Jörg Kleudgen: Cosmogenesis

BLITZ Verlag GmbH, Windeck 2005

Reihe: Edgar Allan Poe’s Phantastische Bibliothek (Band 5)

COVER:

“Der Keller, summende Kohlefadenlampen aus schwarzem Bakelit. Im grünalgigen Ausguß sitzt eine fette Kröte. Der Meister hat sie noch nicht bemerkt. Sein Diener deckt verstohlen seine Hand darüber, führt den unerwarteten Fund zum Mund, und schluckt das Amphibium eilig, fast unzerkaut und noch lebendig hinunter.”

In den verfallenen Gassen der alten Stadt Cathay, in der es nie aufhört zu regnen, begegnen sich die Mysterien des Indischen Subkontinents und die Dekadenz Europas. Die in Vergessenheit geratene Kolonie, umgeben von wilden Urwäldern und himmelstürmenden Bergen, auf denen die Götter einer vor Jahrhunderten untergegangenen Kultur hausen, ist Schauplatz einer Sammlung grotesker Erzählungen, in denen Jörg Kleudgen einen komplexen Kosmos von dunkler Faszination erschaffen hat.

REZENSION:

Vielleicht sollte ich allein schon aus der mir dann unter Umständen vorgeworfenen Befangenheit nichts über dieses Buch schreiben – immerhin konnte ich Jörg Kleudgen persönlich kennenlernen und hatte sogar die Ehre, einige seiner Kurzgeschichten (Villa Noire / Darksite / Warten auf Gott) in meiner damaligen Underground-Zeitschrift “HysterikA” zu veröffentlichen.

Darüber hinaus fusionierten wir sogar noch unsere beiden Magazine und gaben gemeinsam “Gothic/HysterikA” heraus.

Nach dem dies aber bereits etwa 15 Jahre her ist und wir uns seitdem auch nicht mehr trafen, kann ich sicherlich vorwurfsfrei einige Worte über Jörg Kleudgens Werk veröffentlichen.

Cosmogenesis beinhaltet 16 Kurzgeschichten in und um die Kolonialstadt Cathay. Diese, dem Zerfall geweihte, Stadt zeigt sich als regelrechter Sumpf des Bösen und Verderbten. Das gesamte Bild eröffnet sich dem Leser aber erst nach dem kompletten Aufnehmen jeder einzelnen Geschichte, denn Jörg Kleudgen offenbart dem Leser von Geschichte zu Geschichte lediglich ein weiteres Puzzleteil zum Gesamtverständnis dieser Stadt.

Geschickterweise sind die einzelnen städtischen Episoden aber völlig voneinander losgelöst und wirken somit auch absolut eigenständig.

Der Leser pilgert dabei von bekannten Mythen, Legenden und Ungeheuerlichkeiten zu unbekannten und dadurch sehr überraschenden Gestaden der Menschheit und deren Absonderlichkeiten.

Der Autor zeigt dabei sehr deutlich seine Verbundenheit zu den klassischen, literarischen Größen des Schauerromans und beweist dabei, dass man sich diesem Genre sehr gut und glaubwürdig zuwenden kann, ohne dabei als Kopierer zu erscheinen bzw. zu gelten.

Kein anderer ist so sehr geeignet unter dem Begriff “Edgar Allan Poes phantastische Bibliothek” zu veröffentlichen.

Ich denke, dem kann E.A. Poe nur zustimmen….

Jürgen Seibold/01.11.2005

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