Herbert W. Franke: Auf der Spur des Engels

Originalausgabe Juni 2006

c 2006 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

ca. 337 Seiten / €14,50

COVER:

Im 23. Jahrhundert hat die jahrhundertelange radikale Privatisierung und Globalisierung von Wirtschaft und Politik ihren Tribut gefordert: Die Machthaber sitzen längst nicht mehr in den Parlamenten, sondern in den Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen. Militär, Justiz, Schulen und Gefängnisse sind privatisiert, Firmen mit der Versorgung der Kranken und den Erziehungsaufgaben betraut. Vierzehn Tage bevor die Staatsoberhäupter der wichtigsten Nationen zusammenkommen, um über einen Antrag abzustimmen, mit dem sämtliche Wirtschaftsunternehmen unter eine gemeinsame Führung gestellt werden sollen, entstehen am Internationalen Gerichtshof Gerüchte: Kriminelle Vereinigungen planten einen Anschlag, der das Abstimmungsergebnis beeinflussen soll. Doch die kriminellen Machthaber lassen sich nicht mehr so ohne weiteres von den Mächtigen dieser Welt unterscheiden. Robin Landt, ein junger Jurist vom Internationalen Gerichtshof, der den Glauben an die im Jahr 2228 festgeschriebenen Menschenrechte noch nicht verloren hat, begibt sich auf die Suche nach seinem spurlos verschwundenen Freund Angelo. Er ahnt nicht, dass seine Reise ihn direkt in das Zentrum der Macht führen wird: Eine Bohrinsel in einem früheren Eissee ist der geheime Ort, an dem die Mächtigen dieser Welt zusammenkommen sollen, um über die Zukunft der Menschen zu entscheiden.

Herbert W. Franke, 1927 in Wien geboren, zählt neben Autoren wie Philip K. Dick oder Stanislaw Lem zu den bekanntesten Science-fiction-Autoren der Gegenwart. Für sein umfangreiches Werk erhielt er zahlreiche wichtige Preise, darunter mehrere für jahresbeste Science-fiction-Romane. Frankes faszinierende Utopien basieren auf den Erkenntnissen seiner naturwissenschaftlichen Arbeit.

REZENSION:

Herbert W. Franke ist ein Garant für sehr detailliert und glaubwürdig erzählte Geschichten, die überwiegend in einer Zukunft spielen die von ihm durchweg als real möglich dargestellt wird. Im Gegensatz zu üblichen SF-Romanen, die eher dem Fantasygenre zu entspringen scheinen, baut Franke ein Bild der Erde auf, wie sie in einigen hundert Jahren sein könnte – insbesondere, wenn der Mensch seinen Raubbau bzw. seinen Machthunger weiter ausbaut.

Im vorliegenden Buch mit dem Titel „Auf der Spur des Engels“ versucht Franke dies erneut auf seine ihm vorbehaltene Art und Weise zu vollziehen. Leider wird er seinem eigenen Können nicht ganz gerecht und es fehlt ein wenig die reale Glaubwürdigkeit dieser Utopie. Insbesondere einige Themen scheinen nicht ganz nachvollziehbar zu sein – wer glaubt denn daran, dass USB-Sticks (oder gar das Öl?) im 23. Jahrhundert noch Verwendung finden?

Im Gegensatz hierzu scheinen die politischen Tendenzen wieder ganz einem Herbert W. Franke zu entsprechen: Hierzu lässt sich absolut nichts negatives sagen.

Bei seiner Geschichte selbst handelt es sich um einen lockeren Thriller mit Anleihen bei James Bond bzw. anderen einschlägigen Agenten. Die Erzählweise bleibt durchweg eingängig und von den oben genannten Abstrichen abgesehen auch prinzipiell glaubhaft und nachvollziehbar.

Somit kann Herbert W. Franke mit diesem Buch nicht die Qualität anderer Romane aus seiner Feder erreichen – nichts desto trotz handelt es sich bei „Auf der Spur des Engels“ um einen Unterhaltungsroman, der für einige schöne Lesestunden sorgen kann und dies auch virtuos macht.

Jürgen Seibold/03.09.11

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