© 2012 Luzifer-Verlag Steffen Janssen, Ahlen
Roman, 276 Seiten
€ 14,95, ISBN: 978-3-943408-03-4
COVER:
Harvey und Sarah führen ein glückliches, ruhiges Leben in den Bergen. Als Sarah erkrankt, kümmert sich der alte Harv liebevoll um seine Ehefrau.
Doch eines Tages hat sich etwas geändert in der Welt da draußen. Es beginnt damit, dass die Fernsehsender kein Programm mehr ausstrahlen, dann fällt die Stromversorgung aus, auch das Telefon verstummt. Ein grauer Schleier umhüllt das Land. Eine trügerische Stille liegt über den Feldern, über dem Haus.
Des Nachts glaubt Harvey, Kreaturen ums Haus schleichen zu hören. Und die kurze Begegnung mit einer jener Kreaturen im Garten bringt die schreckliche Gewissheit, keiner Einbildung erlegen zu sein.
Harvey beschließt, in Erfahrung zu bringen, was zum Teufel mit der Welt geschehen ist. Und so steigt er in seinen rostigen Van und fährt hinüber zu seinem alten Freund Murphy, der ein paar Meilen die Straße hinab ein kleines Lebensmittelgeschäft betreibt. Doch dieser scheint bereits dem Wahnsinn anheim gefallen zu sein …
REZENSION:
Wenn man die Geschichte des Grusel- oder Horrorgenres – egal, ob aus literarischer oder filmischer Sicht – betrachtet, erkennt man sehr schnell, dass hier im Laufe der letzten Jahrzehnte immer auch diverse Ängste verarbeitet worden sind. Man denke hierbei zum Beispiel einfach mal an die ganzen Filme der 50er Jahre, die in diesen Genre sehr häufig auf atomare Ursachen eingegangen sind – und hier sehr stark den damaligen Sorgen Rechnung trugen.
In der jetzigen Zeit stellt sich mir nun die Frage, ob ich mir so langsam Sorgen machen sollte, da sich das Horrorgenre momentan sehr stark der Apokalypse zuwendet und dies durch Zombieromane, Überlebende, postapokalyptische Begebenheiten, allumfassende Kriege ihre Ausprägung findet.
Michael Dissieux legt nun mit GRAUES LAND einen weiteren Roman innerhalb dieses Genres vor. Im Gegensatz zu seinem sehr spannenden Werk „Die Saat der Bestie“ begleiten wir aber nicht eine Person anhand eines Roadmovies durch die zerstörte Welt, sondern lernen Harvey kennen, der sich aufopferungsvoll um seine darniederliegende Frau kümmert und sich somit nicht von A nach B durchkämpft, um weitere Überlebende zu finden.
Durch diese Eingrenzung lässt Michael Dissieux uns sehr stark an den persönlichen Gedanken Harveys teilhaben. Hierdurch entsteht eine durchweg persönliche Dramaturgie, die einerseits höchst interessant, anderseits auch äußerst depressiv wirkt.
Selbstverständlich kommen noch einige wenige Protagonisten hinzu – nichts desto trotz handelt es sich überwiegend um das persönliche Empfinden der Hauptfigur, dessen Liebe zu seiner Frau das Hauptthema dieses Buches zu sein scheint.
Seine Hilflosigkeit in dieser ausgerotteten Welt zieht sich komplett durch das gesamte Werk und man hofft beinahe, dass nun etwas Action Einzug findet, damit man wieder ein wenig Abstand zu Harvey gewinnen kann.
Leider lässt der Autor dies – bis auf wenige Begebenheiten – nicht zu und somit bleibt man als Leser an diese depressive Episode einer Person gefesselt.
Aufgelockert wird das Ganze lediglich ein klein wenig durch den vermeintlichen Rettungsversuch seines Sohnes, der mit seiner Enkelin per Hubschrauber den Weg zu Harvey aufgenommen hat.
Hierbei sind einige wenige Punkte ein klein wenig fragwürdig erzählt, da man sich selbst die Frage stellt, warum sein Sohn so lange auf sich warten ließ. Hinzu kommen einige von seinem Sohn erzählte Begebenheiten, bei denen man glaubt, anders reagiert zu haben, sollte man so etwas erleben müssen.
Darüber hinaus wundert man sich ein wenig über Harveys Freund Murphy, der einen Lebensmittelladen sein eigen nennt, jedoch nur seine Wohnung einbruchssicher verbarrikadiert – dumm jedenfalls, da die mutierten Menschen diesen verwüsten und er somit nichts mehr zum Beißen hat.
Diese kleinen Fehlpässe konnten bei mir aber den Genuss dieses Buches nicht mehr schmälern und somit pflügte ich mich von Seite zu Seite, um mehr von dieser eher traurigen Geschichte in mich auf zu nehmen.
Sehr schön fand ich den durchgehenden Verweis auf einen Satz meines Lieblingsautors (Die Welt hat sich weitergedreht), welcher sich wie ein zarter Faden von vorne bis hinten in das Buch legt.
GRAUES LAND ist somit kein typischer Roman dieses Genres, da er Freunde der blutigen Action sicher nicht leicht überzeugen kann – wer aber (mal abgesehen von kleinen Unstimmigkeiten) einen dystopischen Roman der etwas nachdenklicheren Art lesen möchte, ist hiermit bestens beraten.
Mir hat er außerordentlich gut gefallen und ich freue mich bereits auf den Folgeband – und dies, obwohl ich den Schluss von GRAUES LAND fast ein wenig zu traurig fand. Ich war jedenfalls davon etwas überrascht, da es ein eher untypisches Ende ist – höre nun aber auf, da sonst die Gefahr besteht, hier etwas zu offenbaren.
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