Heike Eva Schmidt: Die gestohlene Zeit

Originalausgabe Oktober 2013

© 2013 Knaur Taschenbuch

ISBN 978-3-426-51311-8

ca. 445 Seiten / € 12,00

COVER:

Emma ist fassungslos, weil die Zwerge sie zur Strafe für den Diebstahl des Rings für immer unter der Erde festhalten wollen.

Und es kommt noch schlimmer. Denn als Zwergenkönig Laurin Emma erblickt, glaubt er, seine lang verlorene Liebe wiederzusehen – und beschließt, Emma in drei Tagen zur Frau zu nehmen. Der ist klar: Sie muss da weg! Mit Jonathans Hilfe gelingt es Emma, die Zwerge zu vergiften und zu fliehen. Doch Laurin jagt ihnen mit letzter Kraft einen grausamen Fluch hinterher, bevor er bewusstlos wird: Emma verwandelt sich nachts in eine Katze, während Jonathan tagsüber zum Raben wird. Nur zwischen Tag und Nacht sind den beiden einige kostbare Momente vergönnt, die sie in Menschengestalt zusammen verbringen können. Um den Fluch zu lösen, müssen sie Laurins Ring wiederfinden – doch zurück in der Oberwelt stellt Emma zu allem Überfluss schockiert fest, dass inzwischen fast 30 Jahre vergangen sind. Wie sollen sie und Jonathan die Diebe nach all der Zeit ausfindig machen?

REZENSION:

Fantasyromane spielen zumeist in einer der gewünschten Handlung entsprechenden, erfundenen Welt, jenseits jeglichem Bekannten unserer „realen“ Erlebniswelt.

Umso schöner ist es, wenn jemand versucht, diese beiden vermeintlichen Gegensätze zu verweben.

In „Die gestohlene Zeit“ versucht die Autorin Heike Eva Schmidt exakt dies zu beheben und vermischt die „reale“ Welt geschickt mit der „fantastischen“ Welt der Mythen und Legenden.

Bereits zu Beginn des Buches erleben wir die Erzählung einer Legende, in der sich ein Zwergenkönig in den Dolomiten in eine Menschenfrau verliebt und dies natürlich nicht gerade zu einem gegenseitigen Verständnis führt.

Durch die Darlegung dieser Legende sind wir als Leser bereits im Bilde und begleiten nun die Protagonistin Emma auf ihrem Weg in die Berge als Begleitung einer Schulklasse.

Sehr rasant erzählt schubst nun die Autorin besagte Emma in das Zwergenreich, wo sich der verschmähte Zwergenkönig Laurin befindet – der sogleich in Emma seine Liebe wieder zu erkennen glaubt.

Nun befindet man sich im Zwergenreich und ich befürchtete bereits, einfach einen simpel gestrickten Fantasyroman zu lesen, dessen einziger Gag der Umstand ist, dass besagte Emma aus unserer Welt in die Zwergenwelt eintaucht. Glücklicherweise legt die Autorin aber noch einen drauf und sorgt dafür, dass Emma gemeinsam mit dem – ebenfalls gekidnappten – Koch Jonathan die Flucht gelingt.

Wie sich nun im Nachgang herausstellen sollte, sind zwar in der Zwergenwelt lediglich drei Tage vergangen – in der realen Welt jedoch bereits sagenhafte 27 Jahre, ohne dass Emma auch nur ein klein wenig älter aussehen würde.

Emmas Leben vollziehte sich in den 80ern und nun befindet sie sich in der heutigen Zeit. Genau dieser Kulturschock, der – ob man es glaubt oder nicht – sehr viele unverständliche Neuerungen zur Folge hatte, lässt nun den Charme dieser Geschichte aufsteigen. Nebenbei sei noch erwähnt, dass Jonathan erheblich länger als Gefangener bei den Zwergen leben musste – somit stellt sich für ihn das Jahr 2013 noch ein wenig diffuser dar.

Emma und Jonathan machen sich nun auf die Suche nach einem sagenhaften Ring, um diesen dem Zwergenkönig zurückzubringen, damit sie dadurch den Fluch lösen können, den ihnen der König auf ihrer Flucht noch auferlegen konnte: Emma wird nachts zu einer Katze, während Jonathan sich tagsüber in einen Raben verwandelt.

Nun, näher möchte ich auf den Inhalt dieser Geschichte nicht wirklich eingehen – das sollte man als Leser definitiv selbst erleben.

„Die gestohlene Zeit“ ist jedenfalls ein durchweg gelungener Unterhaltungsroman, der dafür sorgt, dass man als fantasievoller Mensch einfach mal wieder abtauchen kann. Die Geschichte lebt in erster Linie vom Kulturschock – sei es bei den Zwergen, die in unserer Zeit Jagd auf Emma machen oder Emma, die sich ganze 27 Jahre später wieder findet – von Jonathan möchte ich gar nicht sprechen…

Der Roman ist locker und amüsant erzählt und sorgt definitiv vor unterhaltsame Stunden, bei denen man schlichtweg abschalten und in eine amüsante „Such-den-Ring“-Geschichte abtauchen kann.

Natürlich sind einige Protagonisten und Handlungen recht gut einschätzbar und ab und an vorhersagbar – nichts desto trotz macht „Die gestohlene Zeit“ einfach Spaß und man ertappt sich ab und an schmunzelnd ob dieses Ideenreichtums und insbesondere dem Schock, der sich ab und an auftut in simplen alltäglichen Sachen, die es aber einfach in den 1980ern noch nicht gab.

Somit eine absolut gelungene Unterhaltung, die natürlich nur bei fantasievollen Menschen funktioniert. Von Heike Eva Schmidts Erzählweise aus betrachtet, kann man dieses Buch auch sehr gut Jugendlichen bereits in die Hand drücken – in diesem Fall kann „Die gestohlene Zeit“ auch ein ganz schöner Einstieg in manch andere Gefilde der fantastischen Romane sein.

Jürgen Seibold/02.02.2014

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