Johannes Ulbricht: Sumerland – Band1: Prinzessin Serisada

© 2016 Noon Gmaes Augmented Reality GmbH & Co KG, Johannes Ulbricht

Erschienen bei Panini Verlags GmbH, Stuttgart

ISBN 978-3-8332-3355-5

ca. 349 Seiten

COVER:

Nur wenige Eingeweihte wissen, dass unsere Zivilisation nichts als eine kollektive Illusion ist, in der die Menschen gefangen gehalten werden.

In Wahrheit tobt ein geheimer Krieg in der phantastischen Realität hinter der Scheinwelt unseres Alltags. Auf der einen Seite steht der babylonische Stadtkegel von Waylhaghiri, in dem alle Zivilisationsepochen der Menschheit übereinander geschichtet sind. Diese einzige Stadt auf der Welt lebt von der Perfektionierung der zivilisatorischen Ästhetik. Glamour, Moden und kalkulierte Manipulation sind bis in die Intimsphäre allgegenwärtig. In diesem System müssen die Bewohner ihren sozialen Status jeden Tag aufs Neue verteidigen. Auf der anderen Seite steht die umgebende Wildnis des Sumerlandes, in der Tiermenschen leben, die verspielt und kindlich, aber auch unberechenbar und grausam sind. Die jahrhundertealten, doch ewig kindlichen Herrscher beider Reiche, Prinz Zazamael und Prinzessin Serisada, kämpfen erbittert um die Vorherrschaft.

Zazamael benötigt für die endgültige Dominanz seines Reiches – die in Form einer Emulsion von Traum und Wirklichkeit namens „große Fusion“ erfolgen soll – den „wilden Wein“ als rettendes Elixier. Auf der Suche nach dem „wilden Wein“ dringt er unter ständiger Bedrohung durch die sumerländischen Tiermenschen ins Herz von Serisadas Reich vor. Auf dieser Reise werden alle seine Gefährten einer nach dem anderen hingemeuchelt, wobei der Prinz das eigentliche Ziel des Attentäters zu sein scheint. Erst einen Schritt vor dem Ziel angekommen erkennt Zazamael, wer der Mörder ist. Währenddessen gelingt es Serisada, als Spionin in Waylhaghiri einzudringen. Dort hat sie die schwierige Aufgabe, sich in der Zivilisation zu behaupten, ohne enttarnt zu werden. Zunächst gelingt ihr eine beachtliche Karriere als Designerin, bis es zu einem der regelmäßigen Zusammenbrüche der ästhetischen Muster in Waylhaghiri kommt, wodurch – wie jedes Mal – ein Teil der Stadt untergeht, indem er von dem tödlichen Silber bedeckt wird.

Leider ist es der Teil der Stadt, den Serisada designt hat und in dem sie lebt.

REZENSION:

Aufgrund der Beschreibung und der interessanten Idee, die Geschichte durch ein Augmented Reality Game als zusätzliche Ebene zu erweitern, nahm ich die Herausforderung zu diesem gut designten Buch gerne an.

Insbesondere die beschriebene Mischung aus Fantasy und realer Welt hat es mir sehr angetan. Entstehen hierdurch sehr oft außerordentlich interessante Romane, deren Wechsel beziehungsweise Interaktion zwischen den Welten zu einer besonderen Note führen. Man kann damit erheblich leichter in unterschiedliche Gedankenwelten abdriften.

Im vorliegenden Band wechselt hierbei die Vorgehensweise des Autors je nachdem, wo man sich befindet: Innerhalb Sumerlands erzählt J. Ulbricht recht interessant die darin auftauchenden Begebenheiten. Befinden wir uns jedoch in der realen Welt, schwenkt der Autor in eine Ich-Form um und wir lauschen den Gedanken einer nicht benannten Person, die in einer Marketing-Agentur arbeitet und geistig immer wieder nach Sumerland abdriftet.

Dieser Ich-Erzählung konnte ich leider nur sehr schwer folgen. Irgendwie war es mir leider in keinster Weise möglich, mich in diese Dame hinein zu versetzen.

Sobald man sich wieder in der fantastischen Ebene – in Sumerland – befand, fühlte man sich als Leser  ein wenig besser aufgehoben.

Durch diese relativ vielen Schwenks zwischen diesen beiden Erzählstrukturen, ergab sich jedoch kein ausreichend durchgehender Faden, um der Geschichte eingängig folgen zu können.

Gleichzeitig wirkte manches etwas unausgegoren und die Protagonisten wirken relativ kindlich. Insbesondere auf die Prinzessin trifft das zu und ich kann mich definitiv nicht wirklich darauf einlassen, wenn diese zwar jung an Gestalt ist, jedoch mehrere hundert Jahre lange schon lebt.

Die Dialoge wirken somit sehr oft recht naiv und eine Identifizierung als Leser mit irgendeiner der wenigen auftretenden Personen findet nicht statt.

Es fällt mir grundsätzlich sehr schwer, ein Buch nicht bis zur letzten Seite zu lesen. Im Gegenzug dazu bin ich aber auch der Meinung, dass ein Buch seinen Leser innerhalb der ersten fünfzig Seiten an die Hand nehmen muss, damit er nicht abspringt. Diese Meinung haben auch sehr viele Autoren und insbesondere Vielleser, deren Buchstapel ausreichend Alternativen bietet. In diesem Fall war ich sogar – wohl in Hinblick darauf, dass es zwei Bände sind – so freundlich, dem Buch eine zusätzliche Chance zu geben. Leider fand ich aufgrund der sprachlichen Sprünge, den weiterhin nicht ganz ausgereiften Erzählsträngen und der fehlenden Identifizierung bis einschließlich Seite 136 keinen wirklichen Zugang zu dieser Geschichte. Somit leider nach langer Zeit mal wieder ein Buch, welches von mir unbeendet zugeklappt worden ist.

Die grundsätzliche Idee hätte jedenfalls ihren Charme und ich bin mir sicher, dass sie auch manch einen Anhänger finden wird.

Jürgen Seibold/03.06.2017

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*