BLITZ Verlag GmbH, Windeck 2003
Reihe: Edgar Allan Poe’s Phantastische Bibliothek (Band 1)
COVER:
Wenn das Licht des Tages stirbt und sich das Totenhemd der Nacht auf Pflastersteine und Asphaltstrassen herabsenkt, geht ein Raunen durch alte Ziegelmauern. Es ist die Zeit des Zwielichts, in welcher die Gebäude im Mondlicht zu träumen beginnen…
Die schiefen Palazzi von Venedig flüstern einander längst vergessene Geheimnisse zu. In den verfallenen Häuserblocks von Berlin ertönt ein Wispern. Beide Städte erzählen dem Leser unheimliche Geschichten. Grotesk, bizarr durchwoben von Schmerz und Angst …
Markus K. Korb führt den Leser durch düstere Labyrinthe aus Gassen und Hinterhöfen bis hinein in die modrigen Herzen von Venedig und Berlin. Beide Städte sind Schauplätze phantastischer Ereignisse, die von der Gegenwart bis in archaische Zeiten hinabreichen. Dorthin, wo fleischlose Schädel ihre ewig bleckenden Zähne entblössen …
“M.K.Korbs Erzähltalent schafft farbenfrohe Szenarien, die so anschaulich geschildert werden, dass der Leser sie selbst wahrzunehmen glaubt.”
Eddie M. Angerhuber
“Korbs Erzählungen fußen immer zunächst in der scheinbar so sicheren Realität, gleiten dann ab in surreale Welten des Grauens und der Verstörung.”
Carsten Kuhr auf www.phantastik.de
“Freunde ungewöhnlicher Phantastik sollten diesen Autor im Auge behalten.”
Thomas Wagner in “Mephisto”
Rezension:
Edgar Allan Poe wurde ja schon oft als Namensgeber vergewaltigt. Sehr oft hatte man hierbei das Gefühl, daß die Herausgeber bzw. die Leser nur den „Fall des Houses Usher“ kannten. Den wenigsten ist leider bewusst, um was für ein Genie es sich bei Poe handelte.
Dieser Umstand hat mich bei der Betrachtung des Buches ein wenig abgeschreckt. Es gibt ja sehr viele Anthologien mit dem Konterfei des großartigen Literaten auf dem Cover. Die meisten davon werden dem Anspruch des Namensgebers nicht gerecht und sind im Gegenteil sogar so schlecht, das man die Herausgeber allein für jeden Buchstaben im Namen des Meisters zur Rechenschaft ziehen müsste.
Naja, sehen wir einmal davon ab und blättern Markus K. Korb’s Buch durch. Siehe da, die Aufmachung ist sehr stimmungsvoll gemacht. Die Zeichnungen des Künstlers Gustav Wölkl am Anfang jeder Geschichte sind sehr düster gehalten und umrahmen sehr gut den Charakter des Buches, der ja allein durch den Begriff „Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek“ suggeriert wird.
Aber es geht ja eigentlich um die Geschichten…
Markus K. Korb war mir bisher noch kein Begriff – ich werde diesen Namen jedoch in Zukunft sehr stark im Auge behalten.
Seine in diesem Buch befindlichen acht Geschichten sind in bester traditioneller Art und Weise geschrieben und begeistern von Seite zu Seite mehr. Er zeigt die düsteren Schauplätze zweier großer Städte, Venedig und Berlin, auf – wobei in seinen Geschichten die Städte eigentlich beinahe nebensächlich zu betrachten sind. Vielmehr schafft es Markus K. Korb in allen Geschichten die Protagonisten hervorzuheben und sehr detailliert darzustellen – jedoch diese zumeist auch zum Ende hin fallen zu lassen. Seine Erzählungen starten sehr dezent und in ruhigem Fahrwasser, treiben aber in die stürmischsten Gefilde, die man sich vorstellen kann. Dadurch entsteht beim Lesen eine dunkle, stimmungsvolle Atmosphäre, die jeden zu fesseln und mit Sicherheit zu begeistern weiß.
Kurz gesagt: Es weht ein starker lovecraft’scher und poe’scher Hauch durch dieses Buch….
Ich bin gespannt ob es der Verlag schafft, die mit diesem Band 1 der Reihe „Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek“ bereits sehr weit oben liegende Messlatte mit den Folgebänden aufrecht zu halten
Ach ja: Der Verlag kann meiner Meinung nach gerne weiterhin den Namen POE auf den Büchern führen – diesmal muß er sich sicherlich nicht verzweifelt im Grabe drehen, sondern kann mit stolzgeschwellter Brust seine Ruhe fortsetzen.
Jürgen Seibold/04.11.03
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