Märchen von Ketzern

COVER:

Dieser Band versammelt Märchen, die von den vier bekanntesten mittelalterlichen Ketzerströmungen geprägt sind: die Katharer Südfrankreichs, die Templer, die in ganz Europa verbreitet waren und die Bogomilen des Balkans.

Ein Nachwort erläutert Bedeutung und Herkunft der Ketzerbewegungen und ihre Einflüsse auf Märchen.

REZENSION:

Märchen von Ketzern sind nicht etwa welche für Ungläubige – in ihnen geht es genauso um Gott und Teufel, wie in anderen auch.

Aber vor allem spiegeln sie die Werte in Symbolsprache wieder, erzählen verschlüsselt von historischen Gegebenheiten, wodurch sie heute noch als wichtige Zeugnisse untergegangener Kulturen und Zeiten gelten.

Die Unterdrückung von Minderheiten und Randgruppen erlangt ihren Höhepunkt in deren Verfolgung.

Offenkundig zählt im Mittelalter die Ketzerbewegung dazu.

Um ihre Lehren dennoch zu verbreiten und trotzdem im geheimen zu agieren, bedienten sie sich der Form des Märchens.

Doch sie erzählten nicht etwa welche – keine erfundenen Geschichten – sondern verpackten uralte Motive in neue Zauberwelten, die ihre Ideale, aber auch Kritik transportierten.

Das Wort „Ketzer“ leitet sich von Katharer ab, wodurch diese quasi als Prototyp der Bewegung erachtet werden.

Aber auch die Bogomilen, Templer und Katharer wurden in dieser Sammlung nicht außer acht gelassen.

Ich hätte mir gewünscht meinen Wissensdurst mehr über die Hintergründe der sogenannten Ketzer als nur in einer kurzen Kapiteleinleitung und dem Nachwort zu stillen.

Dennoch konnte ich mich nicht satt an den Märchen lesen.

Dieses Buch machte mich neugierig mehr über die Herkunft und Bedeutung der einzelnen Ströme „Ungläubiger“ zu erfahren, entschädigte aber durch das eigentliche Thema die – Märchen von Ketzern.

Erschienen ist das Buch bereits erstmals 1986 im Fischer Taschenbuch Verlag unter der ISBN 3-596-10657-5. Wer es im Handel oder Antiquariat entdeckt sollte sich das Schmökern darin nicht entgehen lassen…

Einzig zum Vorlesen für jüngere Kinder eignet es sich nicht unbedingt. Aber es (ent- oder ver-)führt Erwachsene zu verwunschenen Jungfrauen, kühnen Prinzen, Fabeltieren und in vergangene Tage, die wir allzu gern als mystisch betrachten…

Miriam Stephanie Reese

(September 2011)

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