Originaltitel: Torajyvät
Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
© 2011 Marko Hautala
Deutsche Erstausgabe 2013
© 2013 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
ISBN 978-3-423-21426-1
ca. 302 Seiten / € 9,95 (TB)
COVER:
Es scheint prächtig zu laufen in Jennis und Aarons Ehe. Aaron ist erfolgreicher Politiker, die gut zwanzig Jahre jüngere Jenni hat in ihrem aufgeweckten kleinen Sohn Miro ihre Lebensaufgabe gefunden. Da erhalten sie eine Einladung von Aarons erwachsenem Sohn Markus, einem Historiker, der zurückgezogen auf einer kargen Felseninsel lebt, seit er bei einem Autounfall eine schwere Gehirnverletzung davongetragen hat. Die Zusammenkunft ist die letzte Chance auf Aussöhnung, denn Jenni war früher Markus‘ Freundin, und die Heirat mit seinem Vater hat tiefe Gräben in die Familie gerissen. Bereits während der Anreise nach Spegelö mehren sich dunkle Vorzeichen, und das Familientreffen steht von Anfang an unter einem unheilvollen Stern. Zusätzlich überschattet wird es von einem vergangenen Unglück, von dem neun Steingräber und eine alte, verfallene Kapelle künden und dessen düsteres Vermächtnis bis in die Gegenwart der Menschen auf der einsamen Insel reicht …
REZENSION:
Von der Coverbeschreibung angetan freute ich mich auf einen tiefgehenden und spannenden Psychothriller, gefüllt mit dunklen Familiengeheimnissen und eventuellen historischen Begebenheiten, die zusätzlich ihren Schatten auf die Geschehnisse werfen.
Marko Hautalas Art des Schreibens scheint auch den Aspekt des Tiefgangs vorerst zu befriedigen und somit folgte ich auch sehr interessiert der Geschichte. Leider bleibt der Autor zu lange gefangen in seinem ausschweifenden Erzählen der Familienzusammenkunft. Leicht angetan von hoffentlich kommenden Offenbarungen versuchte ich diesem als Psychothriller deklariertem Buch zu folgen – leider konnte sich Marko Hautala nicht schnell genug dazu entscheiden, nun die psychischen und spannenden Elemente zu offenbaren. Somit plätschert die Geschichte trotz der familiären Probleme spannungsfrei vor sich hin und man benötigt schon sehr viel Geduld, auf eventuell noch kommende Thrillerelemente zu warten. In meinen Augen muss ein Buch mich spätestens nach hundert Seiten überzeugen, da Romane dieser Art der Unterhaltung dienen und eine diesbezügliche Beschreibung auch dementsprechende Erwartungen weckt. Ein Psychothriller sollte ähnlich einem Actionfilm funktionieren und durch schnelle und rasante Schnitte den Leser bei sich behalten. Nachdem ich jedoch nach erfolgtem Lesen des halben Buches hier immer noch nichts fesselndes erkennen konnte, war es mir leider nicht möglich, diesem Buch zu Ende zu folgen. Ich werde hierbei das Gefühl nicht los, das entweder die Deklaration aus marketingtechnischer Sicht zu euphorisch war oder aber der Autor seine Spannung erst in der zweiten Hälfte nach und nach einzubauen versuchte – sollte dies der Fall sein, könnte ich mir vorstellen, dass er einige seiner Leser dabei verlieren wird. Schade darum, denn prinzipiell haben dunkle Geheimnisse in Familien und darüber hinaus noch historische Elemente düsterer Art genug Potenzial um für spannungsgeladene Unterhaltung zu sorgen. Hier hat es leider nicht funktioniert.
Jürgen Seibold/18.04.2014
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