Jutta Profijt: Im Kühlfach nebenan

<a rel=“attachment wp-att-1123″ href=“https://hysterika.de/2011/03/jutta-profijt-im-kuhlfach-nebenan/profijt_kuehlfachnebenan/“><img class=“alignleft size-full wp-image-1123″ title=“Profijt_Kuehlfachnebenan“ src=“https://hysterika.de/wp-content/uploads/2011/02/Profijt_Kuehlfachnebenan.jpg“ alt=““ width=“190″ height=“300″ /></a>Ca. 285 Seiten / 9,95 €

Originalausgabe Dezember 2009

c 2009 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

COVER:

Der kleinkriminelle Autoknacker Pascha wurde ermordet. Jetzt geistert seine Seele durch das Rechtsmedizinische Institut von Köln. Der Einzige, zu dem Pascha Kontakt aufnehmen kann, ist der bieder-brave Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein. Und selbst das gestaltet sich schwierig, denn Martin liegt nach dem letzten gemeinsamen Abenteuer schwer verletzt im Krankenhaus. Pascha langweilt sich, bis er unerwartete Gesellschaft bekommt: Auch Ordensschwester Marlene hat nach ihrem dramatischen Ableben bei einem Brand in ihrem Kloster noch nicht den Weg in den Himmel gefunden. Die resolute Nonne ist für Pascha zwar nicht gerade „eine echte Tussi“, aber dass bei dem Klosterbrand etwas faul ist, wittert seine Spürnase sofort. Gemeinsam mit dem noch rekonvaleszenten Martin und dessen Nun-endlich-Freundin Birgit will das ungleiche Geisterduo die Wahrheit ans Licht bringen. Dabei geraten sie schnell in eine brenzlige Situation …

Die witzig-freche Fortsetzung einer ganz ungewöhnlichen Freundschaft.

REZENSION:

Wie manch einer meiner fleißigen Leser den bisherigen Rezensionen zur Reihe über den nicht tot zu kriegenden Pascha entnehmen konnte, bin ich eher zufällig Fan dieser Reihe geworden. Lag doch ganz unbedarft der dritte Band mit dem Titel „Kühlfach zu vermieten“ auf meiner Couch in einem kleinen Bücherstapel. Meine Wenigkeit sitzt gelangweilt vor dem Fernseher und glotzt so vor sich hin. Während der dritten Werbung (und wenn ich etwas hasse, dann ist es Werbung!) schweifte mein Blick durchs Wohnzimmer und blieb auf besagtem Buchstapel hängen. Sofort meldete sich das schlechte Gewissen, da ja zu jedem Buch eine Rezi geschrieben werden sollte und dazu der Inhalt seinen Weg in meine Gehirnwindungen finden muss – dieser Vorgang wird landläufig oft als „Lesen“ bezeichnet.

Nun gut, die Werbung säuselt vor sich hin und ich griff mir das dünnste Buch besagten Stapels. Ab diesem Augenblick war es um mich geschehen – ich hatte einen neuen Freund, dieser ist bereits gestorben, treibt aber als Geist weiterhin sein Unwesen und sorgt nebenbei dafür, dass das geordnete Leben eines Pathologen ins Chaos verläuft.

Sehr oft enttäuschen mich Bücher von weiblichen Schriftstellern. Dies hat sicherlich nichts mit der Qualität der geschriebenen Geschichten zu tun – es ist vielmehr der Umstand, dass ein hoher Prozentsatz weiblicher Autoren unbedingt irgendeine Liebesgeschichte mit einbauen muss. Und sobald der Romantikfaktor zum Tropfen anfängt, hört es beim spannungsverwöhnten Leser einfach auf. Warum nur muss sich immer irgendjemand verlieben?

Nun aber zurück zu Pascha: Jutta Profijt schlägt hiermit eine Bresche für die weiblichen Autoren: Sie lässt es einfach mit einer Liebesgeschichte sein und konzentriert sich in witzigster Art und Weise auf den Geist und seinen einzigen, ihn hörenden Kumpel.

Nach Genuß des dritten Bandes folgte bei mir natürlich unverzüglich der erste namens „Kühlfach 4“ und nun als momentaner Abschluss „Im Kühlfach nebenan“, der zur der bestehenden Problematik zwischen Martin Gänsewein und Pascha noch eine kleine Komponente hinzufügt: Pascha bekommt eine Tussi an die Seite gestellt. Endlich ein weiterer Geist, mit dem Konversation möglich ist – die anderen machen sich ja immer gleich auf den Weg in den Tunnel voller Licht und sind dann nicht mehr auffindbar.

Pascha, unverblümt daherredender Ex-Autoknacker, kann sich jedoch nur kurz freuen: Handelt es sich doch bei dieser Tussi um eine gestandene Nonne – womit seine unverblümte Art einen groben Riegel vorgeschoben bekommt.

Erneut entsteht ein Kriminalfall, in dem die Nonne gemeinsam mit Pascha und seiner Schnittstelle in die reale Welt namens Martin um Aufklärung bemüht sind. Abermals lebt die Geschichte von Jutta Profijt weniger vom Kriminalfall – hier erfindet sie das Genre sicherlich nicht neu. Ihre Geschichten leben vielmehr von exakt den darin auftretenden Protagonisten und insbesondere, weil einer von ihnen (in diesem Fall sogar zwei) ein Geist ist, der mit seiner unverblümten Art auf einen absolut anständigen, ordentlichen und niemanden jemals etwas antuendem Menschen stößt und ausschließlich mit diesem kommunizieren kann.

Dies lässt die komplette Reihe als absoluten Höhepunkt entstehen und man kann nur hoffen, dass es noch viele witzige Erlebnisse Paschas zu lesen geben wird. Hauptsache sein Witz bleibt so bestehen und die Autorin bleibt sich ebenfalls treu und verlässt die Pfade ihrer genialen Redewendungen und Vergleiche niemals – der Leser wird es ihr danken!

Jürgen Seibold/12.03.2011

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