Originalausgabe 2019
©2019 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
ISBN 978-3-423-26231-6
ca. 318 Seiten
COVER:
„Was ist mit dieser Morddrohung, Otto?“
„Franz, die wollen meine Mutter umbringen!“
„Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?“, frag ich, zieh die Vorhänge auf und seh aus dem Fenster.
„Kannst du die verdammten Gardinen wieder zumachen?“
„Jetzt mach dich nicht lächerlich, Otto. Wir sind hier in Niederkaltenkirchen“, sag ich grad noch, dann fliegt uns ein riesiger Stein durchs Fenster und tausend Scherben um die Ohren.
In seinem zehnten Fall bekommt es der Eberhofer mit brutalen Geldeintreibern, abgeschnittenen Fingern und einer Morddrohung zu tun. Noch bevor er die Ermittlungen aufnehmen kann, explodiert der Lotto-Laden mitten in Niederkaltenkirchen! Und neben einer weiblichen Leiche findet man am Tatort die Reste eines Molotowcocktails.
Ausgerechnet jetzt meint der Birkenberger, dem Franz die kalte Schulter zeigen zu müssen. Aber Ermittlungen ohne den Rudi? Und als wär das alles nicht genug, hat der Eberhofer auch noch seine liebe Not mit dem Flötzinger, der langsam, aber sicher vor die Hunde geht …
REZENSION:
Die Reihe um den Provinzpolizisten Franz Eberhofer hat sich in den letzten Jahren zu einem unglaublichen Phänomen entwickelt. Auch ich bin davon infiziert worden und konnte mich trotz meiner üblicherweise gänzlich anders ausgerichteten Leseleidenschaft dem nicht entziehen. Dies hatte jedoch einen ganz besonderen Grund: Ich selbst bin aus Bayern und habe viele dieser in den Romanen als Klischee fungierende Dialoge und Wesenheiten im wahren Leben exakt wie dargestellt erlebt. Insbesondere meine Oma war ein Abbild der im Roman agierenden Oma vom Eberhofer. Natürlich hat Rita Falk in ihren Büchern dieses Bild etwas provoziert und ungebremst gefüttert – aber gerade deswegen hatte ich die Geschichten immer wieder als nette Zwischenunterhaltung zu mir genommen.
Die Handlungen waren leicht, nachvollziehbar, witzig und ab und an erfreulich bissig.
Nun liegt bereits der zehnte Band vor und darüber war ich abermals sichtlich froh.
Die Medien haben sich bereits in Vorabmeldungen gegenseitig übertroffen – scheinbar läuft das Marketing geschmiert und lockt so ziemlich jeden hervor.
Die Fernsehfilme über den Eberhofer sind nett, konnten bisher den Biss der Bücher nicht abdecken, schienen aber dem ganzen noch eine weitere Ebene hinzu zu fügen. Alles in allem ein richtig gelungenes Rund-um-Wohlfühlpaket, welches mit GUGLHUPFGESCHWADER das zehnjährige Jubiläum einläutete.
Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf: Das neueste Werk ist erneut eine nette Geschichte mit den uns ans Herz gewachsenen Teilnehmern. Nichts desto trotz scheint die Autorin hiermit zu vielen Menschen etwas recht machen zu wollen. Irgendwie wirkt die Geschichte genauso weichgespült, wie es die dazugehörigen, typisch deutsch verfilmte, TV-Filme machen. Ja, die Filme sind witzig, besitzen ein gelungenes Ensemble, sind aber bisher immer etwas netter herüber gekommen, als die richtig niederbayrisch wirkenden Bücher. Nun, Band 10 schließt diese Lücke und ist nun ebenfalls nichts weiter als ein netter Roman mit einem guten Ensemble, einem etwas an den Haaren herbeigezogenen Kriminalfall und einer etwas kindisch wirkenden „Liebesgeschichte“ zwischen zwei Freunden.
Einige Themen, die in früheren Büchern eröffnet wurden, werden überhaupt nicht beachtet (hatten die nicht gemeinsam ein Haus zu bauen versucht??) – neue Ideen traten leider überhaupt nicht auf. Sämtliche Figuren agieren nach einem mittlerweile sehr bekannten Schema, was ich außerordentlich schade finde, da sicher noch ausreichend Potenzial vorhanden wäre, wenn man wieder etwas weniger in Richtung Markt schielen würde und/oder einfach versucht, seinen eigenen Weg zu gehen.
Nun, klingt alles ein wenig hart – dennoch ist auch GUGLHUPFGESCHWADER wieder ein nettes Unterhaltungsbuch. Nichts desto trotz waren nahezu alle anderen Vorgänger erheblich besser in ihrer Wirkung und konnten mich problemlos nicht nur zum Schmunzeln, sondern gar zum Lachen bringen. Dies funktionierte diesmal eher nicht, da in dieser Darbietung die notwendige Würze gefehlt hat. Schade, aber ich bin mir sicher, dass diese Reihe noch weiter geht – vielleicht trumpft Nummer 11 dann ja wieder auf.
Jürgen Seibold/22.09.2019
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