Originaltitel: Den graenselose
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
Deutsche Erstausgabe 2015
© 2014 Jussi Adler-Olsen
© 2015 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
ISBN 978-3-423-28048-8
ca. 596 Seiten
COVER:
Carl Morck hat gerade seine Beine auf dem Schreibtisch im Keller des Polizeipräsidiums zum Nickerchen platziert, da klingelt das Telefon. Christian Habersaat, ein Kollege von der dänischen Insel Bornholm, bittet ihn dringend um Unterstützung. Carl ist nicht allzu erfreut darüber, dass ihm ein uralter Fall aufs Auge gedrückt werden soll. Doch nur wenige Stunden später kommt Habersaat auf schockierende Weise ums Leben – und kurz darauf dessen Sohn.
Unter größtem Druck stürzt sich das Sonderdezernat Q in den siebzehn Jahre alten Fall um den tragischen Unfalltod einer fröhlichen jungen Frau auf Bornholm, die kopfüber in einem Baum hängend gefunden wurde.
Habersaat, der sie damals fand, glaubte nicht an fahrlässige Tötung mit Fahrerflucht – doch seine Ermittlungen waren siebzehn Jahre lang ergebnislos geblieben.
Das Sonderdezernat Q steht vor einem seiner rätselhaftesten Fälle, der die Zusammenarbeit auf eine harte Probe stellt. Denn es werden immer mehr dunkle Geheimnisse – auch aus dem Leben der Ermittler – an die Oberfläche gespült. Die Spuren führen bald nach Öland, zu einem obskuren „Zentrum zur Transzendentalen Vereinigung von Mensch und Natur“. Während Carl, Assad und Rose immer tiefer in die Abgründe neoreligiöser Heilsversprecher und die Geheimnisse eines mysteriösen Sonnenkults eintauchen, hat ein höchst intelligenter Manipulator Wege gefunden, mit den bizarrsten Mitteln alles aus dem Weg zu räumen, was ihm in die Quere kommt…
Rezension:
Bei „Verheissung“ handelt es sich nun bereits um den sechsten Fall des Sonderdezernats Q, welches für die Aufklärung längst abgelegter, ungeklärter Fälle zuständig ist.
Das Dezernat als auch das Team um Carl Morck hat sich eher unfreiwillig gebildet – im Laufe der Zeit fanden diese unterschiedlichen Persönlichkeiten jedoch mehr und mehr zusammen. Jussi Adler-Olsen verwendet dabei einen sehr schönen Witz, der sich insbesondere in den Persönlichkeiten und deren Dialogen widerspiegelt. Aus diesem Grund – und den doch recht spannenden Fällen der ersten 5 Bände – entwickelte sich diese Reihe zu einer der wenigen Kriminalreihen, die auch mich überzeugen konnten. Der Hang zum Thriller ist durch die aufkommende Spannung vorhanden und somit waren alle bisherigen Fälle ein Garant, mir einige schöne Lesestunden zu unterbreiten.
Nun liegt also der sechste Fall vor und bereits beim Öffnen des Buches stellt sich mir die Frage, ob der Autor dieses Niveau weiterhin aufrechterhalten kann.
Relativ rasant geht es auch gleich los: Das Team wird kontaktiert von einem Kollegen und um Mithilfe bei der Auflösung eines sehr alten Falles gebeten. Wer das Dezernat kennt, weiß sofort, dass Carls Initiative bei Fremdbestimmung nicht gerade hoch oben angesiedelt ist – nun ist es aber so, dass sich dieser Kollege bei seiner eigenen Verabschiedungsveranstaltung vor all seinen Kollegen das Leben nimmt. Plakativer kann man beinahe nicht vorgehen.
Somit nimmt sich das Sonderdezernat Q doch des Falles an und versuchen das herauszufinden, woran ihr Kollege jahrelang scheitern musste.
Der Dialogwitz – insbesondere zwischen Assad und Carl – ist weiterhin vorhanden, was zur sofortigen Überzeugung meinerseits führte. Nach und nach stellt sich aber beim Lesen heraus, dass VERHEISSUNG ein sehr guter und eingängig geschriebener Krimi mit Thrillerelementen ist – leider nicht mehr ganz an die Vorgängerbände herankommt. Diese waren durchweg dramatischer und fanden ihren Höhepunkt im fünften Fall, der den Leser in die Tiefen der mafiösen Szene brachte, die Kinder zum Diebstahl und Betteln nötigen.
VERHEISSUNG ist ein gut geschriebenes Werk und erneut konnte mich der dezent eingestreute Witz überzeugen – nichts desto trotz entstand kein neuer Höhepunkt. Mag sein, dass dies lediglich dem beschriebenen Fall zu schulden ist – jedoch war dieser in meinen Augen zu leicht vorhersagbar, was mir bei den 5 anderen Fällen etwas schwieriger fiel.
Schlussendlich ist auch VERHEISSUNG ein relativ gutes Werk um ein sehr interessantes Team. Trotzdem wirkt es im Vergleich betrachtet etwas blass und ich hoffe, dass Adler-Olsen eine gelungene Idee aus dem Ärmel schütteln kann, um die weiteren Fälle des Dezernats mit neuem Leben zu erwecken.
Jürgen Seibold/19.04.2015
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