Originaltitel: Cold Tom
Übersetzung: Ute Mihr
Deutsche Erstausgabe September 2006
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
c Sally Prue 2001
c der deutschsprachigen Ausgabe: Carl Hanser Verlag München Wien
ca. 189 Seiten / 7,50 €
COVER:
Tom ist anders, anders als die anderen seines Volkes. Er ist nicht schnell genug, nicht leise genug, er hört und sieht nicht so gut wie sie. Und er sieht auch ein wenig anders aus. Er sei wie Edrin, sagen die Elfen, und Edrin war eine Gefahr für die anderen. Also haben sie sie getötet.
Aus Angst flieht Tom in die Stadt der Dämonen und findet Unterschlupf in einem Gartenhäuschen. Nur dumm, dass manchmal eines der Dämonenwesen dorthin kommt und ihn schließlich entdeckt. Es heißt Anna und es hat einen feindseligen Bruder. Zum Glück nimmt die Nachbarin Edie Mackintosh Tom zu sich.
Bald macht sich ein unheimlicher Gedanke in Toms Kopf breit: Ist er vielleicht ein bisschen wie die Dämonen? Und ist Edie vielleicht ein bisschen wie er selbst?
Sally Prue dachte sich bereits als Teenager Geschichten aus. Aber immer, wenn sie sie in der Schule aufschreiben sollte, kam nur eine große Unordnung dabei heraus. Also nahm sie wie fast ihre ganze Familie eine Stelle in der nahen Papierfabrik an und heiratete schließlich den Mann, der ihr dort gegenübersaß. Mit ihm und ihren zwei Töchtern lebt sie heute in Hertfordshire in England.
REZENSION:
Elfen, so dachte ich, sind anmutige Wesen von schlanker Gestalt und mit spitzen Ohren. Sie besitzen nicht nur besondere empathische Fähigkeiten, sondern auch ein sanftmütiges und naturverbundenes Wesen.
Von ganz anderen Elfen erzählt aber Sally Prue in ihrem „Elfenhauch“. Hier sind die edlen Wesen zwar ebenfalls recht menschenähnlich, essen aber ausschließlich rohes Fleisch, schlafen in Nestern, trauen niemandem und haben Freude an grausamer Jagd. Ihre Körpertemperatur von unter dem Gefrierpunkt lässt sich auch auf ihren seelischen Zustand übertragen. Zu dieser Sorte von gar nicht netten Elfen gehört auch der junge Tom. Er ist ein Außenseiter in ihrer Gesellschaft, denn er kann nicht so gut hören und sehen wie die anderen. Als er Wache hält, wird sein Volk fast von Menschen entdeckt. Das bleibt nicht ohne Folgen – wer zu einer Gefahr für das Volk wird, muss getötet werden.
Tom flieht vor seinen Peinigern an den einzigen Ort, an den sie sich nicht trauen: In die nahe liegende Stadt. Menschen werden von Elfen als „Dämonen“ bezeichnet und entsprechend gefürchtet; für sie sind sie ungehobelt, laut und stinkend. Tom kommt also vom Regen in die Traufe und gerade, als er überhaupt nicht mehr weiter weiß, findet er ein Gartenhäusschen, in dem er sich versteckt. Aber er hat Hunger und ist allein, und so weicht sein anfänglicher Widerstand schnell auf, als ihn schließlich die jugendliche Anna in ihrem Garten entdeckt. Sie versorgt ihn nicht nur mit Essen, sondern entwickelt schnell auch echte Zuneigung für ihren Gast. Aber Annas ungeliebter Halbbruder kommt schneller hinter ihr Geheimnis, als den beiden lieb ist, und die Elfen haben ihren Plan mit Tom auch noch nicht aufgegeben….
„Eines der seltenen und seltsamen wundervollen Bücher, nach denen man die Welt mit anderen Augen sieht“, urteilte der britische <em>Guardian</em>. Auf so ein Buch hatte ich gehofft, doch leider vermag es dieses Buch nicht, die Leser in andere Welten zu versetzen.
Zivilisationskritik in eine Fabel von Elfen und Menschen zu verpacken, ist zwar eine gute Idee, aber die Umsetzung lässt im „Elfenhauch“ zu wünschen übrig. Da sich das Buch als Jugendlektüre versteht, werden viele Probleme nur angerissen. Die Charaktere sind recht flach und der Ausgang der Geschichte für erfahrene Leser einfach zu erraten. Als Jugendbuch würde ich es jedoch auch nicht uneingeschränkt empfehlen, denn mehr als ein Mal kommt es zu expliziten Schilderungen von Gewalt, und das ganze Buch durchzieht ein markanter Pessimismus, der auch am Ende eine ungewisse Zukunft verspricht. So bleibt „Elfenhauch“ ein schriftstellerischer Versuch mit Potential, aber ohne nennenswertes Ergebnis.
Katja Angenent für Hysterika.de / 19.02.2008
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