Originaltitel: Behold the Man
Übersetzung: Jürgen Langowksi
c 1969 Michael Moorcock
Neuübersetzte Taschenbuchausgabe Februar 2007
c der deutschsprachigen Ausgabe: 2007 Piper Verlag GmbH, München
ca. 191 Seiten / € 7,95
COVER:
Karl Glogauer entflieht seinem Schicksal und reist vom zwanzigsten Jahrhundert in die biblischen Zeiten. Er trifft auf Johannes den Täufer und glaubt sich der Wahrheit über die biblische Überlieferung näher. Doch Johannes hat noch nie von einem Jesus von Nazareth gehört, und auch sonst kennt niemand den angeblichen Heiland. Als Glogauer schließlich den Handwerker Joseph und seine Frau Maria ausfindig macht, erkennt er eine furchtbare Wahrheit und begreift, dass er nicht in seine eigene Zeit zurückkehren wird…
Mit I.N.R.I. hat Michael Moorcock den zweiten großen Zeitreise-Roman nach H.G. Wells “Die Zeitmaschine” erschaffen, einen visionären Klassiker, der unbestritten zu den wichtigsten phantastischen Werken des letzten Jahrhunderts zählt. Nun liegt I.N.R.I. erstmals in vollständig neuer Übersetzung und ergänzt durch ein Nachwort vor.
Michael Moorcock, geboren 1939 in London, ist einer der originellsten und beliebtesten phantastischen Autoren überhaupt und wurde mit allen bedeutenden Fantasy- und Science-Fiction-Preisen ausgezeichnet. Romane wie “I.N.R.I.” genießen den Status zeitloser Meisterwerke. Mit der weltberühmten “Elric”-Saga, die im Zentrum seiner Zyklen um den “Ewigen Helden” steht, schuf Moorcock einen modernen Klassiker der Fantasy-Literatur, dessen schöpferische Kraft bis heute unerreicht ist.
REZENSION:
Michael Moorcock erzählt in seinem viel zu kurzem Werk über den Zeitreisenden Karl Glogauer, der sich plötzlich in der Zeit Jesu wieder findet und sichtlich überrascht ist – denn keiner kennt einen nennenswerten Menschen namens Jesus.
Er trifft auf Johannes den Täufer und tritt dessen Gemeinschaft bei, in der Meinung, durch ihn Jesus zu finden. Leider trifft er lediglich auf einen sabbernden Jüngling namens Jesus, der Sohn eines frustrierten Zimmermanns namens Josef und einer Dorfhure namens Maria ist. Selbst überzeugt von der Bibelgeschichte übernimmt Karl Glogauer in Zusammenarbeit mit Johannes mehr und mehr die Rolle des Erlösers, um der ihm bekannten Geschichte den nötigen Verlauf zu geben.
Michael Moorcock erzählt seine Story in zwei zeitlich unabhängigen Strängen, die wechselweise die Geschehnisse des Karl in seiner eigenen Zeit und des Karl zur Zeit Jesu zeigen. Den interessanteren Part bilden dabei erwartungsgemäß die Erlebnisse in der Frühzeit, wobei aber die Belichtung des heutigen karl Glogauer sehr geschickt die schwierige Psyche dieses Menschen offenbart.
Die Erzählung zu Zeiten Jesu ist natürlich sehr polarisierend und wird sicherlich von dem ein oder anderen als absolute Blasphemie angesehen.
Nichts desto trotz erschuf Michael Moorcock einen zwar gänzlich anders gearteten Plot um Jesu, nimmt den Leser aber bei der Hand und offenbart eine hochwertige und interessante Science-Fiction-Geschichte, die sehr gut das zukünftige Potenzial dieses Autors aufdeckt. Leider ist die Geschichte sehr kurz und man wünscht sich erheblich mehr Lesestoff zu Zeiten Jesu.
Durch den Bezug zu Jesus wird dieser Inhalt natürlich zu sehr viel Unstimmigkeiten führen – immerhin handelt es sich dabei um eine Person, zu der jeder seine eigene Interpretation darlegen kann und womit Moorcock natürlich spielt – davon abgesehen würde diese Geschichte aber auch trotzdem wirken und ist somit ein sehr wichtiges Werk innerhalb der SF-Szene.
Jürgen Seibold/11.04.2007
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