Erschienen bei Fischer Tor; Frankfurt a.M., Mai 2018
©2018 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M.
ISBN 978-3-596-70116-2
ca. 430 Seiten
COVER:
Jenseits des Landfalls, so heißt es gemeinhin, endet die Welt. Dahinter liegen nur noch das endlose Wolkenmeer und das Nichts. Vor Tausenden von Jahren aber gab es noch keine Wolken. Die Legenden besagen, dass eine gewaltige Zivilisation in den Tieflanden lebte, deren Reichtum nur von ihrem Wissensschatz übertroffen wurde. Die ArChaon erforschten die Magie und die Schöpfung auf eine Weise, die sich heute niemand mehr vorstellen kann – doch ihre Neugierde wurde ihr Untergang, und die Nebel verschlangen sie. Niemand hat jemals nach dieser verlorenen Welt gesucht, denn niemand wagte sich in die Tiefen des Wolkenmeers. Bis heute …
REZENSION:
Es ist noch gar nicht so lange her, da konnte ich mich dem ersten Buch über die Geschehnisse im Wolkenmeer widmen. Es handelte sich dabei um die erste Reise in das Wolkenmeer mit dem Titel „Der Drachenjäger“.
Nun liegt mit „Der Weltenfinder“ das zweite Buch über diese sagenhafte Welt vor und somit kann man sich als Leser abermals an die Reling stellen und den Weg über die Wolken genießen.
Doch genießen ist hier wohl das falsche Wort: Auch im zweiten Buch müssen wir uns einer Vielzahl an Gefahren stellen – nichts desto trotz steht auch dieser Band dem ersten in keiner Weise nach.
Während „Der Drachenjäger“ mich noch sehr stark an die Erlebnisse in „Moby Dick“ erinnerte, erzählt Bernd Perplies hier nun eine neue und gänzlich eigenständige Geschichte.
Allein dafür sollte er bereits einen Preis bekommen: Weder für den ersten noch für den zweiten Band benötigt er die im Genre oft notwendigen knappen 1.000 Seiten. Im Gegenteil, er erzählt seine Story jeweils mit knapp über 400 Seiten. Dabei schafft er es trotz der vermeintlich geringen Seitenzahl, sein Worldbuilding problemlos entstehen zu lassen und so ganz nebenbei eine rundum interessante und spannende Fantasygeschichte zu erzählen.
Hinzu kommt ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal beziehungsweise ein Umstand, der nur sehr selten im Genre vorkommt: Band 2 ist auch ohne Kenntnis über Band 1 zu genießen. Ja, die Welt ist die gleiche. Ja, einige Personen kennt man noch ein klein wenig aus den Erlebnissen des ersten Buches. Dennoch befinden wir uns hier auf einer komplett losgelösten Reise mit einem komplett anderen Ziel. Endlich ein Autor, der trotz reduzierter Seitenzahl zu unterhalten weiß und scheinbar problemlos eine weitere eigenständige Geschichte vorlegen kann.
Während Buch 1 noch Richtung „Moby Dick“ schielt, erinnern mich die Abenteuer in „Der Weltenfinder“ eher an eine Art Indiana Jones. Etwas weniger überdreht, aber der Schluss schreit doch ein wenig danach. Die Wolkenwelt hat mich jedenfalls gefangen genommen und ich würde mich außerordentlich freuen, wenn der Autor hier noch öfter seine Flug-Schiffe treiben lassen könnte.
Natürlich ist der Anspruch hoch und manch Geheimnis dieser Welt unter den Wolken bereits gelöst. Dennoch: Ich glaube, ich würde absolut gerne erneut die Planken unter meinen Füßen spüren und den Blick gen Wolken schweifen lassen…
Jürgen Seibold/09.04.2019
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