Originaltitel: Fasandraeberne
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
Deutsche Erstausgabe 2010
(c) 2008 Jussi Adler-Olsen/J.P./Politikens Forlagshus A/S, Kopenhagen
(c) 2010 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
ISBN 978-3-423-24787-0
ca. 460 Seiten / € 14,90
COVER:
Ein Leichenfund in einem Sommerhaus in Rorvig. Ein Geschwisterpaar ist brutal ermordet worden. Der Verdacht fällt auf eine Gruppe junger Schüler eines exklusiven Privatinternats, die für ihre Gewaltorgien bekannt sind. Erst Jahre nach dem Mord ist einer von ihnen geständig. – Zwanzig Jahre später.
Als Carl Morck vom Sonderdezernat Q für unaufgeklärte Fälle in Kopenhagen aus dem Urlaub zurückkommt, hält ihm sein Assistent Hafez el-Assad die alte Rorvig-Akte unter die Nase. Niemand weiß, warum sie wieder aufgetaucht ist. Der Fall war schließlich geklärt. Dennoch scheint jemand daran interessiert zu sein, die Geschichte noch einmal aufzurollen. Als den Ermittlern von oberster Stelle weitere Nachforschungen strikt verboten werden, ist ihnen sofort klar, dass hier etwas zum Himmel stinkt.
Die Spuren führen hinauf bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft, in die Welt der Aktienhändler, Reeder und Schönheitsschirurgen – und sie führen ganz weit nach unten, zu Kimmie, einer Obdachlosen: äußerlich hart wie Granit, doch mit einer blutenden Seele. Diese Frau scheint etwas zu wissen, das drei höchst einflussreichen Männern zum Verhängnis werden könnte. Die Treibjagd ist eröffnet …
REZENSION:
Bereits nach dem fulminanten Roman ERBARMEN war ich sehr darauf gespannt, wie Jussi Adler-Olsen mit seinem Erschaffung, dem Sonderdezernat Q, weiter Fälle darlegen möchte, die für den geneigten Leser mindestens genauso interessant zu sein scheinen.
Im ersten Fall konnte er sehr geschickt einen Bogen über mehrere Jahre spannen und trotzdem einen sehr gelungenen Lösungserfolg für Carl Morck vorweisen. So etwas funktioniert natürlich nicht ein zweites Mal und somit muss sich der Autor natürlich – das liegt in der Natur der Sache – etwas gänzlich anderes einfallen lassen. Zu einem sehr großen Teil ist ihm das in SCHÄNDUNG auch gelungen.
Diesmal wird ihm ein abgeschlossener Fall heimlich auf den Tisch gelegt – und Morck wäre nicht Morck, wenn allein dies nicht schon seine Neugierde wecken würde. In diesem fall sind seine Gegner weitaus stärker und selbst in eigenen Reihen zeigen sich Gegenspieler als auch Zweifler: Sollte sich doch das Sonderdezernat um ungelöste Fälle kümmern – im vorliegenden Fall ist der Täter ordnungsgemäß verurteilt…
Carl Morck nimmt sich dem jedoch unbeirrt an und forscht nach den Hintergründen – natürlich in treuer Zusammenarbeit mit seinem Assistenten Assad, dem der Autor schon fast ein eigenes Buch widmen müsste.
Um die etwas wirre Abteilung im Keller des Polizeidepartments noch zu verstärken legt der Autor einen weiteren sehr gut ausgebauten Protagonisten an die Seite Morcks: Rose – eine resolute Dame, die es mit dem knorrigen Morck mit links aufnehmen kann und dementsprechend schmunzelnd kann man den Internas dieser kleinen Abteilung folgen.
Allein dies ist schon eine absolute Empfehlung wert – der Fall toppt dies noch. Erneut ist dem Autor ein sehr interessanter Plot – von dem ich hier nichts verraten möchte – eingefallen und es scheint, als ob Adler-Olsen spätestens ab jetzt zur Creme-de-la-creme des Krimis gehört.
Die Spannungsschraube war in ERBARMEN etwas fester gezogen – nichts desto trotz macht auch SCHÄNDUNG durchweg einen grundsoligen und spannenden Eindruck. Das besondere dabei ist der Umstand, dass Jussi Adler-Olsen auf gelungene Weise einen dezenten Bogen zwischen Krimi und Thriller spannt und dadurch die Klientel um einen nicht unwesentlichen Faktor erhöht wird.
Somit erneut ein absolut gelungener Roman und ich bin wahrlich gespannt, wie der bereits auf dem Mark vorliegende dritte Band namens ERLÖSUNG hier noch eine eigene Schippe mit auflegen kann.
Sehr gut!
Jürgen Seibold/07.08.2011
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