Cover:
Angel Island ist eine beschauliche kleine Insel. Die Einwohner leben seit jeher in Eintracht und Frieden miteinander. Doch an Halloween verändert sich alles. Denn dies ist der Tag, an dem das Böse nach Angel Island kommt.
Acht gruselige Horrorgeschichten in der Tradition von Stephen King, Dean Koontz und Peter Straub.
Rezension:
Im Herbst kehren die Nebel zurück und die Schatten werden länger. Das ist kein Phänomen, sondern ein der Umlaufbahn geschuldeter Gang der Dinge, wenn die dunkle Jahreszeit in den hiesigen Breitengraden eintritt. Aber ich stelle mir dennoch gern vor, es wäre eines und die Zeit des Übernatürlichen würde von diesen <em>Erscheinungen</em> eingeläutet.
Liegt es am alten Aberglauben, dass die meisten Totenfeste ausgerechnet in den Raum des Kalenders fallen, in dem das auch draußen die Blätter an den Bäumen ihnen gleichtun?
Die Welt mag den Anschein erwecken dahinzuwelken, doch die Fantasie wird genau durch diesen angeregt. Anstatt Kälteschauer lasse ich mir lieber welche des morbiden Charmes und der lauernden Horrorgeschichten über den Rücken jagen.
So stellen sich mir im Oktober immer wieder die drei selben Fragen:
Welche Fratze wird in den Kürbis geschnitzt, welches Kostüm getragen und mit welchem Buch sich auf den 31. des Monats eingestimmt?
Jörg Kleudgen, Autor und Frontmann der Band „The House of Usher“, half mir diesmal bei der Beantwortung, indem er mir „Angel Island – die Halloween Anthologie“, herausgegeben von Oliver Schütte und Uwe Voehl, zusandte.
Drehscheibe aller Beiträge des Buches ist die ihm den Titel gebende Insel „Angel Island“, deren Bewohner ein beschauliches Leben führten – bis zur Nacht vom Reformationstag auf Allerheiligen, in der sich die Tore zur Welt der Toten, aber auch die zu der des Bösen, öffnen lassen können.
Genau das ist auch die Thematik der ersten Geschichte „Die Mission des Titus Brown“ von Michael Marcus Thurner.
Die zweite handelt vom Van-Roermond-Filter, einem schwarzen Kristall, dessen besonderer Schliff die Seelen Verstorbener für die Lebenden sichtbar macht. „Prayer´s Rock“ von Malte S. Sembten erinnerte mich etwas an „13 Geister“, bot aber ebenso neuen Stoff durch den schriftstellerisch tätigen Protagonisten, der seine Tochter verloren hatte.
Das dritte Kapitel – „Tommyboy“ von Hendrik Schmitz – behandelt die Abgründe eines Jungen, nachdem dessen Schwester in einen ins Meer gestürzt war. Oder wurde sie gestoßen?
Im vierten treffen wir in „Masken des Hasses“ von Jörg Kleudgen auf einen Gemischtwarenhändler, dem sie an seinem Schaufenster zuerst auffielen – die Kinder in den unheimlichen Verkleidungen. Bald wird aus dieser Begegnung eine Hatz über die Insel und um das Leben des Ladenbesitzers.
„Katharsis“ von Sunny Meury fällt in das Genre der Gothic Novels. Eine junge Frau, ein verlorenes Baby und ein Geistlicher bilden den Rahmen des sich abzeichnenden Bildes, welches sich dann doch in anderen Farben zeigt als man es vermuten würde.
„Banshees weinen nicht“ sticht im Passus aus der Sammlung heraus, wie schon das Psydonym der Autorin – Gritta Graus – vermuten lässt. Sie bedient Klischees, ohne dabei im Ansatz klischeehaft zu wirken. Ihre Mitwirkung würde ich unter Fantasy-Horror mit einem Schuss Tragikkomödie verbuchen.
Der vorletzte Part – „Der Preis“ von Stephan Reinbacher – spiegelt für mich am deutlichsten wieder, dass es Vorgabe war die Beiträge in Manier von Stephan King, Dean Koontz und Peter Staub zu halten. Ort seiner Handlung ist eine Schule, in der die Kinder zu blutrünstigen Wesen werden. Hier wird aus dem Horror schon Splatter.
Am Schluss der Anthologie landen die Leser in den „Mauern von Ronwick Abbey“ und begleiten Jürgen Scheivens Pfarrer Barton auf dessen Mission den Schrecken von der Welt abzuwenden.
Und dann treffen sie wieder hier, bei mir, ein. Mitten im Herbst, mitten im verhangenen Wetter, mitten auf einer ähnlichen Suche nach passender Lektüre für schaurige Abende. Diese kann durchaus mit „Angel Island“ enden …
Erschienen ist die Halloween Anthologie bei Bastei-Lübbe unter der ISBN 978-3-404-17075-3 und erhältlich für € 8,99.
Miriam Stephanie Reese
(Oktober 2015)
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