1. Auflage, 23. Juni 2009
(c) periplaneta.com, Edition Totengraeber
ca. 293 Seiten / € 13,99
COVER:
Edgar Tess ist Essenswagenfahrer in einer Schönheitsklinik und nur nebenberuflich Serienmörder. Und er ist Künstler, wie sein Vater, der leider schon tot ist. Tess ist zwar schizophren und hört Stimmen, ist aber sonst ein interessanter Typ, der Frauen fasziniert. Doch er beschränkt sich auf käuflichen Sex, so wie sein Vater, kurz bevor er sich die Rübe weggeschossen hat. Edgar Tess hat also leider ein Frauenproblem. Welcher Mann hat das nicht. Doch bei “Eddie” nimmt das fast schon krankhafte Züge an. Aber das ist bei dieser nörgelnden alten Mutter, die nur Leberwurstbrote ist und im Rollstuhl sitzt, völlig verständlich. “Eddie” hat also auch noch ein Mutterproblem. Welcher Mann hat das nicht. Doch es gibt da noch eine andere Frau. Diane ! Was die schöne Ärztin wohl über seine Vernissage denken wird? Edgar Tess plant nämlich eine Ausstellung, die ihm endlich Mutters Liebe und Anerkennung einbringen soll! Deshalb nimmt sein Interesse an Frauen auch immer mehr sachlich- pathologische Züge an …
REZENSION:
“Haben Sie schon mal jemandem den Kopf abgesägt?”
Es gibt Bücher, die mit Vorsicht zu genießen sind. Würde ich Dirk Radtkes Vernissage einem unbedarften Menschen zum Lesen geben, würde ich mit Sicherheit hören, dass dieses Buch schlichtweg „krank“ ist. Wahrscheinlich muss man sich als Leser dieses Werkes auch noch zum Vorwurf machen lassen, dass man selber „krank“ ist.
Ehrlich gesagt bin ich beim Genuss solcher Bücher gerne „krank“. Wenn ein Buch schon mit der Köpfung per Handsäge losgeht, braucht man eigentlich nichts weiter sagen. Das Buch führt auch in diesem trockenen, schwarzhumorigen und blutigen Weg weiter und lässt den Leser nicht mehr los. Man lernt einen absoluten, schizophrenen Hauptdarsteller kennen, mit dem man sich besser nicht identifizieren sollte. Nichts desto trotz macht es irgendwie Spaß – wahrscheinlich bin ich „krank“…
Dirk Radtke versäumt es nicht, auf die Hintergründe des Psychopaten einzugehen – dadurch erhält seine Geschichte auch eine gewisse Glaubwürdigkeit und man erkennt förmlich, wie geschickt sich manche Personen verstellen können und trotzdem der Inbegriff des Bösen sind.
In Vernissage wird das krankhafte Verhalten mit allem beschrieben, was die Handlungen auf zu weisen haben: Hier gibt es blanken, brutalen Sex, Morde mit unbegreiflichen Vorgehensweisen, die jedoch sehr farbig und detailliert beschrieben sind.
Vernissage ist sehr schwer einzuordnen: Die leichteste Einordnung wäre noch die Altersfreigabe – niemand unterhalb der Volljährigkeit sollte dieses Buch öffnen. Als weiteres handelt es sich um blanken Psychopatenhorror – und somit sollte kein einziger Leser ohne hohe Toleranzgrenze dieses Buch aufschlagen. Alle hartgesottenen werden in Vernissage eine sehr abwechslungsreiche, interessante, blutrünstige und spannende Geschichte entdecken, wie es sie schon lange nicht mehr gab. Absolut nicht für den Mainstream geeignet – aber trotzdem aus Sicht meines „kranken“ Gehirns zu empfehlen.
Jürgen Seibold/06.10.2009
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