Originalausgabe April 2009
c 2009 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
ca. 255 Seiten / € 9,95</p>
COVER:
Dr. Martin Gänsewein trägt Dufflecoat, fährt Ente, sammelt alte Stadtpläne und geht als Rechtsmediziner dem täglichen Geschäft mit dem Tod äußerst gewissenhaft nach. Über das Seelenleben der Verstorbenen macht er sich keine Gedanken, bis ihm eines Tages die Seele von Autoschieber Pascha ein Gespräch aufdrängt. Pascha ist soeben gestorben – und ist stinksauer darüber. Sein angeblicher Unfalltod war in Wirklichkeit nämlich Mord. Da Martin der Einzige ist, mit dem er Kontakt aufnehmen kann, soll der ihm jetzt helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. So nistet sich die nervtötende Seele bei dem Rechtsmediziner ein, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Martins Leben gerät in den nächsten Tagen nicht nur völlig aus den Fugen, sondern auch in große Gefahr. Und jetzt ist es an Pascha, sich schnellstens etwas einfallen zu lassen, um seinen neuen Freund zu retten …
REZENSION:
Kühlfach 4 ist ein recht kurzweiliger Kriminalroman, der prinzipiell dem Genre des Krimis nichts neues abgewinnen könnte, wäre da nicht eine klitzekleine Kleinigkeit mit eingewoben: Hier besteht das Ermittlerduo aus dem hochanständigen und netten Pathologen Martin Gänsewein und dem in diesem Band gerade verstorbenen Autodieb Sascha – gerne auch Pascha genannt.
Dieser ist das hundertprozentige Gegenteil zu Martin: Nicht nur Geist, der lediglich mit Martin Kontakt aufnehmen kann, sondern auch noch in seiner blumigen Art eher der ungehörigen Spezies des Menschen zuzurechnen. Dies allein führt schon zu vielen kuriosen Begebenheiten.
Nun kommt noch hinzu, dass Pascha ermordet worden ist – der pathologische Befund jedoch von einem Unfall spricht. Gut, dass hier der Tote höchstselbst das Zepter übernimmt und seinen Pathologen davon zu überzeugen weiß.
Wie bereits vor einiger Zeit mitgeteilt, hatte ich als ersten Band das aktuelle, dritte Buch dieser Serie gelesen (Im Kühlfach nebenan) – und habe mich beinahe totgelacht. Im vorliegenden – wirklich ersten – Buch erkennt man durch diesen Umstand sehr deutlich, dass Jutta Profijt noch stark an der Entstehung dieses Dreamteams gearbeitet hat und hierdurch etwas zu stark zwischen diesen beiden Personen hin- und herspringt. Nichts desto trotz ist Kühlfach 4 absolut kurzweilig und Pascha noch richtig bissig. Dies hat er leider ein klein wenig im dritten Band verloren. Dafür ist die Art des Schreibens im dritten Band hochwertiger, womit die Entwicklung der Autorin sehr schön zu beobachten ist.
Kühlfach 4 lebt in erster Linie durch den Kulturschock, den Pascha als auch Martin mitmachen müssen in ihrer Erkenntnis, dass es wohl etwas mehr zwischen Himmel und Hölle zu geben scheint.
Somit ein absolut genialer und kurzweiliger Krimi, der durch einen Toten Leben gewinnt und nebenbei durch einen dezenten schwarzen Humor absolut witzig ist – dies könnte meiner Meinung nach noch etwas mehr gesteigert werden.
Ich persönlich freue mich schon auf den zweiten Band und hoffe, dass die Autorin noch viele gute Ideen folgen lassen kann.
Jürgen Seibold/20.02.2011
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