Morten H. Olsen: Das Kind aus dem Moor

Originaltitel: Mord og galskap

Aus dem Norwegischen von Dagmar Lendt

c der deutschsprachigen Ausgabe: 2003 Piper Verlag GmbH, München

COVER:

Als Antiquar gehört Francis Falckenberg zu den Honoratioren des norwegischen Städtchens Oscarshavn. Seit Jahren führt er ein beschauliches Leben, doch plötzlich geschehen merkwürdige Dinge: Bei einem Großbrand im Armenviertel sterben eine stadtbekannte Prostituierte und ihre Tochter – aber die Leichen werden nicht gefunden. War es Mord? Als Francis an einem nebligen Abend nach Hause geht, erscheint ihm ein seltsames kleines Mädchen, das er nie zuvor gesehen hat. Es nimmt ihn bei der Hand und führt ihn zu den vermißten Toten – um genauso unbemerkt zu verschwinden, wie es gekommen ist. Als Francis der Polizei den Fundort meldet, begegnet man ihm mit größtem Mißtrauen, und er verstrickt sich immer tiefer in ein Gespinst aus Verdächtigungen und Widersprüchen. Ist er der Mörder? Oder ist Magie im Spiel? Bald darauf erscheint das Kind erneut und führt Francis ins Moor, wo vor fünfundzwanzig Jahren ein kleines Mädchen spurlos verschwand.

Morten H. Olsen, 1960 in Narvik geboren, hat zahlreiche Romane und Krimis veröffentlicht, ist in seiner Heimat Norwegen überaus erfolgreich und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Auf deutsch erschienen von ihm “Die Osiris-Morde” und “Das Kind aus dem Moor”.

REZENSION:

In “Das Kind aus dem Moor” geht es um eine norwegische Kleinstadt namens Oscarshavn, in der das Leben noch in der verschlafenen, kleinbürgerlichen Art und Weise vonstatten geht. Durch einen Brand im Armenviertel der Stadt wird diese aus ihrem ruhigen Dasein gerissen und gerät immer mehr in den Blickpunkt der Medien, da mehrere Leichen nicht aufgefunden werden. Dies verstärkt sich auch noch, als dem unbescholtenen Bürger Francis Falckenberg in einer nebligen Nacht ein – anscheinend vor ungefähr zehn Jahren im Moor verschwundenes – Mädchen begegnet und ihm zeigt, wo eine Leiche versteckt ist. Jedem ist sicherlich klar, daß er dadurch – vor allem durch diese unglaubwürdige Geschichte und einer weiteren Leiche – in das Visier der Ermittlungen gerät und hinter vorgehaltener Hand als Hauptverdächtiger gehandelt wird.

Dies allein wäre schon eine schöne Geschichte. Morten H. Olsens “Das Kind aus dem Moor” geht jedoch noch erheblich weiter. Es ist nicht einfach ein gut erzählter Thriller mit mythischen Anleihen, sondern vielmehr ein Spiegel der Gesellschaft Oscarshavns. Er holt sehr weit aus und betrachtet intensiv, scheinbar unzusammenhängend, diverse Lebensepisoden, die zusammen betrachtet einen dichten – nun aber doch sehr geschickt gewebten – Fleckenteppich ergeben, der schön und interessant zu betrachten ist.

Durch die mythische Komponente fügt sich noch ein dezenter Schauer hinzu, der den Leser des öfteren dazu verleitet, kurz inne zu halten um über die Schulter nach dem Ursprung des gefühlten  kalten Hauches zu schauen.

Dieser Roman ist somit jedem literarisch ambitionierten Leser zu empfehlen und lässt mit ruhiger Stimmung und dezenter Spannung spielend leicht einen verregneten Tag vergehen.

JS/22.01.05

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