Herbert W. Franke: Sphinx_2

Originalausgabe Mai 2004

c 2004 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, München

COVER:

Die Welt ist zu weiten Teilen unbewohnbar geworden, die Menschheit teilt sich auf in die weniger privilegierten Mitglieder der Allianz der freien Nationen und die reichen Bewohner der Union unabhängiger Stadtstaaten: Sie leben unter schützenden Kuppeln, in denen Gewebekulturen und Zuchtautomaten für die Ernährung zuständig sind und virtuelle Spaziergänge, Emotionsboxen und Parasex für Abwechslung sorgen. Der junge Wissenschaftler Gareth Lavalle wundert sich sehr, als er aus heiterem Himmel Besuch von zwei Vertretern des “Verbands zur Unterstützung des sanften Selbstmords” erhält. Seine Verwunderung wird zur Panik, als man ihm suggeriert, dass er an einer schweren Krankheit leidet. Es dauert eine Weile, bis er herausfindet, was man mit ihm vorhat. Und dann nimmt die Angelegenheit eine Wendung, die sein ganzes Leben verändert…

Ein ungewöhnlich spannender Roman über Genforschung, Künstliche Intelligenz und eine skrupellose Wissenschaft. Die Warnung des wohl bekanntesten deutschen Science-Fiction-Autors vor einer inhumanen Zukunft, die wir alle nicht wollen.

“Unter den deutsch schreibenden SF-Autoren ist Herbert W. Franke der prominenteste. Naturwissenschaftler von Haus aus, hat er eine Theorie der Science-Fiction entwickelt, die sich ihrem pädagogischen Ernst von anderen, mehr spielerischen Deutungen stark unterscheidet.”

Die Zeit

Herbert W. Franke, 1927 in Wien geboren, studierte Physik, Mathematik, Chemie, Psychologie und Philosophie. Er promovierte an der Universität Wien mit einem Thema aus der theoretischen Physik zum Doktor der Philosophie. Seit 1957 ist er freier Schriftsteller. Seine ersten Science-Fiction-Geschichten publizierte er in den Jahren 1953 und 1954 in der Wiener Kulturzeitschrift “Neue Wege”. Weitere Veröffentlichungen unter anderen:

“Der grüne Komet” (1960), “Das Gedankennetz” (1961), “Der Orchideenkäfig” (1961), “Die Glasfalle” (1962), “Die Stahlwüste” (1962), “Der Elfenbeinturm” (1965), “Zone Null” (1970), “Einsteins Erben” (1972), “Ypsilon minus” (1976), “Zarathustra kehrt zurück” (1977), “Sirius Transit” (1979), “Schule für Übermenschen” (1980), “Paradies 3000” (1981), “Endzeit” (1985), “Hiobs Stern” (1988). 1980 wurde Franke zum Mitglied des Deutschen PEN-Clubs gewählt. Im selben Jahr wurde ihm der Berufstitel Professor verliehen. Herbert W. Franke ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter mehrere für jahresbeste Sience-Fiction-Romane.

REZENSION:

Science Fiction?

Unendliche Weiten…?

Raumschiffe?

Mitnichten! Herbert W. Franke vermeidet in „Sphinx_2“ geschickt die Darstellung irgendwelcher SF-Klischees. Im Gegenteil: Er stellt unsere Welt so dar, wie sie in wahrscheinlich nicht mehr allzu ferner Zeit aussehen könnte, wenn die momentane Entwicklung bei uns so weitergeht. Und genau dies ist das erschreckende an seinem Roman. Die gesamte Entwicklung der Welt und die Trennung zwischen Arm und Reich ist detailliert dargestellt und absolut glaubwürdig.

Es wird die Geschichte eines Wissenschaftlers und seines Klons erzählt – dies jeweils beinahe abwechselnd aus der jeweiligen Sicht der Person. Hinzu kommen die Probleme zwischen den reichen Menschen in ihren Kuppelstädten und den Armen, die außerhalb der abgeschlossenen Bereiche leben. Diese Probleme mit dazugehörigen Kriegsgefahren und dem Terrorismus weisen sehr viele Parallelen zu unserer heutigen Zeit auf und machen diesen Thriller somit umso erschreckender.

Herbert W. Franke baut beinahe gemütlich eine Spannung auf, die sehr stark wird und zum Weiterlesen zwingt. Alles ist sehr interessant und nachvollziehbar dargestellt und lässt durch die dezenten SF-Einflüsse auch des öfteren vergessen, das man sich eigentlich in der Zukunft befindet – Ich könnte mir vorstellen, daß sich einige Entwicklungen bereits in der Herstellung befinden (man denke nur an das Klonen…). Dadurch stellt man sich bei dieser Geschichte natürlich auch die Frage, ob man diese Entwicklungen positiv findet, bzw. noch erleben möchte.

Die philosophischen Einflüsse des Autors werden sehr stark wahrgenommen und hinterlassen einen sehr nachdenklichen Eindruck, was bei einer Geschichte dieser Art sicherlich auch Absicht des Schriftstellers sein sollte und wohl auch ist.

„Sphinx_2“ ist somit ein nachdenklich stimmender, spannender Thriller, der jedoch durch die Schublade „Science Fiction“ viele potenzielle Leser abschrecken wird – obwohl er mit Sicherheit mehr Klientel verdient hätte und nicht als SF-Roman wahrgenommen wird.

Ich persönlich habe schon lange nicht mehr so schnell einen Roman abgeschlossen und danke dem Autor sehr herzlich für diese schlaflose Nacht meines Lebens – und kann dieses Buch jedem ohne Gewissensbisse ans Herz legen…

Jürgen Seibold / 04.06.04

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