Jörg Kastner: Die Tulpe des Bösen

COVER:

Amsterdam, Mitte des 17. Jahrhunderts. Bis vor kurzem hielt das „Tulpenfieber“ die Niederlande in Atem – hochriskante Spekulationen mit wertvollen Tulpenzwiebeln kosteten nicht wenige Bürger die Existenz. Doch noch immer treffen sich wöchentlich die „Verehrer der Tulpe“, eine exklusive Gesellschaft wichtiger Bürger der Stadt.

Als sich eines Abends ein ehrenwertes Mitglied, Bankier de Koning, auf den Heimweg macht, wird er von einer fremden Frau angehalten – und brutal niedergestochen. Amsterdam ist in Aufruhr. Er ist der zweite Ermordete, der ein seltenes Blütenblatt in der Hand hält…

Inspektor Jeremias Katoen führt die Ermittlungen, und ihm eröffnet sich eine rätselhafte Welt. Fanatische Tulpenliebhaber und ebenso fanatische Tulpenhasser bringen ihn auf die Spur eines extrem raren und gefährlichen Exemplars, das einst im Osmanischen Reich gestohlen wurde – ein dämonisches Gewächs von schillernder Farbe, dem sich noch niemand ungestraft genähert hat.

Nun scheint die Tulpe des Bösen in falsche Hände geraten zu sein. Und wären da nicht ein kleiner, ihm blind ergebener Betteljunge und eine fechtkundige junge Frau, Jeremias Katoens Leben hinge bald schon am seidenen Faden…

Jörg Kastner, geboren 1962 in Minden an der Weser, hat nach erfolgreichem Jurastudium aus der Liebe zum Schreiben einen Beruf gemacht. Genaue Recherche und die Kunst, unwiderstehlich spannend zu erzählen, zeichnen seine Romane aus. Bislang in zwölf Sprachen übersetzt, sind seine Bücher auch im Ausland sehr erfolgreich. Jörg Kastner lebt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Corinna Kastner, in Hannover.

REZENSION:

Ein historischer Roman aus den Niederlanden des 17. Jahrhunderts:

In der Welthandelsstadt Amsterdam hat bis vor kurzem das „Tulpenfieber“ die Geschäfte bestimmt. Der Handel mit der Tulpe entschied über Aufstieg und Niedergang der Kaufleute.

Noch immer treffen sich die „Verehrer der Tulpe“ wöchentlich in einem Gasthaus. Doch plötzlich werden zwei Mitglieder der hochrangigen Vereinigung ermordet aufgefunden. In ihrer rechten Hand findet sich jeweils das gleiche merkwürdige Zeichen: Ein Tulpenblatt der legendären „Tulpe des Bösen“, einer äußerst seltenen Pflanze, die schwarze Blätter mit blutroten Tupfern aufweist.

Um die intelligenten Morde aufzudecken, wird Inspektor Jeremias Katoen auf den Plan gerufen. Er ist einer der fähigsten Männer in Amsterdam und verfolgt schon bald eine heiße Spur. Katoens  eifriger Gerechtigkeitssinn lässt ihm keine Ruhe, und bald ist er auch privat in die Tulpengeschichten verwickelt. Doch auch die Gegenseite versucht mit aller Macht, den fähigen Inspektor aus dem Weg zu schaffen, und ohne die Hilfe eines Betteljungens und einer kampferfahrenen Frau würde auch er sich schon bald in einem Netz aus Intrigen und Verrat verfangen. Zu diesen Schwierigkeiten kommen seine privaten Sorgen und Nöte, wenn er sich zwischen zwei attraktiven Frauen entscheiden muss, ihm ein Waisenkind zuläuft oder er gegen seinen Willen in die schwierige Politik jener Tage hineingezogen wird.

Historische Kriminalromane bilden mittlerweile zu recht ein eigenes Genre und „Die Tulpe des Bösen“ ist einer ihrer typischen Vertreter. Die Story ist solide erzählt; es kommt an keiner Stelle Langeweile auf. Viele verschiedene Dimensionen des Problems, das mit den Morden eigentlich nur seinen Anfang nimmt, kommen im Verlauf der Geschichte ans Licht. Historisch Belegtes wird dabei gekonnt mit schriftstellerischer Fiktion zu einer Geschichte für Leser von heute verwoben.

Leider fehlt es der Erzählung dabei jedoch an Tiefe. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Der Leser verliert im Dschungel der Personen schon mal den Überblick, und auch der Inspektor hetzt von einem Ereignis zum nächsten.

Das frühneuzeitliche Amsterdam hätte noch weitaus atmosphärischer in Szene gesetzt werden können. Die Charaktere sind an jeder Stelle des Romans absolut vorhersagbar und bergen keine Überraschungen. Selbst die Hauptfigur Katoen ist ein Langeweiler ohne Ecken und Kanten. Auch ist die plakative „Tulpe des Bösen“ keine überzeugende Erfindung des Autors. Sie hätte eher in einen Fantasy- als in einen Historienroman gepasst.

Positiv hervorzuheben ist allerdings die Ausstattung des Hardcovers: Hier gibt es gewissermaßen als „Bonus“  nicht nur eine kleine geschichtliche Abhandlung über den Tulpenhandel in den Niederlanden, sondern auch eine historische Karte von Amsterdam. Eine Übersicht beteiligter Personen hilft, zwischendurch die Orientierung zu bewahren, und die wichtigsten Maße und die Währung werden ebenfalls kurz erläutert. Am Ende des Textes erwartet die Leser außerdem eine Auflistung der historisch belegten Ereignisse, um die herum Jörg Kastner seine Geschichte gesponnen hat. Er selbst erklärt im Nachwort, was erfunden ist und was nicht.

Wer leichte Unterhaltung will, greife bedenkenlos zu diesem Roman, intelligente Krimis jedoch finden sich woanders.

Katja Angenent für Hysterika / 19.01.2009

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