Originaltitel: Pahan Perimä
c 2007 Ilkka Remes
Deutsche Erstausgabe Mai 2008
c 2008 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co KG, München
ca. 525 Seiten / 14,50 €
COVER:
Erik Nava, seine Frau Katja und die Kinder haben herrliche Wochen in Finnland verbracht. Jetzt ist der Sommer vorbei und sie müssen zurück nach London: Eriks und Katjas Biotech-Firma Gendo steht vor einem gewaltigen Deal mit China. Da verschwindet Eriks Vater Rolf auf einer Reise nach Berlin spurlos. Ein Alptraum beginnt. Erste Hinweise führen Erik zurück in die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte: Sein Vater, der einst in Amerika Karriere gemacht hat, ist offenbar nicht zum ersten Mal in Berlin. Was haben der damals blutjunge, aufstrebende Physiker und seine Frau Ingrid, die schöne, hochbegabte Biologin, während des Krieges in Nazideutschland gemacht?
Auf der Suche nach seinem Vater kommt Erik einem entsetzlichen Geheimnis auf die Spur. Er stößt auf Dinge, von denen er lieber nie erfahren hätte. Und während er – selbst Wissenschaftler mit Leib und Seele – sich unwiderruflich der Wahrheit über das Erbe des Bösen nähert, ahnt er nichts von der Gefahr, die ihn selbst, Katja und das Leben seiner Kinder bedroht…
REZENSION:
In seinen bisherigen Werken hat sich Ilkka Remes als ein Thrillerautor der besonderen Güte hervor getan. Seine Geschichten drehten sich meistens um den sehr eingängig dargestellten Ermittler Timo Nortamo und zeigten bereits das ungeahnte Potenzial dieses Autors.
Nun erreichte mich mit “Das Erbe des Bösen” ein Werk, in dem Ilkka Remes ausschert und einen anderen Weg beschreitet.
Abermals legt er einen Thriller vor, lässt aber seine bisherige Serie um Nortamo außer Acht und präsentiert dem Leser eine durchgehend historisch bestens recherchierte Story, die nicht nur durch die Thrillereffekte sondern auch durch die Verknüpfung von Wahrheit und Fiktion zu überzeugen weiß. Selten ist eine Geschichte, deren beteiligte Figuren fast gänzlich der Wirklichkeit entsprechen, so dicht konstruiert und in diesem Maße recherchiert. Die im Buch dargelegten Hintergrundinformationen und die noch immer bestehenden Beziehungen zwischen dem 2. Weltkrieg, dem Nazireich und der Gegenwart sind fast bedrückender als die genial erzählte Story, die allein schon durch die sich mehr und mehr steigernde Spannung zu überzeugen wüsste.
Erstaunlich zu erkennen, welchen Einfluss die dunkle Seite Deutschlands noch immer auf die Gegenwart hat. Selbst die USA wird in ihrer Rolle als Weltpolizei (und ihrer Anti-Terror-Politik) nicht beschönigend dargestellt, sondern mit allen Ecken und Kanten auf einem Tablett serviert. Soll sich jeder selbst seine Gedanken darüber machen, in wie weit sich das Gute und das Böse in Wirklichkeit unterscheiden…
Remes’ Schreibstil bleibt aber immer eingängig und lässt den Leser zu keiner Zeit den Faden verlieren. Durch seine geschickte Erzählweise ist es auch immens schwer, das Buch vor dem Ende auf die Seite zu legen – vielmehr ist man gewillt, es in einem Rutsch durchzulesen.
Alles in allem somit ein Thriller, der nichts im Regal der üblichen, durchgehend erfundenen Geschichten zu suchen hat. Dieses Buch nimmt im Bereich des Thrillers eine besondere Stellung ein und ist jedem uneingeschränkt zu empfehlen.
Nachdem dieses Buch definitiv bei jedem Leser den Hunger nach mehr Hintergrundinformationen entfacht, möchte ich auf die Homepage des Autors verweisen, die als erste Recherchemöglichkeit viel Material bietet: www.ilkka-remes.de – Aber Vorsicht: Dadurch wird das Buch noch brisanter und bedrückender!
Jürgen Seibold/19.05.08
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