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REZENSION:
Kurzgeschichten sind immer ein Problem in sich. Zum einen beinhalten sie oft genug Potenzial, um auch für einen ganzen Roman Ideen zu liefern und zum anderen besteht die Gefahr, dass ein Autor in der Kürze der Story nicht schnell genug begeistert. René Junge scheint dieses Spiel mit den kurzen Horrorhäppchen aber ganz gut zu verstehen, sind doch seine in diesem Band beinhalteten fünf Geschichten sehr unterhaltend und sorgen trotz der ein oder anderen Vorhersagbarkeit für ein Schmunzeln und doch genug Neues, um zu gefallen.
Bereits bei seiner ersten Geschichte „Animal Inside“ gibt der Autor gehörig Gas und schnappt sich dabei den oftmals vorherrschenden Männertraum, auf ganz einfache Weise die sexuelle Lust der Partnerin zu entfachen. Das dies nicht wirklich zu einem positiven Ende führt, ist hier sehr – positiv gemeint – irre dargelegt. Sehr schön auch der gelungene Schwenk am Ende der Geschichte, die einen mitleidsvoll zurücklässt.
Als nächstes folgt „Stan“ und wir erleben „Psycho“ in Kurzform. Böse und tiefgehend genug erzählt, um den Leser abermals bei der Stange zu halten und auf böse Weise zu unterhalten.
In „Dreamdevil“ finden wir uns urplötzlich als Kind auf der Couch eines Psychologen und müssen erkennen, dass es manchmal nicht nur um kranke Patienten geht, da es unter Umständen sein kann, dass der Patient vielleicht doch die Wahrheit erzählt bzw. erlebt. „Dreamdevil“ erinnert dabei an die Klassiker der frühen Horrorliteratur und somit gibt es hier zwar nichts Neues zu entdecken, da man als Horrorfan ähnlich ablaufende Plots bereits kennenlernen durfte – nichts desto trotz hat auch diese Geschichte absolut Spaß gemacht.
„Unberührbar“ wiederum ist sehr blutig und trägt eine schöne Idee mit sich. Hier wäre jeder weitere Satz gespoilert und somit kann man diese beinahe zu kurze Geschichte nur noch empfehlen.
Last but not least kommt „Die Weltlosen“, welche in meinen Augen der Favorit in diesem Buch ist. Eine Geschichte, die auch problemlos als Roman funktionieren könnte. Die Idee ist sehr schön und ich hätte noch stundenlang die Erlebnisse Norahs verfolgen können.
Alles in allem somit ein abwechslungsreicher und durchweg gelungener Kurzgeschichtenband eines Autoren, dessen Namen man wohl nicht mehr vergessen sollte. Durch den günstigen Vertriebsweg sollte auch niemand das „Antesten“ scheuen – es lohnt sich mit nur marginalen Abstrichen, die sich höchstens in der ein oder anderen Vorhersagbarkeit darlegen, jedoch nicht den Genuss schmälern können.
Jürgen Seibold/17.09.2013
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