Jacobson, Howard: Pussy

Originaltitel: Pussy

Aus dem Englischen von Johann Christoph Maass

©2017 by Howard Jacobson

Illustrationen ©2017 by Chris Ridell

Für die deutsche Ausgabe: ©2018 by J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, Stuttgart

ISBN 978-3-608-50351-7

ca. 265 Seiten

COVER:

„Wenn Trumps Präsidentschaft irgendetwas positives bewirkt hat, dann ist es die Tatsache, dass einer der besten Schriftsteller unserer Zeit diese geschliffene und gnadenlose Satire verfasst hat.“

-Observer-

In der einst so friedlichen Republik Urbs-Ludus sind unruhige Zeiten angebrochen: Zu viele ausländische Brotbäcker bedrohen den Frieden in der Stadt. Alle Hoffnungen ruhen auf dem Prinzen mit dem senfgelben Haar. Doch weiß der, wie man ein Land regiert? Böse Zungen behaupten, er habe sogar Schwierigkeiten, vollständige Sätze zu bilden …

REZENSION:

Wie man dem Cover nicht unschwer entnehmen kann, handelt es sich bei diesem als Fantasy verpackten Buch um eine Satire, die den aktuellen US-amerikanischen Präsidenten aufs Korn nimmt.

Howard Jacobson ist nicht gerade als Autor meiner Lieblingsgenre bekannt – dennoch musste ich mir dieses Werk unbedingt zu Gemüte führen, da ich mit einem bitterbösen Witz gerechnet habe.

Zu einem großen Teil wurde ich dabei auch nicht enttäuscht. Jacobson schreibt sehr hochwertig – dadurch aber auch ab und an etwas schwer eingängig. Er spielt oft mit verschlungenen Sätzen und einer manchmal schwer greifenden Sprache. Nach einer gewissen Zeit kann man sich dem aber problemlos gedanklich anschließen und man fragt sich urplötzlich, ob es sich bei der gesamten Handlung in der Republik Urbs-Ludus mit ihrem Kronprinzen Fracassus nicht einfach um einen kurzen Fantasy-Roman handelt. Nun, ein Blick auf das Cover und schon wird man von der Realität wieder eingeholt.

Der ironische und bitterböse Bezug zur aktuellen Präsidentschaft hebt dieses Buch natürlich einige Ebenen nach oben.

Die Ironie als auch der dezente, aber immer wieder aufflackernde Wortwitz sind mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Ich fand es im Großen und Ganzen aber sehr geschickt und tiefgehend dargelegt.

Funktionieren würde die Story wohl auch ohne den Bezug zu Trump – mit dem Bezug wird es natürlich erschreckender.

Ein relativ kurzweiliges Buch, gespickt mit einer Vielzahl an Zitaten, die nicht nur der politischen Elite einen Spiegel vorhält, sondern auch vor uns – den Wählern bzw. Bürgern – keine Rücksicht nimmt.

Bei vielen aufgeführten Sätzen erkennt man auch die eigene Schuld. Es war aber trotzdem sehr erfrischend, dies in einer gesammelten Darbietung aufsaugen zu können. Man kann somit lachen und weinen zugleich. Schlussendlich macht dieses Buch dennoch mehr Freude als Angst und es ist gut, dass es solche Werke in einer so kuriosen Zeit wie heute gibt. Vielleicht können diese ein klein wenig in unseren Köpfen bewirken.

Zum Schluss noch ein sehr schönes Zitat aus dem Buch, welches den Finger in unsere Richtung lenkt und gleichzeitig damit aufzeigt, wie unwichtig wir durch unsere gedankenlose Vorgehensweise den Mächtigen am Allerwertesten vorbeigehen:

<em>„Früher einmal hatten Volksentscheide verheerende Schäden in der Republik angerichtet, nun aber waren sie so alltäglich, dass er ihnen keine Beachtung mehr zu schenken brauchte. Die Leute machten von ihrer Macht Gebrauch, und das, wofür sie gestimmt hatten, geriet in der allgemeinen Begeisterung der Gebrauchmacherei wieder in Vergessenheit. Bereits am nächsten Tag war alles wieder beim Alten.“

Jürgen Seibold/23.03.2018

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