©2012 by Marc Elsberg
© der deutschen Originalausgabe 2012 by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
ISBN 978-3-442-38029-9
ca. 800 Seiten
COVER:
An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff und versucht, zu den Behörden durchzudringen – erfolglos. Als Europol-Kommissar Bollard ihm endlich zuhört, werden dubiose E-Mails auf seinem Computer gefunden. Selbst unter Verdacht wird Manzano eins klar: Ihr Gegner ist ebenso raffiniert wie gnadenlos. Unterdessen liegt Europa im Dunkeln, und die Menschen stehen vor ihrer größten Herausforderung: Überleben.
REZENSION:
Als ich die Idee hinter diesem Buch gelesen hatte, war es beinahe um mich geschehen: Noch vor dem ersten Buchstaben malte ich mir eine Welt ohne Strom aus. In meiner Fantasie spitzte sich das dramatisch zu, denn unser Leben ist durch und durch abhängig von einer funktionierenden Versorgung von Strom. Nahezu nichts wird möglich sein, der Mensch befindet sich auf dem Weg zurück und ist dennoch durch seine moderne Umwelt in keinster Weise darauf eingestellt.
Dementsprechend spannend und gefüttert mit menschlichem Überlebenswahnsinn stellte ich mir den Inhalt dieses umfangreichen Werkes vor.
Leider wurde ich beinahe durchgehend enttäuscht – doch warum?
Nun, wenn man diesem Werk etwas zugute lassen soll, dann der Umstand, dass der Autor absolut brillant recherchiert hatte. Denn sämtliche von ihm genannten Szenen und Umstände sind wissenschaftlich akribisch dargelegt. Das Problem dabei: Als Leser hatte ich eher das Gefühl, zum Kenner des europäischen Stromnetzes zu werden, denn zum Empfänger eines spannenden Plots.
Sicherlich hat die Geschichte oberflächlich betrachtet viele spannende Momente zu bieten – leider sind diese aber nicht ausreichend dargelegt, wodurch die Spannung einfach nicht aus ihrem Versteck herauskriechen konnte. Sobald der Autor etwas dramatisches ansprach, wird dem Leser dies anhand eines Zeitungsartikels dargelegt. Und welche Eigenschaft haben Zeitungsartikel, wenn sie über ein Geschehniss berichten sollen? Exakt, sie müssen es sachlich und trocken erzählen. Hinzu kommen Politiker und Firmenbosse, die genauso ausschweifend reden, wie sie es im realen Leben in ihrer jeweiligen Regierungserklärung eben auch machen. Somit zwar realistisch – aber auch realistisch langweilig.
Das Buch ist nicht gerade als dünn zu nennen und ich dachte nahezu alle einhundert Seiten darüber nach, einfach damit auf zu hören. Warum ich mich bis zum bitteren Ende durch gequält habe, erschließt sich mir heute immer noch nicht, denn die Hoffnung auf spannende Elemente wurde einfach nicht befriedigt.
Sicherlich können viele diesem Werk etwas abgewinnen, in meinen Augen blieb nur noch eine Enttäuschung übrig, da die Idee einen sehr spannenden Plot bieten könnte, dies aber hier beinahe in einer wissenschaftlichen Arbeit verschwunden ist.
Man könnte jetzt natürlich anmerken, dass Blackout dafür lehrreich ist und keine leichte Unterhaltung sein soll – ja, aber man kann auch lehrreich und spannend Geschichten erzählen und das ist mir immer noch lieber als das Gefühl eines Sachbuches.
Ein kleiner Erfolg war dennoch vorhanden: Durch die zielgerichtete Werbung wurde ich auf weitere Bücher mit einem Stromausfall als Hauptthema aufmerksam. Einige davon wanderten auf meinen Stapel und ich bin mal gespannt, wie andere Autoren mit dieser nahezu apokalyptischen Szenerie umzugehen wissen.
Jürgen Seibold/20.02.2016
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