Lawrence, Mark: Waffenschwestern – Das erste Buch des Ahnen

Originaltitel: Red Sister

Aus dem Englischen von Frank Böhmert

©2017 by Bobalinga Ltd.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

©2018 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M.

ISBN 978-3-596-70110-0

ca. 637 Seiten

COVER:

„Will man eine Nonne töten, so gilt es sicherzustellen, dass man über ein Heer von hinreichender Größe verfügt.“

Das Kloster zur süßen Gnade ist kein gewöhnlicher Konvent. Hier leben Mystikerinnen, die das Gewebe der Welt manipulieren, Schwestern der Verschwiegenheit, die sich der Kunst der Täuschung widmen, und hier werden Mädchen zu tödlichen Kriegerinnen ausgebildet. Als die junge Nona von einer Äbtissin in den Konvent geholt wird, ahnt sie nicht, dass ihre Ausbildung sie bis an ihre Grenzen führen wird – und weit darüber hinaus.

Nona durchläuft ein rigides Trainingsprogramm, das sie mit dem mystischen Pfad vertraut macht, den geheimen Künsten des geräuschlosen Tötens und der Fähigkeit, mit den verschiedensten Waffen zu kämpfen. Mit den anderen Novizinnen ist sie in Freundschaft und Liebe – und manchmal auch leidenschaftlichem Hass – verbunden. Nicht alle werden es schaffen, aber diejenigen, die ihren Weg bis zu Ende gehen, werden Teil der Schwesternschaft. Sie werden die gefährlichsten Klingen des Reiches, sie werden Waffenschwestern sein.

REZENSION:

Bei diesem Buch bin ich von Anfang an wahrlich hin- und hergerissen gewesen. Eine Vielzahl an unterschiedlichsten Emotionen und Gedanken rasten durch mich hindurch beziehungsweise an mir vorbei.

Die Geschichte selbst ist in ihrem übergeordneten Gebilde prinzipiell nichts unbedingt Neues. Dennoch schafft es Mark Lawrence diesem Coming-Of-Age-Konzept einiges erfrischendes hinzuzufügen.

Waffenschwestern ist nebenbei zwar Fantasy, dennoch lässt Lawrence klassische Spielarten wie Drachen, Zwerge, Zauberkräfte und so weiter einfach links liegen. Seine handelnden Personen sind beinahe „normal“ – außer eben, dass sie etwas Besonderes in einem Kloster lernen.

Anfangs war ich auch voll dabei:

Die Rettung Nonas zu Beginn und Ihr Eintritt in das Kloster – einfach perfekt.

Dann jedoch tröpfelt die Handlung gemütlich vor sich hin. Meine Gedanken legten sich in Richtung Abbruch des Buches – rechtzeitig musste sich Nona aber einer Prüfung unterweisen, die erzählerisch rasant und tiefgehend dargelegt worden ist. Hierbei ließ ich mich trotz meiner aufkommenden Gedanken in Richtung „Schließen des Werkes“ wieder überzeugen und an die Seiten fesseln.

Während dieser groß und breit erzählten Episode im Leben Nonas stellte ich mir mehrmals die Frage, warum ich überhaupt mit diesem frevelhaften Gedanken zu spielen begann.

Mark Lawrence zeigte in diesem detailliert erzählten Teil seiner Geschichte, dass er prinzipiell zu einem wahren Meister seines Faches zählt.

Leider scheint es jedoch so zu sein, dass er dieses Tempo und den Drive nicht über längere Strecken aufrechterhalten kann.

Nonas Weg als Schülerin in diesem rundum interessanten Kloster wirkt oberflächlich betrachtet wie Harry Potter für Erwachsene – aber plätschert viel zu viel einfach nur so vor sich hin. Womit sich meine Aufmerksamkeit erneut in Richtung „Abbruch“ verlagerte, da die reine und langatmige Darstellung eines „Schullebens“ spannend sein kann, hier jedoch nicht spannend dargelegt worden ist.

Dem Gegenüber halte ich es für außerordentlich erfrischend, dass endlich einmal fast nur weibliche Personen die Hauptrolle spielen. Dafür gibt es von meiner Seite einen Bonus – dies, obwohl ich bereits einige Stimmen zur Kenntnis nehmen musste, die davon sprachen, das diese Mädchen recht burschikos auftreten. Irgendwie kann man es wohl niemandem recht machen – ich stehe bei diesem Punkt geflissentlich einfach darüber, denn über so etwas habe ich mir schlicht keine Gedanken gemacht. Ich hielt es einfach nur für gut und Punkt!

Nichts desto trotz konnte mich Mark Lawrence mit dieser prinzipiell sehr interessanten Idee und Geschichte nicht bis zum Ende überzeugen. Seine Qualität blitzt oft hervor – es stellte sich mir dennoch die Frage, ob hier der Autor im ersten Buch seiner Reihe etwas zu sehr ausholen wollte und dafür im Nachfolgeband Gas gibt.

Keine Ahnung und davon abgesehen muss auch der erste Band überzeugen, da sonst der Griff zum Zweiten vom Leser nicht vollzogen wird.

Wie bereits angemerkt, bin ich hin- und hergerissen, denn einerseits halte ich die Idee inklusive den teilnehmenden Figuren für absolut zufriedenstellend und klasse dargestellt – andererseits hat mir einfach ein klein wenig gefehlt. Ich bin mir aber sicher, dass Waffenschwestern seine Klientel finden wird, denn mein dezentes Meckern ist auf einem etwas hohen Niveau angesiedelt und die Figur der Nona ist durchweg liebevoll gezeichnet, um eine Vielzahl an Freunden der Fantasy zu überzeugen.

Jürgen Seibold/31.07.2019

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