Originaltitel: Every Heart a Doorway
Aus dem amerikanischen Englisch von Ilse Layer
Fischer Tor 02/2019
©2016-2018 Seanan McGuire
Für die deutschsprachige Ausgabe: ©2018 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M.
ISBN 978-3-596-29884-6
ca. 462 Seiten
COVER:
Kinder und Jugendliche sind zu allen Zeiten in Kaninchenlöcher gefallen, durch alte Kleiderschränke ins Zauberland vorgestoßen oder mit einer Dampflok in magische Welten gereist.
Aber… was geschieht eigentlich mit denen, die zurückkommen?
Mit Nancy, die die Hallen der Toten besucht hat und den Rest ihres Lebens am liebsten still wie eine Statue verbringen würde.
Und mit Christopher, dem Jungen mit der Knochenflöte, der die Toten für sich tanzen lassen kann.
Mit Sumi, die das Chaos braucht wie die Luft zum Atmen, weil sie aus einer Unsinnswelt kommt, oder mit Jack & Jill, die mit Vampiren und Wissenschaftlern unter einem blutig-roten Mond aufgewachsen sind.
Als sie sich in „Eleanor Wests Haus für Kinder auf Abwegen“ treffen, ahnen sie nicht, dass ihnen ihr größtes Abenteuer noch bevorsteht…
REZENSION:
Es gibt eine unglaubliche Vielzahl an Geschichten, in denen Kinder durch Türen schreiten und dabei andere Welten entdecken. Wenn ich mich nicht ganz täusche, ist Alice im Wunderland einer der ganz alten Klassiker. Die folgende Zeit ließ dabei aber keineswegs nach und somit wurden wir mit fantastischen Geschichten beglückt, die dieses Thema aufgriffen und neu erzählten.
Seanan McGuire geht mit ihrem fantastischen Werk „Der Atem einer anderen Welt“ auf diese verschiedenen Welten ein. Sie versucht dabei jedoch keineswegs eine neue Welt zu erschaffen und ein weiteres Kapitel in diesem Genre aufzuschlagen – nein, sie widmet sich den Kindern, die aus diesen Welten zurückgekommen sind.
Der Besuch anderer Welten führt oft zu einem parallelen Leben. Die Zeit scheint voranzuschreiten, bei einer Rückkehr ist aber nur ein Teil davon vergangen. Je nach Ziel verändern sich die Kinder. Die einen waren in Zuckerwelten, Nancy zum Beispiel in der Welt der Toten. Das Internat von Eleanor nimmt sich diesen von ihren Eltern nicht verstandenen Kindern an und hilft ihnen, einigermaßen in der „normalen“ Welt klar zu kommen. Dies führt selbstverständlich zu diversen Komplikationen – insbesondere, da nahezu jedes Kind gerne wieder in die besuchte Welt abtauchen möchte, nur momentan den Zugang nicht zu finden in der Lage ist.
McGuires „Der Atem einer anderen Welt“ ist ein Episodenroman mit drei Geschichten, die locker zusammen hängen. Ihr Schreibstil und besonders ihre fantastische Idee sprechen für sich und lassen nicht wirklich viel missen.
Dennoch konnte mich das Werk nicht rundum überzeugen. Dies ist aber wohl dem Umstand geschuldet, dass meine eigene Erwartung in eine andere Richtung abgedriftet ist und mehr Verknüpfungen zu bekannten literarischen Klassikern gewünscht hätte.
Darüber hinaus gehöre ich mit meinem Literaturgeschmack sicher nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe für einen Wohlfühlroman dieser Art. Somit bin ich mir absolut sicher, dass dieser prinzipiell grandios geschriebene Roman einer nicht gerade geringen Anzahl an Lesern gefallen wird.
Jürgen Seibold/20.08.2019
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