Markus Heitz: Kinder des Judas

Originalausgabe September 2007

c 2007 by Knaur Verlag

ca. 704 Seiten / € 14,90

COVER:

Ich kenne die Melodie des Lebens. Sie variiert selten, und wenn doch, dann ist es meistens nicht gut.

Jung sein, schön, gesund – und das bis in alle Ewigkeit: Was sich für viele nach einem Traum anhört, ist für Sia schon vor langer Zeit zum Fluch geworden. Sie sehnt sich nur nach einem: einschlafen und nie wieder aufwachen müssen. Doch das darf sie nicht. Zu groß ist die Schuld, die Sia auf sich geladen hat, zu groß die Verantwortung, die sie gegenüber der Menschheit trägt. Und noch etwas anderes verfolgt sie: die Erinnerung an ein besonderes Mädchen.

Um ihren Schmerz zu lindern, schreibt Sia in einer langen, einsamen Nacht Scyllas Geschichte nieder. Diese beginnt 1670 und ist untrennbar verbunden mit den dunklen Machenschaften der Kinder des Judas, einem mächtigen Bündnis von Wissenschaftlern – und Vampiren!

REZENSION:

Ein weiterer Vampirroman?

Gibt es nicht schon mehr als genug?

Kann einem Autor in der heutigen Zeit mit einer unendlichen Vielfalt an Vampirgeschichten überhaupt noch etwas einfallen, dass einen Leser erneut an die Seiten fesselt und mit neuen Ideen aufwartet?

Einer kanns!

Markus Heitz’ neuestes Werk “Kinder des Judas” ist eine weitere Geschichte im Kosmos um die (nicht tot zu bekommenden) Vampire – und eine Geschichte, die diese mystischen “Lebewesen” ganz neu entdeckt und voller Atmosphäre vor des Lesers Augen ausbreitet.

“Kinder des Judas” erzählt von der Vampirin Scylla, die ihre Lebensgeschichte aufschreibt und dabei über Jahrhunderte voller Grauen, Schmerz, Verlust und – viel Blut – berichtet.

Anhand der Erzählung Scyllas verwebt Markus Heitz in seinem 700seitigen Buch die beiden Genre Mystik und Historik in genialer Weise. Er vergisst dabei weder detailreiche Beschreibungen des 18. Jahrhunderts noch die Notwendigkeiten der Spannung, wie es ein Genreleser im Bereich des Vampirismus erwartet.

Seine Geschichte ist – trotz der untoten Schattengestalten – ein Buch voller Leben und seine Protagonisten zeigen sich glaubhaft und detailverliebt gezeichnet. Markus Heitz vergisst diesen Detailreichtum weder in den historischen Begebenheiten und Orten der Vergangenheit noch in der Darstellung der Gegenwart. Hier geht er sogar so weit, seine Affinität zur Gothic-Szene geschickt in seine Geschichte mit einzuweben und wird damit hoffentlich einige Leser dazu führen, sich ein wenig mehr Gedanken über die Musik/Szenen außerhalb des Mainstreams zu machen. Vielleicht gibt es sogar den ein oder anderen Leser, der sich – angespornt durch diese Geschichte – ein oder mehrere CD’s von 69 Eyes oder gar Das Ich besorgt – Es wird sein Schaden nicht sein…

Aber zurück zum Buch: Erneut wurde durch Heitz gezeigt, dass er wohl der echte Fantasy- und Horrorkönig unseres Landes ist – im Gegensatz zu manch anderen, mittlerweile sehr vorhersagbaren Autoren dieser Genre, schafft es Heitz immer wieder, zu überraschen und legt dabei zusätzlich einen Pageturner nach dem anderen vor. Ein Autor, der weiß wovon er schreibt und wie er damit den Leser nicht nur erreichen sondern auch befriedigen kann.

Absolut empfehlenswert!

Jürgen Seibold/05.02.2008

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