©2017 Amrûn Verlag, Jürgen Eglseer, Traunstein
ISBN 978-3-95869-562-7
ca. 365 Seiten
COVER:
Es hat begonnen.
Harmlos brach es herein. Keiner nahm die Zeichen am Himmel ernst. Man lachte, man zelebrierte, man staunte – und verspottete die mahnenden Stimmen.
Ohne Vorwarnung
Erst stürzte der Himmel ein, dann löschte ihn die Eiszeit. Begrub die Erinnerungen dieser Welt unter sich, labte sich an warmen Körpern; am Gaumenkitzel nackter Angst. Wer dennoch überlebte, wurde gejagt. Von den pelzigen und geflügelten Kreaturen, den flammenden und frostigen Geschöpfen. Den Streitarmeen Hels, der Fürstin der Unterwelt.
Erst kam die Dämmerung.
Unvermittelt fand sich eine Handvoll unbescholtener Menschen zwischen den Armeen der Unterwelt und des Asgards wieder: wurde zu Spielbällen in der womöglich alles entscheidenden Schlacht.
Dann – die Götterschlacht …
Wer wird obsiegen? Die diabolische Herrscherin über Firn und Finsternis? Oder doch die ehrbaren Asen? Wer wird überleben? Menschen – oder …?
Ragnarök.
Das Ende ist angebrochen.
REZENSION:
Dystopien gibt es in der heutigen Zeit wie Sand am Meer. Nachdem Literatur oft einen Spiegel der Gesellschaft darstellt, kann man sich dem Nachdenken über den Grund dieser Vielfalt sicher nicht entziehen.
Im Gegensatz zu den Weltuntergangsszenarien, die mit Zombies und/oder gesellschaftlichen Zusammenbrüchen zu glänzen versuchen, geht Torsten Scheib einen gänzlich anderen Weg: Er vermengt sein Szenario mit den alten nordischen Sagengestalten. Allein dieser Umstand sorgte für ein ausreichendes Interesse von meiner Seite, sich diesem Werk zu widmen. Endlich einmal eine neue Idee in den Weiten der von Zombies überrannten Geschichtserzählungen.
Scheib lässt seinem Leser von Anfang ein keine Ruhe und lässt nahezu ungebremst den Weltuntergang über seine Protagonisten hereinbrechen. Anfangs noch belächelnd den typischen Stimmen in irgendwelchen TV-Diskussionsrunden sprechenden „Experten“ lauschend, bricht urplötzlich alles zusammen und es bleibt einem nichts weiter übrig, als um das nackte Überleben zu kämpfen. Scheib erzählt uns von einer jungen Gruppe, die sich ziemlich schnell der auftretenden Gefahr bewusst wird und sich gemeinsam auf die Flucht macht. Ab diesem Augenblick begleiten wir sie auf ihrem rasanten Weg zu einer vermeintlichen Zufluchtsstätte.
Fulminant schafft es Torsten Scheib dabei, die Gefahren und somit auch die Spannung aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig bekam ich dabei jedoch auch das Gefühl, lediglich eine Gruppe auf der Flucht vor irgendwas noch nicht greifbarem lesend zu begleiten.
Kurz bevor ich mit dem Gedanken spielte, Götterschlacht als weiteren „Ich-bin-dann-mal-auf-der-Flucht“-Roman zu betrachten und somit zu beenden, schwenkte Scheib in die nordische Sagenwelt und führte einige „Gottheiten“ in seinen Plot ein.
Erfreut darüber blitzte in meinen Augen wieder Hoffnung auf und ich musste dem Plot unbedingt weiter folgen.
Die Vermischung dieser alten Sagen und deren Grund für den anstehenden Weltuntergang hob die Geschichte wieder hervor vom üblichen Einheitsbrei.
Dabei ist sein Schreibstil auch eingängig und gut durchdacht. Darüber hinaus spiegelt sich unglaublich viel thematisches Wissen wieder. Gleichzeitig kann man dem Plot weiterhin gut folgen – vorausgesetzt, man hat zumindest ein klein wenig Wissen über diese Sagengestalten parat. Ich denke aber, bereits durch den ein oder anderen Wikingerfilm oder -serie ist man bereits gut darauf vorbereitet.
Nach der Rettung der Protagonisten durch die Asen bekommt man langsam heraus, dass diese Gruppe etwas Besonderes darstellt und somit wohl der Schlüssel zur Rettung der Welt sind. Dementsprechend werden sie wieder auf die eigentliche Welt entlassen und müssen sich erneut den Gegnern stellen.
Ab diesem Zeitpunkt hat mich der Autor ein wenig verloren: Mir wurde nicht ausreichend klar, warum dieses Team diese Rolle einnehmen musste. Darüber hinaus waren sie dann urplötzlich wieder auf der Flucht vor allen möglichen Gefahren und versuchten zu überleben, bis ihnen endlich Hilfe zur Seite eilt.
Götterschlacht hat mich sehr zwiespältig zurückgelassen. Zum einen gefiel mir Scheibs Schreibstil und besonders die Idee außerordentlich gut. Zum anderen waren mir aber seine Protagonisten etwas Platt dargestellt – im Gegensatz zu ihrem Helfer aus dem Volk der Asen. Dessen Stärken und Schwächen wirkten irgendwie eingängiger.
Alles in allem ein spannender Roman für Freunde von Geschichten, deren rasante Erzählweise fast keine Zeit zum Luftholen lässt. Etwas mehr Tiefgang und dafür vielleicht etwas weniger „Auf-der-Flucht-sein“ hätte mir wohl besser gefallen. Außerdem hätte mich noch sehr interessiert, warum gerade diese wenigen Menschen die Rolle zum Neuaufbau übernehmen mussten. Deren Besonderheiten hat sich mir leider nicht erschlossen.
Jürgen Seibold/27.01.2018
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