Originaltitel: Le pas de Merlin (Belfond, Paris 2002)
Übersetzung: Svenja Geithner
c 2004 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, München.
COVER:
Schottland im 6. Jahrhundert: Ryderc, König von Strathclyde, hat alle britannischen Fürsten zusammengerufen, damit sie ihre Streitigkeiten beilegen und gemeinsam gegen die einfallenden Sachsen, Pikten und Iren kämpfen. Auch Gwendoleu, König von Cumberland, folgt der Einladung nach Schottland. Unter seinen Getreuen befindet sich Merlin, ein junger Barde, der es trotz seines zarten Alters aufgrund seiner rätselhaften Herkunft und durch seine Zauberkunst bereits zu einiger Berühmtheit gebracht hat. Als nach tagelangen Verhandlungen nicht Ryderc, sondern Gwendoleu zum obersten Herrscher ernannt wird, lockt der eifersüchtige Ryderc diesen in einen Hinterhalt und lässt ihn mitsamt seinem Gefolge töten. Merlin, der als Einziger überlebt, obliegt nun die schwere Aufgabe, Frieden unter den britannischen Völkern zu schaffen. Allein und auf der Flucht durchlebt der sensible Merlin Barbarei und Heimtücke, aber auch die Wirren einer verbotenen Liebe. Als dann über Nacht seine Haare weiß werden, spürt er nicht nur, dass er nun erwachsen ist, sondern erkennt auch seine wahre Herkunft.
Nach dem großen Erfolg der Elfentrilogie zeichnet Jean-Louis Fetjaine in diesem ersten Band seiner neuen Trilogie, die sich mit dem Leben des berühmten Magiers Merlin beschäftigt, erneut ein atmosphärisch dichtes Bild einer Epoche, die im Dunkel der Geschichte liegt.
Jean-Louis Fetjaine, geboren 1956, studierte Philosophie und Mittelalterliche Geschichte. Als Journalist und Verleger veröffentlichte er mit großem Erfolg einige humoristische Werke. Mit seiner vielbeachteten Elfentrilogie betrat er das Fantasy-Universum und zählt heute zu den wichtigsten Vertretern des Genres. Mit “Der Weg des Magiers” hat der Autor nun eine neue Trilogie begonnen, deren zweiter Band “Brocéliande” im Sommer 2004 in Frankreich erschien.
Die Elfentrilogie:
Vor der Elfendämmerung
Die Nacht der Elfen
Die Stunde der Elfen
REZENSION:
“Der Weg des Magiers” stellt sich Anfangs für den Leser als ein wenig schwierig dar. Jeder hat bereits in seinem Kopf eine Variante der Artus-Sage festgesetzt und man erwischt sich dabei leicht, Bücher die diese Legende beleuchten aufgrund der eigenen Meinung zu lieben oder zu verteufeln.
Jean-Louis Fetjaine hat jedoch entgegen der geläufigen und überwiegend in die Köpfe festgebrannten Artus-Legende versucht, diese anhand der geschichtlich bekannten Fakten zu erzählen. Er benutzt hierbei eine erfundene Geschichte um den sagenumwobenen Merlin, der in diesem Buch jedoch nicht mehr allzu viel mit Artus zu tun hat.
Sobald man sich von der im Kopf eingebrannten Legende trennt und sich bereitwillig auf die Darstellungsweise des Autors einlässt, entsteht ein extrem interessanter frühmittelalterlicher Plot, der mit seinen Intrigen und dem langsam in den Vordergrund kommenden Jüngling Merlin zu überzeugen weiß und sich hinter keinem anderen Buch dieser Art verstecken muss.
Man merkt jedoch auch, das es sich hierbei um den ersten Band einer Trilogie handelt. Fetjaine hält sich lange bei dem Aufbau dieser Zeit und den Zusammenhängen zwischen den Personen auf. Dies soll jedoch nicht abwertend klingen. Im Gegenteil: Dadurch taucht man sehr viel intensiver in die Geschichte ein. Außerdem schafft es der Autor, diese Gegebenheiten in einer sehr überzeugenden und glaubhaften Art und Weise zu erzählen – womit das Interesse beim Leser bestehen bleibt. Den Spannungsbogen baut Jean-Louis Fetjaine sehr geschickt zum Ende des Buches auf und man ist sichtlich enttäuscht, wenn die letzte Seite erreicht ist und der zweite Band nicht bereit liegt.
Nachdem ich Anfangs allein schon aufgrund des Titels an einen Fantasyroman dachte, werde ich dies nun revidieren und das Buch als historischen Roman betrachten. Sicherlich ist die Geschichte erfunden, aber bei welchem historischen Roman ist das nicht?
Ich bin sehr gespannt, ob sich das zweite Buch auch in meine Hände verirrt und würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen.
Kurz gesagt: Eine komplett neue Interpretation der Artus-Legende aber gleichzeitig eine sehr intensive Betrachtung des frühen Mittelalters auf der Insel.
Absolut empfehlenswert.
JS/19.11.2004
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