Jussi Adler-Olsen: Verachtung

Originaltitel: Journal 64

Aus dem Dänischen von Hannes Thiess

Deutsche Erstausgabe 2012

(c) 2010 Jussi Adler-Olsen

(c) 2012 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

ISBN 978-3-423-28002-0

ca. 540 Seiten

COVER:

„Als Erstes registrierte sie die Stimme. Dann schlief sie wieder ein, machte sich davon in die Dunkelheit, fing Bilder ein von sommerhellen Tagen und unbekümmerten Spielen. und dann traf sie der Schmerz in der Mitte der Wirbelsäule. >Wir geben ihr fünf Strich mehr<, sagte die Stimme und entfernte sich in einem Nebel. Und sie blieb zurück in einem Zustand der Auflösung.“

Im November 1985 trifft eine junge Frau namens Nete Rosen während eines Empfangs auf den Gynäkologen Curt War. Vor den Augen der Gäste und ihres Ehemanns demütigt Wad die Frau, über deren Vergangenheit niemand etwas zu wissen scheint. Es ist eine entsetzliche Vergangenheit, und die Konfrontation damit lässt Netes Ehemann keine Sekunde zögern, sich von seiner geliebten Frau loszusagen. Voller Verachtung für sie stirbt er noch in derselben Nacht bei einem Autounfall.

2010 stößt das Sonderdezernat Q in Kopenhagen auf die Akte einer im Jahr 1987 als vermisst gemeldeten Frau: Rita Nielsen. Recherchen zeigen, dass fünf weitere Personen seit September 1987 spurlos verschwunden sind. Carl Mörck und seine Assistenten Assad und Rose ermitteln in einem ihrer bizarrsten Fälle.

REZENSION:

Lange genug hat es gedauert, bis nun endlich ein erneuter Fall des Sonderdezernats Q das Licht der Welt erblickte. Sicher, der Verlag wollte uns Lesern die Zeit ein wenig verkürzen und veröffentlichte zwischen dem dritten und dem hier vorliegenden vierten Fall um Carl Morck das Debüt von Jussi Adler-Olsen namens „Das Alphabethaus“.

Ja, „Das Alphabethaus“ war ein sehr gutes und spannendes Buch – aber: Eben keine Carl-Morck-Geschichte.

Nun stellt sich aber sorgenvoll die Frage, ob „Verachtung“ mit dem dritten Fall „Erlösung“ wirklich mithalten kann – war doch „Erlösung“ ein absoluter Höhepunkt, der den Leser schlaflos von Seite zu Seite blättern lies.

Nun gut, widmen wir uns der „Verachtung“:

Erneut wühlt Carl Morck mit seinen liebevoll gezeichneten Kollegen Rose und Assad in den Tiefen alter Fälle. In „Verachtung“ kommen auch noch private Probleme, Attentate auf Morck und gar der Verdacht auf Beteiligung Morcks an einem Fall aus dem ersten Band hinzu.

Erneut zeichnet Jussi Adler-Olsen sehr liebevoll und detailverliebt seine Geschichte und sorgt abermals für einen Kriminalfall der besonderen Art, dem man sich schlichtweg nicht entziehen kann.

Die Spannungsschraube ist im Vergleich zum dritten Band ein wenig niedriger angezogen, das Interesse an diesem Fall leidet darunter jedoch in keiner Sekunde – im Gegenteil: Nun befindet man sich in der Situation, die Vorgehensweise des Mörders nachvollziehen zu können, zu verstehen und beinahe zu akzeptieren – viel zu groß war die erlittene Schmach der Protagonistin.

Näher möchte ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht auf die Inhalte eingehen – somit bleibt kurzum nur der eine Schlusssatz zu vermelden: WO BLEIBT DER NÄCHSTE FALL?

Jürgen Seibold /02.09.2012

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