c 2004 by Knaur Taschenbuch
COVER:
Deutschland im Jahre 1485 – für die junge Jüdin Lea ein Jahr der Katastrophen:
Ihr Vater und ihr jüngerer Bruder Samuel kommen bei einem Pogrom ums Leben. Um das Erbe ihres Vaters und damit ihr Überleben zu sichern, muss Lea sich fortan als Samuel ausgeben. In ihrer Doppelrolle drohen ihr viele Gefahren, nicht nur von christlicher Seite, sondern auch von ihren Glaubensbrüdern, die “Samuel” unbedingt verheiraten wollen. Doch sie verliebt sich ausgerechnet in den mysteriösen Roland, der sie zu einer mehr als abenteuerlichen Mission verleitet…
Ein farbenprächtiger, aufregender historischer Roman von der Autorin der “Kastratin” und der “Wanderhure”.
REZENSION:
Es gibt Bücher, bei denen lese ich die Coverbeschreibung und würde sie daraufhin niemals kaufen. Das liegt daran, das es mich manchmal abschreckt, wenn zwei Faktoren zusammentreffen: Zum Ersten, wenn es sich um eine Autorin handelt und zum Zweiten, wenn auf dem Cover zusätzlich etwas von “Sie hat sich in den … verliebt” erscheint. Meine bisherige Erfahrung hat nämlich gezeigt, das es sich dann um typische romantische Romane handelt, die bestimmt manchmal gut sind – jedoch selten meinen Geschmack treffen.
Bei “Die Goldhändlerin” von Iny Lorentz treffen diese beiden Faktoren aufeinander und ich war sichtlich schockiert – habe mich aber trotzdem der Lektüre zugewandt.
Ich kann nur sagen: Zum Glück!!
Die Coverbeschreibung wird diesem Roman absolut nicht gerecht, den es handelt sich um einen spannenden, interessanten und sehr gut recherchierten Historienroman, der seinesgleichen sucht. Selten habe ich 600 Seiten in einer so kurzen Zeit verschlungen.
Die Geschichte über die Jüdin Lea und ihrem Weg durch die Engstirnigkeit der damaligen Zeit – egal ob es sich um Juden oder Christen handelt – alles verstärkt durch den Umstand, das sie fast nur als Mann verkleidet agiert, ist sehr glaubhaft erzählt und lässt beinahe nebenbei den Leser sehr viel über diese harten Zeiten erfahren.
Die Autorin geht historisch korrekt durch das alte Deutschland und Spanien, zeigt die Judenverfolgungen, die Inquisition und lässt an den Handlungsvorgängen des ausgehenden 15. Jahrhunderts teilhaben. Die Romanze zwischen Lea und Roland entwickelt sich eigentlich erst richtig im letzten Drittel des Buches und wird nicht als aufdringlich wahrgenommen. Einzig der Schluß war mir ein klein wenig zu schnell abgehandelt, dies konnte aber den Gesamteindruck des Buches nicht mehr schmälern.
Übrig bleibt ein sehr guter historischer Roman, der mit Sicherheit noch weitere hundert Seiten verdient hätte, trotzdem aber zu den wichtigen Romanen seines Genres zu zählen ist.
Jürgen Seibold/02.09.04
Antworten