Originaltitel: The Reality Dysfunction, Part 1
© 1996 by Peter F. Hamilton
© für die deutschsprachige Ausgabe 2000 by Bastei Lübbe GmbH & Co. KG, Köln
ISBN 978-3-404-23221-5
ca. 943 Seiten
COVER:
AD 2600. Die Menschheit entdeckt endlich ihr ganzes Potential. Hunderte von Kolonien, verstreut über die ganze Galaxis, bieten eine Unzahl unterschiedlichster Kulturen und unermesslichen Reichtum. Gentechnik hat die Grenzen der Natur gesprengt. Der Handel blüht, und die Konföderation sorgt für Frieden und Sicherheit. Ein goldenes Zeitalter scheint angebrochen.Doch etwas ist schiefgelaufen. Extrem schief! Auf einem kleinen primitiven Planeten trifft ein Mensch rein zufällg auf ein vollkommen nichtmenschliches Wesen – und löst die Apokalypse aus: eine Macht, die all unsere Ängste wahr werden läßt.
REZENSION:
Vorweg gesagt: Ich versuchte mich an diesem Werk ohne Verwendung der gedruckten Variante, sondern lauschte einem Erzähler.
Ab und an suche ich etwas längere Hörbücher. Nachdem dieser umfassende Zyklus sehr interessant geklungen hatte, nahm ich es gerne mit ihm auf.
Mir ist wohl bewusst, dass Geschichten mit einem Rahmen von etwa 6.000 Seiten ein gutes Stück benötigen, um richtig in Fahrt zu kommen. Nichts desto trotz konnte mich der Autor nach einem etwa fünf- bis sechsstündigen Hören immer noch nicht überzeugen. Vielzu sehr verliert sich Hamilton in Details, die bestimmt eine gewisse Notwendigkeit oder Wichtigkeit darstellen sollen – ein reines Aufführen dieser Details ohne der Geschichte einen gewissen Drive zu geben, ist dann doch zu viel des Guten. Geschichten müssen den Leser packen, an der Hand nehmen und durch die dargestellten Begebenheiten oder Welten führen.
Viele Autoren vergessen dabei nicht, ihre Hintergründe, Philosophien und Welten vor des Lesers Augen entfalten zu lassen – sie bauen dies jedoch geschickt in die Handlung ein. Leider fehlte mir dies beim Hören der ersten 5 bis 6 Stunden.
Hamilton scheint erst ganz gemütlich, langatmig und trocken seine notwendigen Evolutionsgedanken aufführen zu wollen. Mir fehlte dabei jedoch der Faden, welcher sich dezent aufnehmen lässt und den Leser durch die Story zu führen beginnt. Nachdem in meinen Augen Romane der Unterhaltung dienen sollen (dabei gerne lehrreich sein können), war es mir dann doch zu langatmig und ich entschloss mich aus diesem Grund zu einem Abbruch des Hörbuches.
Schade, ich könnte mir gut vorstellen, dass sich noch einiges Interessantes entwickeln würde – man sollte aber als Schriftsteller mitnichten gleich mit langwierigen Aufarbeitungen beginnen. Geschickter wäre es gewesen, wenn man zuerst etwas in die Geschichte eintauchen kann. Dann besteht die Chance, dass man dieser Abhandlung später gerne zuhören möchte. Nicht jedoch, wenn man noch absolut gar nichts innerhalb der Geschichte greifen kann.
Um einen Vergleich zu ziehen, fällt mir in diesem Genre zum Beispiel Herberts Wüstenplanet ein. Hierin werden unter anderem Religionen entwickelt, dabei groß und breit mit philosophischen Gedanken des Autors belegt als auch dargelegt. Nichts desto trotz startete zu Beginn erst einmal die Story an sich und schon konnte man als Leser die dann kommende und geschickt eingebaute Philosophie erheblich besser verstehen, da man sich ja gedanklich selbst auf dem Wüstenplaneten befindet und bereits dem »Spice« frönt. Hamilton hat dies leider verpasst und somit werde ich wohl nie herausfinden, ob sich der Rest irgendwann gelohnt hätte.
Jürgen Seibold/05.01.2016
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