Gerwalt Richardson: Blutlinie

©2015 Eldur Verlag, Aachen

ISBN 978-3-937419-21-3

ca. 186 Seiten

COVER:

Was kommt dabei heraus, wenn ein bekannter BDSM-Autor einen Horrorthriller schreibt? Wahrscheinlich etwas, das weit abseits des Mainstreams gelegen ist, und vielleicht geeignet, den Leser nachhaltig zu verstören.

Zum Inhalt:

Nachdem Billy „Schwabbel“ Lassalle von einem Yupiie-Paar und seiner Chefin wegen seines enormen Übergewichts provoziert wurde, läuft er Amok, von New Mexico bis zur Wüste in Arizona. Seine bevorzugten Opfer: Junge, schöne Paare.

Als er in die Verkehrskontrolle des jungen Sherriffs Joseph Squire gerät, schießt er diesen nieder.

Joseph überlebt, muss aber feststellen, dass das ermittelnde FBI auffallend wenig Interesse zeigt, den Mörder zu stellen. So verlässt er seine hochschwangere Frau Alison und nimmt auf eigene Faust die Verfolgung auf. Doch Billy ist ihm immer einen Schritt voraus. Und er hat Alison nicht vergessen, deren Bild er in Josephs Wagen gesehen hat.

Ein durch und durch abartiger Serienmörder, eine Verschwörung und ein Setting im Südwesten der USA sind die Bausteine, aus denen dieser von Sex, Blut und Perversionen triefende Thriller errichtet ist.

Wir haben Sie gewarnt.

REZENSION:

Am Ende der Coverbeschreibung steht ganz lapidar der kleine Satz „Wir haben Sie gewarnt.“

Nun gut, so etwas schreiben Verlage gerne auf ihre Bücher und möchten dem Leser damit mitteilen, dass der Inhalt natürlich brutal, abartig und voll Sex ist. Meistens liest man dann alles mögliche, nur eben nichts wirklich abartiges, brutales und auch von Sex keine Spur.

Der Eldur Verlag wäre aber nicht der Eldur Verlag, wenn an diesem Satz nicht doch etwas wahres daran haften würde und ich kann mich nach dem Genuß dieses mir bis dato unbekannten Autors nur anschließen: Der Leser wurde hiermit ernsthaft gewarnt.

Jeder blumige Mainstream-Thriller-Leser sollte einfach die Finger von Blutlinie lassen, denn ich bin davon überzeugt, würde ich das Buch in einen Mixer stecken, bleibt nur eine Melasse aus Blut, Gedärmen und Sperma übrig. Aber verdammt nochmal: Die Geschichte macht trotzdem Spaß, denn es handelt sich um eine rasante Geschichte, die einem keine Ruhe lässt.

Anfangs ist man noch ein wenig verwirrt, da der Prolog eine Richtung vorlegt, die einem lange nicht klar wird. Billy selbst ist ein gelangweilt wirkender Allerweltstyp, der sich in paar Dollar an der Zapfsäule einer Tankstelle verdient. Wie schmal der Grat zum Amoklauf ist, zeigt sogleich die nächste Szene, in der er von einem neureichen Yuppie blöd angemacht wird. Ab diesem Augenblick ist es für jeden besser, nicht den Weg Billys zu kreuzen. Insbesondere Paare haben es ihm angetan und die folgenden Folterszenen und Vergewaltigungen sind haarklein beschrieben – aber man wurde ja gewarnt!

Sehr sympathisch wirkt Sheriff Joseph, der sich eher widerwillig auf die Jagd nach Billy macht. Darüber hinaus taucht ab und an auch noch das FBI auf, zeigt aber deutlich, dass diese keine großartigen Anstrengungen vornehmen.

Dies verwundert zeitweise ein wenig – erfreulicherweise löst der Autor sämtliche Begebenheiten recht plausibel auf. Billy selbst wirkt sehr unsympathisch und einfach nur krankhaft. Dieser Eindruck löst sicher aber mit der Zeit und am Ende taucht doch tatsächlich sogar etwas Sympathie für ihn auf.

Blutlinie ist ein rasant erzählter Plot, der vor absolut gar nichts zurückschreckt. Somit sicher nicht für jeden Leser geeignet. Wer jedoch auch vor Stücken der härteren Gangart nicht zurück schreckt, ist hier sehr gut aufgehoben.

Jürgen Seibold/07.03.2016

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