Originalausgabe 2010
c 2010 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
ca. 304 Seiten / € 9,95
COVER:
Eine Hitzewelle rollt über Köln. Die Leute sterben wie die Fliegen und die Stadt weiß nicht mehr, wohin mit den Leichen. Da hat der profitgierige neue Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts eine folgenschwere Idee: Er will leer stehende Kühlfächer an Bestattungsunternehmen vermieten. Ab sofort hält das Chaos Einzug in die sonst so geordnete Welt von Rechtsmediziner Dr. Martin Gänsewein: Unbefugte gehen am RMI ein und aus, Leichen oder Teile von ihnen verschwinden, und dubiose Obduktionsbefunde bei anonymen Toten häufen sich. Martin beauftragt den prollig-nervigen Pascha (seines Zeichens Autoknacker zu Lebzeiten und nun unfreiwillig auf Erden wandelnder Geist), der Sache auf den Grund zu gehen. Pascha passt das gar nicht, wo er doch gerade auf Liebespfaden wandelt …
REZENSION:
Bei manchen Büchern sorgt der liebenswerte Zufall für interessante Erfahrungen literarischer Art. Lag doch Jutta Profijts „Kühlfach zu vermieten“ ganz unbeachtet auf meiner Couch, da ich auf meinem Nachtkästchen gerade ein anderes Werk für den abendlichen Genuß liegen hatte.
Nun liegt also dieses Buch neben einem frustrierten Fernsehschauer, der sich in der dritten Werbung dachte, jetzt wäre ein Buch für den Zeitvertreib recht. Zu Faul, um nach oben zu gehen und das aktuell im Lesemodus befindliche Buch zu holen, nahm ich das neben mir liegende Buch und begann einfach mal völlig unmotiviert zu Lesen.
Ab diesem Augenblick war mir nicht mehr bewusst, dass es sich an diesem Abend um einen Fernsehabend handelte – Jutta Profijt und besonders Pascha hatten mich in ihrer Hand.
Selten, dass Krimis bei mir wirken, da diese zumeist vorhersehbar, fad, langweilig und immer wieder das selbe zu sein scheinen. Wie schon des öfteren betont, bin ich eher der spannenderen Genre zugetan – oder aber dem bissigen Humor.
Nun gibt es hier plötzlich einen Krimi mit einem toten Hauptdarsteller, der mit einer rotzfrechen Schnauze das Leben eines menschlich komplett anders gearteten Pathologen schwierig macht. Diese beiden scheinen sich nicht gesucht, aber doch irgendwie gefunden zu haben.
Nebenbei lästert die Autorin durch den hinzugefügten, neuen Chef des rechtsmedizinischen Instituts auch noch über die unsagbaren Dummheiten der nur auf Kostenreduzierung und Effektivitätssteigerung bedachten Vorgesetzten. Dies alles sehr glaubwürdig – trotz Geist – und durchweg humorvoll dargelegt.
Ich kann dieses Buch nur noch uneingeschränkt empfehlen und werde diesen Glücksgriff nun fortsetzen: ich beginne sogleich mit dem ersten Buch dieser Serie – wie konnte ich dies nur übersehen?
Jürgen Seibold/13.02.2011
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