Originaltitel: Skitter
Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt
©Ezekiel Boone 2017
Für die deutschsprachige Ausgabe: ©2017 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M.
ISBN 978-3-596-03583-0
ca. 426 Seiten
COVER:
Sie sind da und vermehren sich rasend schnell …
Doch das ist erst der Anfang.
Fleischfressende Spinnen haben Los Angeles, Oslo, Delhi, Rio de Janeiro und weitere Städte befallen. Millionen von Menschen sind weltweit gestorben, und China gleicht einem nuklearen Wasteland. Da gibt die Wissenschaftlerin Melanie Guyer Entwarnung. Die Spinnen sterben, die Plage scheint überstanden. Doch hat sie damit recht? Als in Japan ein Kokon gefunden wird, der Spinneneier gigantischen Ausmaßes enthält und Überlebende in Los Angeles die Quarantänezone mit Waffengewalt verlassen, müssen die Regierungen einsehen: Der Ausnahmezustand kann nicht aufgehoben werden. Jetzt muss die Präsidentin der USA mit einer schrecklichen Nachricht an die Presse: Jeder ist auf sich allein gestellt – denn die Spinnen haben sich Wirte gesucht, menschliche Wirte.
REZENSION:
Bereits mit dem ersten Band dieser Trilogie konnte Ezekiel Boone ausreichend unterhalten und überzeugen. Sein auf Spinnen basierendes Grauen ist eine Analogie zu allgemeinen Ängsten der heutigen Zeit. Man kann die menschenfressenden Achtbeiner ganz leicht mit Viren, Seuchen und Kriegen austauschen. Nichts desto trotz wirken Spinnen für viele Leser sicherlich eingängiger und greifbarer. Jeder hat doch im tiefsten Inneren Angst vor diesen Killermaschinen, die unseren Planeten schon nahezu seit Anbeginn bevölkern.
In seinem Fortsetzungsband „Die Zeit läuft“ ist die Gefahr bereits bekannt und ich fragte mich wirklich, ob Ezekiel Boone nun lediglich weitere spinnenhaften „Eroberungen“ gegenüber den Menschen zu erzählen hat oder doch mit weiteren Ideen aufwarten kann.
Wie sich herausstellen sollte, legt er seinen Fokus verstärkt auf die agierenden Menschen – was irgendwie sogleich beängstigender wird, als die schwarz behaarte Gefahr.
Neben Überlebenskünstlern und Familiendramen lässt er uns sehr stark an den Begebenheiten im Weissen Haus teilhaben. Und genau hier liegt das größte Drama, welches sich meiner Meinung nach auch mit Sicherheit so oder so ähnlich bei einer realen Gefahr abspielen könnte:
Es gibt die militärischen Befürworter, die am Liebsten halb Amerika mit ihrem Atom-Arsenal dem Erdbogen gleich machen würden. Im Gegenzug dabei glücklicherweise eine Präsidentin, die erstaunlich kompetent und anständig wirkt. Dennoch muss sie einen weitreichenden Befehl geben, der zur Folge hat, dass die Menschen in ihrem Staat eingegrenzt und auf sich allein gestellt werden. Millionen Tote sind im Zuge dessen leider nichts weiter als ein Kollateralschaden zugunsten der allgemeinen Menschheit.
Dieses Schema macht vorliegenden Roman so erschreckend, denn man kann sich einfach nicht von dem Gedanken befreien, dass dies der Realität entsprechen wird.
Der Schreibstil von Boone ist auch im zweiten Buch unverändert eingängig und mit kurz gehaltenen Kapiteln rasant erzählt. Die Spinnengefahr ist beinahe als Sekundär zu betrachten, dennoch weiterhin nicht vernachlässigbar.
Alles in allem eine gelungene Fortsetzung eines bis jetzt sehr geschickt aufgebauten und spannenden Unterhaltungsromans. Ich bin schon ganz auf den finalen Band gespannt und lass mich davon überraschen, ob die bereits etwas dezimierte Menschheit noch auf einem einigermaßen sauberen Weg die Kurve bekommt – oder gewinnen gar die Kolonien der menschenvernichtenden, achtbeinigen, Jahrtausende überlebenden Spinnentiere?
Ich lasse mich gerne überraschen…
Jürgen Seibold/10.11.2017
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