe der Erzählung mehr und mehr zu lieben scheint, Seitenhiebe und unzählige Zitate um und aus dem Fußballbusiness, Verschwörungstheorien – und so weiter und so weiter…

Seine Story ist lediglich knappe 250 Seiten lang und dennoch voller Unglaublichkeiten, für die manch andere Autoren ganze Schmöker produzieren müssten. Sicherlich ist der Swobodnik’sche Witz nicht jedermanns Sache – lässt man diesen aber an sich heran, kommt man aus dem Schmunzeln überhaupt nicht mehr heraus und man hat nebenbei (vor allem als Mann) so ein wenig das Gefühl, dass doch in jedem Mann ein kleiner Plotek steckt.

Der Kriminalfall ist beinahe Nebensache. Das Buch lebt vielmehr von den persönlichen Gedanken und Erlebnissen Ploteks und führt uns dabei vom südlichsten Zipfel der Republik nach Hamburg, in dem Plotek nicht nur durch Fußball sondern auch durch die Lotterlichkeiten dieser Stadt von einem Geschehnis ins andere stolpert. Swobodnik benutzt dabei einen Anfangs nicht sehr eingängigen Schreibstil – dies löst sich aber im Laufe der Lektüre beim Leser mehr und mehr auf. Übrig bleibt ein einigermaßen spannender Plot, der durch seinen Erzählreichtum, seinem Witz und Ironie, besonders aber durch den Antitypen des Paul Plotek lebt. Dadurch einmal ein erfreulich anders gearteter Krimi, der die üblichen Mechanismen des Genres außer Acht lässt und lediglich durch die Geschichte an sich lebt und hervorsticht.

Jürgen Seibold/18.02.2008

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